Golden Globes 2025: Aus dieser Welt gesiegt

Das Beverly Hilton Hotel in Los Angeles ist für Schauspieler und Regisseure, die in den Villen von Beverly Hills leben, sehr bequem zu erreichen, selbst in steifen Designeroutfits. Sonntagnacht war das Hotel voller Hollywoodstars, voller Abendkleider und Smokings und womöglich auch voller Anschauungsbeispiele für die Wirkung der Abnehmdroge Ozempic, wie Comedian Nikki Glaser zu Beginn der 82. Verleihung der Golden Globes bemerkte. Sie führte durch die Preisgala, die als wichtigste Zwischenstation der US-amerikanischen Awardsaison auf dem Weg zu den Oscars am 3. März gilt. Hier hoffen Filmschaffende und ihre PR-Vertretungen, Momentum zu entwickeln. Wer eine goldene Kugel gewinnt, verbessert auch seine Chancen auf den goldenen nackten Mann.

Geklappt, kann man nach einem abwechslungsreichen Abend sagen, hat das vor allem für zwei Filme. Emilia Pérez von dem französischen Regisseur Jacques Audiard gewann vier Preise bei neun Nominierungen und dürfte nun vor allem in der Kategorie des besten nicht-englischsprachigen Films als großer Favorit gelten. The Brutalist von dem US-Amerikaner Brady Corbet gewann drei Preise bei sieben Nominierungen und holte seine Erfolge in besonders prestigeträchtigen Kategorien: bestes Drama, beste Regie, bester Hauptdarsteller (Adrien Brody).

Weil die Wege kurz sind, haben die Golden Globes auch den Ruf, reichlich Champagner auszuschenken. Normalsterbliche, die zwar nicht vor Ort sein durften, die Veranstaltung aber am Fernseher und auf Social Media verfolgten (was in Deutschland dieses Jahr nur mit Tricksereien möglich war – kein Sender übertrug live), dürften Nikki Glaser dankbar gewesen sein für die Mühe, die sie sich gab, um die beschwipsten Reichen und Schönen zumindest kurzzeitig aus dem Konzept zu bringen. Etwa mit der Bemerkung, dass vermutlich Sexualstraftäter anwesend seien, deren Verbrechen noch nicht bekannt geworden sind. Willkommen zur Party.


Golden Globes Demi Moore

Substanzieller Erfolg: Demi Moore (rechts) bei den Golden Globes neben ihrer Kollegin Margaret Qualley

Die Golden-Globes-Produzenten setzten dieses Jahr auf Selbstironie, nicht nur durch das Engagement von Glaser. Viele der immer paarweise auftretenden Stars, die Briefumschläge öffneten und Sieger verkündeten, hatten einen kleinen Comedydialog vorbereitet, etwa Seth Rogen und Catherine O’Hara, die mit ausgedachten kanadischen Filmpreisen prahlten. Diese Selbstironie ist eine gute Idee, denn die Golden Globes waren in den letzten Jahren eine skandalgeplagte Veranstaltung. 2021 gelang es den Veranstaltern, in eine Jury aus immerhin 87 Leuten keine einzige Person of Color zu berufen. Der Jury wiederum ist es schon regelmäßig gelungen, für die Regieauszeichnung keine einzige Frau zu nominieren, und immer wieder gab es auch Vorwürfe der Bestechlichkeit an die Hollywood Foreign Press Association. Der Presseverband, der die Veranstaltung einst ausgerichtet hat, hat sich inzwischen aufgelöst, private Investoren sind eingesprungen, der Stimmkörper ist größer und diverser geworden.

Das hat wohl dazu beigetragen, dass diejenigen mit kurzem Heimweg Sonntagnacht nun größtenteils sitzen bleiben und Champagner trinken durften, während auf der Bühne Filmschaffende aus Europa, Lateinamerika und Japan standen. Und dass die Golden Globes nun polyglott sind. Wie bei jeder guten Preisgala standen die Gewinner auch hier unter Zeitdruck, während sie ihre Dankesreden hielten. Knapp zwei Minuten konnte die Schauspielerin Zoë Saldaña sprechen, bevor Instrumentalmusik zu spielen begann. Trotzdem redete sie unter Tränen auf gleich drei verschiedenen Sprachen. Ihre Figur im Film Emilia Pérez ist Mexikanerin, der Regisseur Jacques Audiard Franzose. „Merci beaucoup!“

Emilia Pérez handelt von einer trans Frau, die nach ihrer Geschlechtsangleichung den Drogenkriegen Mexikos zu entkommen versucht. Der Film ging mit den meisten Nominierungen ins Rennen und wurde vierfach ausgezeichnet: als bester Film in der Genreschublade Musical/Komödie, für Saldaña als Nebendarstellerin, für den besten Song (El Mal von Clément Ducol, Camille und Jacques Audiard) und als bester fremdsprachiger Film. Vor allem mit letzterem Erfolg war zu rechnen. Wenn sich die Internationalisierung von Hollywoods jährlichen Awardshows fortsetzt und nicht-englischsprachige Filme vermehrt auch Hauptpreise gewinnen sollten, dürfte sich diese Kategorie bald selbst aus der Welt gesiegt haben.