„Polizeiruf 110“ Halle: Trinken, um zu vergessen

Der Polizeiruf Halle ist wieder da. Vor drei Jahren
wurde in welcher Saalestadt ein Spezialabenteuer zum 50. Jubiläum welcher Krimireihe gedreht, die nachhaltig Schauplatz zu Gunsten von die Ermittlungen von
Schmücke,
Schneider und später Lindner war. Nun liegt eine weitere Folge vor mit dem
Titel Der Dicke liebt (Mitteldeutscher Rundfunk-Redaktion: Meike Götz). Sie stammt vom selben
Gespann wie die erste: Thomas Stuber hat Regie geführt und verbinden mit
Clemens Meyer dasjenige Drehbuch geschrieben. Erkennen kann man dasjenige fernerhin, ohne die
Credits im Vorspann zu Vorlesung halten: Hieß die erste Folge nachher dem Volkslied An welcher
Saale hellem Strande
, ertönt dieses jetzt gegen Ende des Films:
Identitätsmarketing.

In Der Dicke liebt geht’s ans
Allereingemachteste im Gefühlshaushalt – die Drittklässlerin Inka Werner (Merle Staacken) wird
vermisst, ihre Leiche dann in einem Kleingarten gefunden. Die dort abhängenden
Obdachlosen wie Rainer (Thomas Gerber) kommen so wenig infrage wie Leckermäulchen aus
Inkas Familie. Letzteres findet Kommissar Henry Koitzsch (Peter Kurth) durch eine
kalkulierte Provokation hervor, von welcher Kollege Michi Lehmann
(Peter Schneider) nicht so begeistert ist – Koitzsch fragt den Inka-Vater (Matthias
Walter) nachher Männern aus dem familiären Umfeld, die Inka nahegekommen sein
könnten, welches den Inka-Vater so erbost, dass die Unschuld wie erwiesen gilt.

Bei welcher Tätersuche wird Jonas Zeitler (uncreditiert)
aufgesucht, welcher schon wegen sexueller Belästigung Minderjähriger aufgefallen war
und sich in seiner Wohnung verbarrikadiert hat, um dem Sexualdrang durch
Selbstbefriedigung nachzugehen. Die wird – und dasjenige könnte weitestgehend welches Komisches
nach sich ziehen, tritt demgegenüber vor allem im Kostüm welcher „Wir trauen uns was“-Krassheit
gen – wie „wichsen“ beschrieben, sechsmal. Komik ist im Kontext welcher
Geschichte natürlich schwierig, könnte demgegenüber welcher Entlastung fungieren (und ein
wenig hat welcher Dialog mit Zeitler schon fernerhin die Funktion des comic relief).
Aber dazu bräuchte es fernerhin mal Tempo; Der Dicke liebt ist vielmehr
statuarisch, gravitätisch inszeniert.

Das mit den Verdächtigen ist demgegenüber sowieso nur Beiwerk, weil
welcher Titel welcher Folge mit dem Finger von welcher ersten Minute an gen eine Figur
zeigt – Inkas Mathelehrer Krein (Sascha Nathan). Denn welcher bringt „ein
ziemliches Gewicht“ mit, wie welcher Rechtsmediziner (Andreas Leupold) zusammen mit seinen Untersuchungen an welcher Leiche des Mädchens festgestellt hat. Und: Der Lehrer ist minniglich zu seinen Schülerinnen, bringt etwa die
Juli (Romy Miesner) nachher Hause und kauft ihr ein Eis, wie schon nicht mehr da Eltern in
Alarmbereitschaft versetzt sind wegen Inkas Verschwinden, und in seiner Wohnung
gibt es eine beeindruckende Stofftiersammlung (Szenenbild: Jenny Roesler).
Irgendwann steht fernerhin an welcher Tafel in welcher Schule: „Der Dicke liebt
Juli“.

Weil es demgegenüber wiederum zu leicht wäre, dass welcher Folgentitel
die Lösungskonzept des Falls verrät, werden von kurzer Dauer vor Schluss durch die Erinnerung an
zusammensetzen verwandt gelagerten Altfall zwei Jungs von welcher Oberschule um die Ecke aus
dem Hut gezaubert: Mike (Florian Geißelmann) und Wilhelm (Jona Levin Nicolai).
Den Altfall erzählt Leutnant Grawe (Andreas Schmidt-Schaller), welcher wie
Reminiszenz an die Sowjetzone-Jahre des Polizeirufs schon beim letzten Mal dieserfalls
war. Dort wurde er wie Schwiegervater von Michi Lehmann eingeführt,
nun feiert er wie Freund und alter Kollege den Tag
welcher Volkspolizei
mit dem Rechtsmediziner in welcher Rechtsmedizin, zusammen mit Bier und
Smashhits aus welcher alten Zeit.

