Ukraine und USA: Selenskyj will mit Trump nur übrig Atomkraftwerk Saporischschja gesprochen nach sich ziehen

Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj hat der Darstellung der US-Regierung zu seinem Gespräch mit Präsident Donald Trump in einem wichtigen Punkt widersprochen. Während Trump ihm eine Übernahme aller vier ukrainischen Atomkraftwerke als Sicherheitsgarantie vorgeschlagen haben will, ging es in dem Telefonat Selenskyj zufolge nur um das von Russland besetzte AKW Saporischschja. Der britischen Financial Timessagte Selenskyj nach zunächst unklaren Berichten auf Nachfrage, Trump habe die Idee einer „Übereinkunft“ geäußert, bei der „die Vereinigten Staaten das Kraftwerk zurückgewinnen können“.

US-Außenminister Marco Rubio und der Nationale Sicherheitsberater Mike Waltz hatten zuvor mitgeteilt, der US-Präsident habe mit
Selenskyj darüber gesprochen, „dass die Vereinigten Staaten beim
Betrieb dieser Anlagen mit ihrem Fachwissen in den Bereichen
Elektrizität und Energieversorgung sehr hilfreich sein könnten“. Es wäre
der beste Schutz für diese Anlagen und die ukrainische
Energieinfrastruktur insgesamt, wenn die Kraftwerke im Besitz der USA
wären, teilte die US-Regierung mit.

Selenskyj sagte der
Financial Times, ob das größte AKW Europas eine Rolle in künftigen
Sicherheitsvereinbarungen spielen könne, hänge davon ab, „ob wir es
zurückbekommen und wieder in Betrieb nehmen können“. Er habe mit Trump erörtert, ob nicht die USA Saporischschja von den Russen zurückholen könnten. 

Selenskyj zufolge könnte es mehr als zwei Jahre dauern, bis das
Kraftwerk wieder in Betrieb genommen werden kann. „Brauchen wir es? Für die Menschen, ja, und
auch für Europa. Um an das europäische Stromnetz angeschlossen zu
werden, auf jeden Fall. Wir können das alles schaffen“, sagte er.

Die ukrainischen Atomkraftwerke sind entscheidend für die Stromproduktion des Kriegslandes, weil viele Kohlekraftwerke infolge russischer Angriffe beschädigt sind. Die Regierung in Kyjiw hat derzeit die Kontrolle über drei der ukrainischen Kernkraftwerke, während Russland das vierte in Saporischschja 2022 erobert hat und bis heute besetzt hält.

Trump spricht von „sehr gutem“ Telefonat

Das Telefonat zwischen Selenskyj und Trump war das erste Gespräch der beiden Staatschefs seit ihrem eskalierten Streit im Weißen Haus vor gut zwei Wochen. Trump teilte im Anschluss mit, das Gespräch mit Selenskyj sei „sehr gut“ verlaufen. Selenskyj sagte, er habe sich nicht unter Druck gesetzt gefühlt.

Bei der Videopressekonferenz sagte Selenskyj außerdem, sein Land habe „mehrere“ weitere F-16-Kampfflugzeuge erhalten. Die exakte Anzahl nannte er nicht. Selenskyj machte auch keine Angaben dazu, von welchem Land die Kampfflugzeuge geliefert wurden. Die Ukraine hatte 2024 die ersten F-16 erhalten.