Marktbericht: Handelsstreit-Sorgen verhindern Erholung im Deutscher Aktienindex


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Stand: 04.02.2025 09:42 Uhr

Nach den kräftigen Einbußen zum Wochenstart kann sich der DAX zunächst stabilisieren. Aber die Sorgen um eine Fortsetzung des Handelsstreits verhindern eine echte Erholung. Marktbeobachter rechnen mit schwankenden Kursen.

Der DAX tritt im frühen Handel etwa auf Vortagesniveau bei 21.432 Zählern auf der Stelle. Gestern war der deutsche Leitindex aus Furcht vor einem eskalierenden Handelskonflikt um 1,4 Prozent auf 21.428 Zähler abgesackt. Die Charttechniker von HSBC rechnen eher mit weiteren Kursverlusten und sehen bei rund 21.000 Punkten eine „Kernhaltezone“.

Die Aktienmärkte haben derzeit einiges zu verarbeiten, da US-Präsident Donald Trump für eine Nachrichtenflut sorgt. Er hatte am Wochenende Zölle auf Waren aus Kanada, Mexiko und China verhängt. Mittlerweile hat Trump die Zölle gegen Kanada und Mexiko jedoch um einen Monat verschoben und weitere Gespräche mit China angekündigt.

Der Handelsstreit mit China setzt sich derweil aber fort: Als Antwort auf die am Wochenende angeordneten Zölle hat China mit Gegenzöllen reagiert. Wie das Finanzministerium in Peking mitteilte, sollen Zusatzzölle in Höhe von 15 Prozent auf Kohle und verflüssigtes Erdgas aus den USA erhoben werden. Für Öl und landwirtschaftliche Maschinen soll demnach ein Zusatzzoll von zehn Prozent gelten.

„Generell bedeutet der Zollstreit für einen freien Welthandel nichts Gutes“, heißt es von der Commerzbank. „Und selbst wenn sich die Krise rasch lösen sollte, ist damit ein beträchtlicher Vertrauensschaden angerichtet.“

Das hat natürlich Folgen für die Finanzmärkte, die Anleger sollten sich in der nahen Zukunft auf schwankende Kurse am Aktienmarkt einstellen: „Kurzfristig halte ich weitere Rücksetzer für nicht unwahrscheinlich. Während des Handelskrieges mit China in Trumps erster Amtszeit setzte der Aktienmarkt mehrmals zurück. Damals folgten auf merkliche Kurseinbrüche häufig mildere Äußerungen aus Washington, woraufhin sich die Kurse wieder erholten – unter dem Strich legten US-Aktien zu“, kommentiert Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank.

Der US-Standardwerteindex Dow Jones hatte sich gestern mit einem Minus von 0,3 Prozent bei 44.421 Punkten aus dem Handel verabschiedet. Der breit gefasste S&P 500 verlor 0,8 Prozent auf 5.994 Zähler, und der technologielastige Nasdaq gab 1,2 Prozent auf 19.391 Stellen nach.

In Tokio legte der Nikkei-Index um 0,7 Prozent auf 38.798 Punkte zu. In Hongkong stieg der Hang Seng Index um gut zwei Prozent. Anfängliche Gewinne von mehr als drei Prozent bröckelten etwas ab, als die USA und China sich gegenseitig mit Zöllen belegten. Die chinesischen Börsen auf dem Festland sind noch wegen des chinesischen Neujahrsfestes geschlossen.

Der Euro hat seine Kurserholung vom Vorabend vorerst nicht fortgesetzt. Nach dem Aufschub für US-Zölle auf Waren aus Mexiko und Kanada, hat China zuletzt mit Gegenzöllen reagiert und damit wieder mehr Unsicherheit an den Finanzmärkten geschürt. Am Morgen wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,03 Dollar gehandelt und damit etwa einen halben Cent tiefer als am Vorabend.

Nintendo bekommt vor der Markteinführung des „Switch“-Nachfolgers die Kaufzurückhaltung beim Auslaufmodell der Spielkonsole zu spüren. Der japanische Elektronikkonzern senkte die Absatzprognose für das alternde Produkt um zwölf Prozent auf elf Millionen Einheiten im Ende März auslaufenden Geschäftsjahr 2024/25. Zugleich kappte Nintendo den Ausblick für das operative Ergebnis um 22,2 Prozent auf 280 Milliarden Yen (1,75 Milliarden Euro). In den ersten Monaten bis Dezember brach der Gewinn fast um die Hälfte auf 247,6 Milliarden Yen ein. Nintendo bringt die neue „Switch“ in diesem Jahr auf den Markt, deshalb halten sich Kunden mit Käufen der alten Version zurück

Infineon ist etwas besser als erwartet durch das erste Quartal seines neuen Geschäftsjahres gekommen. Dennoch sank der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um acht Prozent auf 3,4 Milliarden, weil die Nachfrage in allen wichtigen Bereichen schwächelte. Der Gewinn stürzte im Vergleich zum Vorjahresquartal um mehr als die Hälfte auf 246 Millionen Euro ab, aber es gab keinen Verlust wie im vierten Geschäftsquartal 2024. Im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres, das bei Infineon von Oktober bis September läuft, erwartet der Konzern Rückenwind durch den schwachen Euro und daher nun höhere Umsätze.

Tesla hat im vergangenen Jahr einen Absatzeinbruch in Kalifornien erlitten. Die Neuzulassungen für die Fahrzeuge des E-Autobauers fielen in dem US-Bundesstaat 2024 um zwölf Prozent, wie aus Daten des Verbands von Neuwagen-Händlern in Kalifornien hervorging.

„Die Dinge sehen für Tesla im Golden State nicht so gut aus. Die Dominanz von Tesla auf dem Markt für Elektrofahrzeuge gerät weiter ins Wanken, da die Marke ihren fünften vierteljährlichen Zulassungsrückgang in Folge verzeichnete“, teilte der Verband weiter mit. Neben einem harten Wettbewerb und hohen Zinsen dürfte die Rolle von Tesla-Chef Elon Musk bei den US-Wahlen den Absatzrückgang verschärft haben.

Palantir hat gestern seine Umsatzprognose für das laufende Quartal und das Gesamtjahr angehoben. Der Datenanalyse-Spezialist stellt für das erste Quartal einen Umsatz zwischen 858 und 862 Millionen Dollar in Aussicht. Analysten erwarten 799,4 Millionen Dollar. Für das Geschäftsjahr 2025 geht Palantir von einem Umsatz zwischen 3,74 und 3,76 Milliarden Dollar aus. Experten rechnen hier im Schnitt mit 3,52 Milliarden Dollar.

Das Umsatzwachstum werde sowohl von Neukunden als auch von Bestandskunden getragen, die auf die AIP-Plattform für Künstliche Intelligenz (KI) von Palantir zugriffen, sagte der hochrangige Manager Ryan Taylor.

Die Schweizer Bank UBS hat Ende 2024 mehr verdient als vor einem Jahr. Im vierten Quartal habe der Gewinn vor Steuern bei etwas mehr als einer Milliarde Dollar gelegen. Die Bank erhöhte die Dividende zudem stärker als zuletzt in Aussicht gestellt und kündigte einen weiteren Aktienrückkauf an. Unter dem Strich machte die UBS im vierten Quartal einen Gewinn von 770 Millionen US-Dollar. Im Vorjahresquartal hatte sie wegen der Integration der Credit Suisse einen Verlust von 279 Millionen verbucht.

Source: tagesschau.de