Auszeichnung jener Akademie: Künstler Fareed Armaly lehnt Käthe-Kollwitz-Preis ab

Der in Berlin und den USA lebende amerikanische Künstler Fareed Armaly hat die Annahme des diesjährigen Käthe-Kollwitz-Preises der Berliner Akademie der Künste abgelehnt. Zur Begründung verwies er auf einen „beunruhigenden Trend zur Zensur“ in Deutschland, wie die Künstlervereinigung am Donnerstag in Berlin mitteilte. Als Reaktion auf die Ablehnung will die Akademie den mit 12.000 Euro dotierten Preis in diesem Jahr nicht verleihen.
Akademie-Präsident Manos Tsangaris, hieß es, respektiere die Entscheidung des 1957 im Bundesstaat Iowa geborenen Dokumentarfilmers und Installationskünstlers, der palästinensische Eltern hat. Zugleich unterstrich Tsangaris in einem Schreiben an Armaly die Unabhängigkeit der Akademie und deren Engagement gegen Zensur, Selbstzensur, Cancel-Culture, Boykott-Aufrufe und politische Beeinflussung.
„Reaktionäre Wende in der Kulturpolitik“
Armaly hatte zur Begründung seiner Ablehnung des Preises bereits im August 2024 geschrieben, dass er an „diesem historischen Wendepunkt“ in Deutschland nicht mit einer Institution zusammenkommen könne, die unter den aktuellen kulturpolitischen Rahmenbedingungen arbeite. Seit einigen Jahren gebe es „eine hoch politisierte, reaktionäre Wende in der offiziellen Kulturpolitik“, die darauf abziele, „Verteidiger palästinensischer Ansprüche nach internationalem Recht“ zum Schweigen zu bringen, heißt es in dem Schreiben, das Armaly auf seiner eigenen Website veröffentlicht hat.
Als Folge sei eine wachsende Liste von Absagen – „Ehrungen, Buchpreise, Ausstellungen, Lehraufträge, Einladungen zu Konferenzen und Vorträgen“ – entstanden, von der „Wissenschaftler und Künstler mit unterschiedlichen Solidaritäten und Zugehörigkeiten“ betroffen seien. In diesem „Umfeld der Einschüchterung“ würden selbst liberale Kulturinstitutionen offenbar zur Selbstzensur greifen. Dies alles befördere die „anhaltende Entmenschlichung der Palästinenser“.
Armaly wurde in Deutschland durch seine Teilnahme an der Documenta 2002 bekannt. Dort zeigte er eine Installation, in der die Oberfläche eines Steins auf eine Landkarte der palästinensisch besiedelten Gebiete projiziert wurde. Von 1999 bis 2002 leitete er das Künstlerhaus Stuttgart. Viele seiner Arbeiten, zu denen auch Buchpublikationen zählen, kreisen um die Themen Identität und Herkunft. Die Geschichte Palästinas und seiner Bewohner bildet darin ein Leitmotiv.
Der Käthe-Kollwitz-Preis wird seit 1960 jährlich an bildende Künstlerinnen und Künstler vergeben. Seine Namensgeberin, die Malerin, Grafikern und Bildhauerin Käthe Kollwitz (1867 bis 1945), war eine der wichtigsten politischen Künstlerinnen im Deutschen Kaiserreich und der Weimarer Republik. Im Nationalsozialismus wurden zahlreiche ihrer Werke im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ beschlagnahmt. Die Akademie der Künste in Berlin zählt zu den ältesten europäischen Kulturinstituten. Sie wurde im Jahre 1696 von dem preußischen Kurfürsten Friedrich III. gegründet. Aktuell gehören ihr rund 430 Mitglieder aus den Bereichen Bildende Kunst, Architektur, Musik, Literatur, Darstellende Kunst sowie Film- und Medienkunst an.
Source: faz.net