Fernanda Torres: Wie viel Kraft verfügt die Kunst?
Nein, kein Tor, ein Film. Nur ein Film und eine Schauspielerin, die in Rio de Janeiro in jener Nacht etwas entfesseln, als hätte Neymar den entscheidenden Elfmeter bei einem WM-Finale versenkt: Zehntausend Kilometer nördlich, in Los Angeles, haben sie gerade Für immer hier bei der Oscarverleihung als besten internationalen Film ausgezeichnet. Man sieht auf Videos, wie Brasilianer aufspringen, sich um den Hals fallen, die Strohhüte in die Luft werfen, schreien, weinen, jubeln. Frauen tanzen als Fernanda Torres verkleidet in schwarzen Abendkleidern und mit Drinks in der Hand durch die Straßen, sie schwankt als Pappbild lächelnd über den Köpfen auf den Karneval-Paraden, ihr Name klebt mit Glitzersteinchen auf nackten, verschwitzten Dekolletés. Es geht hier um mehr als einen Preis, um mehr als internationale Aufmerksamkeit. Es ist die Freude über eine Frau, die gerade mit der Kraft der Kunst das Land verändert.