Iris Apfel: Der Krimskrams einer Ikone
Iris Apfel war eine Stilikone bis ins hohe Alter, oder besser gesagt: Sie wurde erst im hohen Alter eine. Los ging es im Jahr 2005 – sie war damals schon 84 Jahre alt – im Metropolitan Museum of Art mit einer Ausstellung über ihre Modesammlung, die nur zustande kam, weil eine andere kurzfristig abgesagt werden musste, und der Kurator ein Fan ihres Stils war. Es folgten TV-Auftritte, ein Dokumentarfilm, ein Buch, ein Modelvertrag, Magazincover auf der ganzen Welt (auch im ZEITmagazin), eine eigene H&M-Kollektion, Millionen Follower auf Instagram, sogar eine eigene Barbie. Das alles passierte ihr zu einem Zeitpunkt, an dem das Leben für andere sich bereits dem Ende zuneigt.
Im vergangenen Jahr ist Iris Apfel dann im Alter von 102 gestorben. In diesen Tagen versteigert das Auktionshaus Christie’s ihren Nachlass: ihre Möbel und ihre Kleidung, viele, viele Bücher, Kunst und herrlichen Krimskrams, und natürlich auch ihre riesigen Brillen, die zu ihrem Look gehörten wie zu Karl Lagerfeld seine Sonnenbrillen. Zwei cremefarbene Chaiselongues im Stil von Louis XVI., die Skulptur eines Vogelstraußes, auf dem eine Kermit-Figur reitet, ein venezianisches Gläser-Set, ein Federmantel von Dior, ein rosa-rot-gelbes Kleid von Carolina Herrera: Alleine beim Durchblättern des Katalogs fühlt man sich ein bisschen, als sei man zu Besuch in ihrer Wohnung.
Lange habe sie darunter gelitten, hat die Unternehmerin und Inneneinrichterin oft erzählt, dass sie sich selbst nicht schön gefunden habe. Bis eine Verkäuferin in einer Modeboutique ihr eines Tages gesagt habe: „Du hast etwas viel Besseres: Stil.“
Die Präsidentenberaterin
Diesen Stil hat sie selbst einmal dem Magazin Elle Decor ganz einfach beschrieben: „Alles, was ich tun kann, um gutes Design, Farbe, gute Laune und ein bisschen organisierten Wahnsinn in dieser traurigen, grauen Welt zu verbreiten – darauf springe ich an.“ Oder wie das Magazin Architectural Digest jetzt geschrieben hat: „Sie hatte einen exquisiten, exzentrischen und überaus eklektischen Stil.“
In den 1950er-Jahren hat Iris Apfel mit ihrem Mann Carl Apfel ein Textilunternehmen gegründet und zu großem Erfolg geführt. Neun US-Präsidenten haben die beiden bei der Einrichtung des Weißen Hauses beraten, darunter John F. Kennedy, Ronald Reagan und Bill Clinton.
Ansonsten genossen sie ihr Leben in New York und blieben verheiratet bis zu Carl Apfels Tod im Jahr 2015. Ein Mittel gegen Traurigkeit und Trauer hatte Iris Apfel aber immer: „Manchmal, wenn es mir nicht so gut geht“, hat sie einmal gesagt, „gehe ich in meinen Kleiderschrank und schlagartig bin ich glücklich und hüpfe durch die Gegend, als wäre ich nicht schon über 90.“ Und wir können heute für die Nachwelt festhalten: Iris Apfel und ihr einmaliger, farbenfroher Stil sind unsterblich.