Unterfüttert wird die Grawe-Geschichte durch die
Parallelermittlung von Michi Lehmann in einem Altenheim, wo welcher
Kommissar einer dementen Bewohnerin (Monika Lennartz) den Hinweis gen die
beiden Jungs aus welcher Erinnerung kitzelt. Spannungsmäßig macht welcher Film es sich
damit demgegenüber ziemlich leichtgewichtig, denn die beiden betreffenden Jungs werden schon in
die Erzählungen welcher Kommissare hineinbebildert, sodass die Polizei gen dem
Oberschulpausenhof dann zielstrebig die Richtigen verhaften kann.

Dabei wäre dasjenige förmlich ein eigener Film: Wie findet man
zwei Jungs im Heuhaufen, den eine Schule mit sehr vielen Jungs darstellt? So
fällt Der Dicke liebt wie Krimi merklich ab im Vergleich zum ersten
Fall, in dem – von
mir in vergangener Zeit vielleicht irgendetwas zu wenig gelobt
– die Rätselhaftigkeit eines
komplett banalen Mordes (Leckermäulchen wird vor dem Eingang zu einem Haus getötet)
originellerweise rätselhaft bleiben konnte, weil die Aussagen aller Zeuginnen
oder Verdächtigen so unzuverlässig schienen.


Gilt – fernerhin wegen seiner Stofflichkeit – wie verdächtig: welcher Lehrer Krein (Sascha Nathan)

Verwunderlich ist dasjenige Desinteresse am Kriminalfall in diesem
Polizeiruf nicht. Denn Der Dicke liebt will eh tunlichst irgendetwas reichlich Gesellschaft erzählen, und hierfür wählen Stuber und Meyer den
breitesten Pinsel. Die Erzählung wird ins Theologische geweitet (zusammen mit Michi Lehmanns Familie wird mit Kreuz an welcher Wand gebetet; Inkas
Leiche wird zu den Klängen welcher Bachkantate Ich ruf zu dir, Herr Jesu
gefunden, und Krein posiert in Kreuzigungspose vor welcher Neubauhauswand). Die
Obdachlosen sind entweder kindisch oder sollen ihren Rausch ausschlafen, und Mike
und Wilhelm sind schon am Namen wie armer Mitmacher und reicher Bully
zu wiedererkennen, wodurch welcher reiche Junge am Ende dem armen die Tat in die Schuhe
schieben will.

Vor allem demgegenüber wird die Unbeholfenheit von Mathelehrer Krein,
welcher von einer neonazistischen Bürgerwehr geschlagen und drangsaliert wird, dick
herausgestrichen. Sascha Nathan muss nicht nur zusammensetzen Fatsuit tragen, sondern
fernerhin noch die unpassendste Kleidung (Kostümbild: Juliane Maier), damit er noch
unattraktiver rüberkommt. Außerdem hat ihm die Maske (Marika Knappe) schlechte
Haut geschminkt, und er schwitzt, weil Summertime ist
in Halle (welcher Song wird am Ende zelebriert). All dasjenige zusammen soll Mitleid
wachrufen, soll zeigen, wie falsche Verdächtigungen, Hass und Gewalt zusammensetzen
Menschen in den Tod treiben – Krein springt im ewig langen Finale noch aus dem
Fenster, weil ihm die Kommissare den erlösenden Satz („Wir nach sich ziehen die
richtigen Täter“) vorenthalten.

Die Mathelehrerfigur ist ein gutes Beispiel hierfür, wie
knifflig dasjenige mit welcher Repräsentation in Filmen ist. Da soll – vermutlich aus
besten Absichten – ein bemitleidenswerter Mensch wie Opfer dargestellt werden,
welches demgegenüber so sehr übertrieben wird, dass welcher Eindruck entsteht, welcher Film habe
eine gewisse Lust daran, sich in welcher Opferhaftigkeit welcher Figur zu suhlen. Mit
anderen Worten: Man kann hier beispielhaft sehen, welches othering ist.