TW-Spezial: Wie geht’s, Deutschland?: Schuhhandel im steten Wandel
Neue Player, die den Wettbewerb verschärfen. Altbekannte Herausforderungen, die das Geschäft erschweren. Der deutsche Schuhhandel hat weiterhin zu kämpfen, um sich am Markt zu behaupten. Anstatt sich nur auf Schuhe zu verlassen, ziehen jetzt immer mehr Retailer die Bekleidungskarte, das Ass im Ärmel.
In den vergangenen Wochen hat Bickert gemeinsam mit seinem Team knapp ein Viertel der Fläche, 200m², freigeräumt, umgestaltet, neu bestückt. Mit Womenswear von Brands wie More & More, Yaya, Daydream by Mac, Elbsand, Freequent. Dafür hat der Schuhhändler sich von einigen Schuhmarken getrennt, pausiert bei anderen. Komplimente für den neuen Sortiments-Mix seitens der Kundinnen hätten nicht lange auf sich warten lassen, berichtet Bickert. Vor allem aber seien Textilien ein Strohhalm für den Schuhhandel. „Es ist das deutlich einfachere Geschäft.“
Bickert ist nicht der einzige Schuhhändler, der so verfährt. So, wie Modehäuser und zahlreiche vertikale Handelskonzepte es seit Jahren vormachen und Schuhe im Sinne des Total Looks mit auf den DOB- und HAKA-Flächen inszenieren, ist immer häufiger auch der Weg umgekehrt zu beobachten. Zum Teil in großem Stil reichern Schuh-Retailer zusehends ihre Sortimente an, mit Womens-, Menswear und mehr. Schuh Mücke in Scheßlitz genauso wie Tretter-Schuhe in München, Schuh Kaufmann in Heilbronn ebenso wie Schuhhaus Meyer in Lübbecke, Morgantini in München oder Prange in Düsseldorf. Und nach seiner Sanierungsphase sogar Görtz in Hamburg.
Die Beweggründe liegen auf der Hand: Neben den Dauerproblemfeldern wie Frequenzschwäche, Konsumzurückhaltung und Saison gerechtes Timing (Frühjahr 2024!) sowie steigende Einkaufspreise, Personal- und Energiekosten müssen Schuhhändler nicht nur mit grundsätzlich geringeren Margen, schwächeren LUGs und häufig kleineren Warenkörben auskommen als ihre Textilkollegen. Sondern sind zudem durch die strikte Vertriebspolitik vieler Marken in zunehmendem Maße eingeschränkt, man denke an Adidas Originals oder Nike, Birkenstock oder zuletzt On. Ins Gewicht fallen zudem teilweise sehr rigide Vorgaben seitens einiger, in der Regel sehr populärer Marken, die den Händlern zum Beispiel verbieten, allzu ähnliche Schuhmodelle anderer Hersteller zu ordern. Tue man das dennoch, unterzeichne man damit im Grunde die Kündigung bei der Marke, weiß ein Einkäufer.