OpenAI, Anthropic, Mistral: Diese 5 VCs finanzieren die KI-Revolution sozusagen einsam
Wir setzen KI immer häufiger ein. Im Büro, im Alltag. Die Angebote der großen KI-Startups werden immer vielfältiger – und fähiger. Aber: Wer steckt eigentlich hinter den KI-Giganten?

Gettyimages / Alona Horkova; Collage: Gründerszene
Es ist ein Milliardenbusiness. Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) hat beträchtliches Kapital von institutionellen Anlegern, Technologiekonzernen und Risikokapitalgebern angezogen. Die führenden KI-Startups OpenAI, Anthropic, Perplexity AI oder Mistral AI haben sich mit ihren generativen KI-Angeboten im Arbeitsalltag an vielen Stellen bereits etabliert. Doch wer hat die Milliardeninvestitionen gestemmt?
Dass Microsoft einer der größten Investoren in OpenAI ist und frühzeitig mehrere Milliarden Dollar in das Unternehmen gesteckt hat, ist gut dokumentiert. Die erste Investition erfolgte 2019 mit einem Betrag von einer Milliarde US-Dollar als Teil einer breiteren Partnerschaft. Insgesamt hat Microsoft etwa 13 Milliarden US-Dollar (12,2 Milliarden Euro) in OpenAI investiert. Es ist das größte singuläre Finanzengagement bei den großen KI-Startups – auch wenn die Geschäftsbeziehung der beiden Firmen derzeit porös zu werden scheint: Mehreren Medienberichten zufolge entwickelt Microsoft eigene Modelle und sucht Partnerschaften, um sich von OpenAI zu lösen. Der Instagram- und Whatsapp-Konzern Meta hat mit Llama ein komplett eigenes Sprachmodell entwickelt, das öffentlich zugänglich ist. Auch Google investiert seit Jahren viele Milliarden in fremde (Anthropic) wie eigene KI-Anwendungen, etwa DeepMind, Gemini oder Gemma.
Beim Blick auf die weiteren Investoren wird allerdings schnell erkennbar, dass diese sich zumeist nicht nur bei einem der Anbieter eingekauft haben. Oder anders ausgedrückt: Es sind nur einige wenige Geldgeber, die die KI-Revolution unter sich ausmachen. Wir haben uns einmal angesehen, wer wen finanziert:
Nvidia
Der Chip-Hersteller Nvidia ist längst auch ein aktiver Risikokapitalgeber geworden. CEO Jensen Huang sei bei den Startup-Investments sehr involviert, berichten Insider.
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Gleichzeitig hat die marktbeherrschende Stellung im Bereich der KI-Hardware das Unternehmen zu einem Schlüsselinvestor bei mehreren KI-Vorreitern gemacht:
- OpenAI: Nvidia beteiligte sich an OpenAIs 6,6-Milliarden-Dollar-Finanzierungsrunde im Jahr 2024 und stellte neben Kapital auch Zugang zu seinen GPU-Clustern für das Training fortschrittlicher Modelle wie GPT-5 bereit.
- Perplexity AI: Nvidia unterstützte Perplexitys Series-C-Runde über 500 Millionen Dollar im Jahr 2024 und brachte seine Expertise bei der Optimierung von Inferenzprozessen für Echtzeit-Suchanwendungen ein.
- Mistral AI: Nvidia beteiligte sich an Mistrals Series-B-Runde in Höhe von 600 Millionen Euro und förderte damit die Entwicklung mehrsprachiger Open-Source-Modelle und europäischer Cloud-Partnerschaften.
Nvidias Investitionen dürften der übergeordneten Strategie folgen, die eigenen Prozessoren als Standardinfrastruktur für KI-Training und -Inferenz zu etablieren. Durch die Unterstützung von Unternehmen mit unterschiedlichen technischen Ansätzen – von OpenAIs proprietären Modellen bis hin zu Mistrals Open-Source-Frameworks – stellt Nvidia sicher, dass seine Hardware für sämtliche KI-Entwicklungsparadigmen unverzichtbar bleibt.
Softbank
Softbank hat über seinen Vision Fund 2 und andere Unternehmenskanäle Kapital eingesetzt, um Positionen in verschiedenen KI-Ökosystemen zu sichern. Die aufgeführten Investitionen beinhalten nicht mögliche zukünftige Investitionen – im Rahmen des Stargate-Projekts sollen in den USA bis zu 500 Milliarden Dollar von unterschiedlichen Investoren – darunter Softbank – in die Weiterentwicklung des dortigen KI-Ökosystems fließen.
- OpenAI: SoftBank investierte 2,1 Milliarden Dollar in OpenAIs Finanzierungsrunde 2024 und gewann damit Zugang zu generativen KI-Anwendungen für Unternehmens- und Konsumentenmärkte.
- Perplexity AI: Der Konzern führte Perplexitys Series-B-Runde in Höhe von 250 Millionen Dollar im Jahr 2024 an, angezogen vom Potenzial der werbefreien Suchmaschine, Googles Marktdominanz herauszufordern. Die Runde führte Perplexity zu einer damaligen Bewertung von 3 Milliarden Dollar.
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Softbanks doppelgleisige Investitionsstrategie unterstreicht den Fokus sowohl auf Entwickler fundamentaler Modelle (OpenAI) als auch auf disruptive KI-Anwendungsunternehmen (Perplexity). Dieser Ansatz folgt dem generellen Ansatz von Softbank-Boss Masayoshi Son, in ausgewählten Bereichen recht umfangreich und breit zu investieren.
Salesforce Ventures
Der Investmentarm von Salesforce hat strategisch KI-Unternehmen ins Visier genommen, die sein eigenes Customer-Relationship-Management (CRM)-Ökosystem ergänzen:
- Anthropic: Salesforce Ventures beteiligte sich an Anthropics Series-E-Runde in Höhe von 3,5 Milliarden Dollar und integrierte die Reasoning-Fähigkeiten von Claude in die eigene Einstein AI-Plattform. Die Finanzierungsrunde brachte Anthropic eine Bewertung von 61,5 Milliarden Dollar.
- Mistral AI: Das Unternehmen unterstützte Mistrals Series-B-Runde, um Zugang zu europäischen Sprachmodellen für multinationale CRM-Implementierungen zu erhalten.
Durch Investitionen in geografisch und technisch unterschiedlich aufgestellte KI-Firmen will Salesforce allem Anschein nach sicherstellen, dass seine Produkte auf globalen Märkten wettbewerbsfähig bleiben. Und eine übermäßige Abhängigkeit von einem einzelnen KI-Anbieter zu vermeiden – also eine einseitige Abhängigkeit wie bislang zwischen Microsoft und OpenAI.
Lightspeed Venture Partners
Der Helsing-Investor Lightspeed hat wie Salesforce ebenfalls den Weg eingeschlagen, zwei konkurrierende KI-Unternehmen zu unterstützen:
- Anthropic: Die Firma co-leitete Anthropics Series-E-Runde über 3,5 Milliarden Dollar bei einer Bewertung von 61,5 Milliarden Dollar, angezogen von Claudes konstitutionellem KI-Framework.
- Mistral AI: Lightspeed beteiligte sich an Mistrals 600-Millionen-Euro-Runde und setzte damit auf das europäische Streben nach KI-Souveränität durch Open-Source-Modelle.
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Diese duale Investitionsstrategie soll es dem VC ermöglichen, sich gegen regionale regulatorische Veränderungen abzusichern – Anthropics US-zentrierter Ansatz auf der einen, Mistrals EU-fokussierte Compliance auf der anderen Seite. Gerade in Zeiten einer geopolitischen Entzweiung der beiden „Seiten“ könnte das eine sicherere Strategie sein, als auf nur einen Anbieter zu setzen.
General Catalyst
Auch die seit vergangenem Jahr mit dem deutschen VC La Famiglia fusionierte Risikokapitalfirma General Catalyst hat sich über geografische Märkte und technische Architekturen hinweg diversifiziert:
- Anthropic: General Catalyst beteiligte sich an Anthropics Series-D-Runde, bei der das Unternehmen vor der Series E mit 38 Milliarden Dollar bewertet wurde.
- Mistral AI: Die Firma führte Mistrals Series-B-Runde an und betonte Europas Bedarf an Alternativen zu US-amerikanischen und chinesischen KI-Anbietern.
Diese transatlantische Strategie positioniert General Catalyst so, dass es sowohl von Anthropics Unternehmenspartnerschaften als auch von Mistrals Regierungsaufträgen in EU-Mitgliedstaaten profitieren kann.
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Source: businessinsider.de