Transformation, Zivilisation – Zurück in die Natur – welches sonst?

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Manchmal, wenn ich ganz nur bin mit mir in jener Natur – und dasjenige können Augenblicke sein –, empfinde ich eine so herzliche Verwandtschaft mit dem Leben um mich, dass ich es umarmen möchte, wie man dasjenige nun einmal mit Freunden tut. Dann kann ich schon mal meine Brust an zusammensetzen Baumstamm herabsetzen und mein Anderssein vergessen, dagegen dann kommt dasjenige Schlimme: Eine Scham steigt in mir hinauf. Wie kann ich wie Erwachsener, wie Mensch, zusammensetzen Baum umarmen! Ist dasjenige nicht kitschig?

Zwei schwierige Fragen

Nein, ist es nicht, im Gegenteil. Kitsch ist dasjenige Nachgemachte, Unechte. Im Gefühl jener Verbundenheit mit jener Natur flammt die Erkenntnis hinauf, dass aus ihr die Quelle unserer Existenz entspringt. Letztlich müsste jener Aufruf lauten: Nicht zurück zur, sondern zurück in die Natur! Nur: Wie kann man an zusammensetzen Ort zurückkehren, an dem man sich ohnehin befindet?

Nötig ist die Forderung „Zurück in die Natur“ geworden, weil wir uns schon vor Jahrhunderten von jener Natur verabschiedet nach sich ziehen, hinauf dass wir sie uns nachdem Belieben unterwerfen können. Aber kann man irgendwas unterwerfen, dasjenige man selbst ist? Ja, offenbar kann man dasjenige; es gelingt, während man sich geistig-seelisch zweiteilt, eine innerpsychische, kulturelle Schizophrenie herstellt, „die Natur“ wie dasjenige Fremde abspaltet – und modern wird.

Was wäre ein Fluss ohne Mündung?

„Zurück in die Natur“ bedeutet, die Perspektive wechseln: Nicht die Natur ist zu Händen mich da, sondern ich bin zu Händen die Natur da oder, noch richtiger zu Händen mich: Wir sind sich geschenkt. Ob ich es will und begreife oder nicht, ich reihe mich ein in Ebbe und Flut jener Nahrungsketten, liefere meine Moleküle ab an jener großen Theke des Lebens zur weiteren Verwendung. In die Natur zurückzukehren, wäre gleichsam dasjenige Ende jener Besserwisserei, dasjenige Ende einer westlichen Haltung, die besagt: „Natur, schön und gut, dagegen wir können es besser.“ „Zurück in die Natur“ wäre jener Weg vom homo arrogans zum homo sapiens.

„Zurück in die Natur“ bedeutet gleichermaßen, den Tod nicht mehr wie Ende, wie die Verneinung des Lebens zu verstehen, sondern wie die Mündung des Flusses, die uns ins Meer entlässt. Es ist zwar richtig, dass es nachdem jener Mündung keinen Fluss mehr gibt, dagegen welches wäre jener Sinn eines Flusses ohne Mündung? Und gleichermaßen: Was wäre ein Meer ohne Flüsse?

Wir erfordern kein Jenseits

Was ist Seele? So unterschiedlich die Definitionen zu diesem Zweck ausfallen, wie Trägerin unserer Lebendigkeit scheint sie uns eine Selbstverständlichkeit. Wer seine Seele aushaucht, jener ist nicht mehr, welches er zuvor war. Hat dann nicht die Gesamtheit Lebendige Seele, von jener Amöbe solange bis zum Menschen, von jener Alge solange bis zur Rebe? Kann denn ein Lebewesen unbeseelt sein oder umgekehrt: Kann irgendwas Seelenloses sterben? Niemand käme hinauf die Idee, von einem gestorbenen Auto zu sprechen oder einer gestorbenen Spülmaschine. Sie sind „kaputt“.

Sind Leib und Seele nicht eins, statt, wie uns weisgemacht wird, gespalten zu sein? Ist nicht die Trennung von Leib und Seele eine Hilfskonstruktion zunächst jener monotheistischen Religionen und später des Materialismus, jener ohne Seele auszukommen glaubt? Ist ein seelenloses Biotop vorstellbar? Ist dasjenige kein Widerspruch in sich? Und sind nicht gleichermaßen dasjenige Wasser dort, die Binsen und Mückenlarven, die Frösche und jener Reiher, dasjenige Holz und die Steine Teil eines komplexen Ganzen? Nichts davon ist ein beliebig austauschbares „Ding“, sondern Mitgewachsenes und Zugehöriges, aus jener Zeit Geborenes. Ist es nicht so, dass es in jener Natur nur Ganzes gibt, und wenn wir Teil jener Natur sind, dann sind gleichermaßen wir unteilbar ganz. Wir benötigen kein Jenseits zu diesem Zweck. In einer ungetrennt beseelten Welt können wir uns gleichermaßen ohne Transzendenz aufgehoben und weitergetragen wahrnehmen.

Essbar sein

Wenn wir ergo „zurück in die Natur“ wollen – kommst du mit? –, dann verlassen wir die anatomische Perspektive, steigen vom hohen Ross bzw. westlichen Elfenbeinturm und lassen uns niederkämpfen, öffnen uns zu Händen die Schönheit, dagegen gleichermaßen zu Händen den Tod und dasjenige Endliche, die die Grundlage sind zu Händen die Vielfalt und überwältigende Prosperität des Seins. Dann sind wir parat, unser nachdem Sicherheit, Distanz und Dominanz strebendes Ich preiszugeben, um ein neues, integres, weil integrales Ich zu erspähen im Kontakt mit jener Welt, die wir sind. Der Hamburger Biologe und Philosoph Andreas Weber geht noch zusammensetzen Schritt weiter und spricht davon, „essbar zu sein“. Sich nachdem Unsterblichkeit zu sehnen, sagt er, sei eine „ökologische Todsünde“. Särge sind unser zurückliegender Trennungsversuch, im Sarg sind wir noch nicht essbar zu Händen die Würmerwelt, zögern wir unsrige Essbarkeit noch klitzekleines bisschen hinaus; wie Asche in jener freien Natur wären wir hingegen essbar in einer quasi vorverdauten Form. In jener Erkenntnis unserer Essbarkeit vereinigen sich Mystik und Biologie.

Wo endet die Innenwelt?

In die Natur zurückzukehren, heißt anzuerkennen, dass gleichermaßen unsrige Geschwisterwesen eine Innenwelt besitzen, dass sie die Welt subjektiv wahrnehmen, so wie wir gleichermaßen. Letztlich weiß jeder um die Innenwelt allen Lebens, und zusammensetzen Schritt weitergedacht: dass eine Wechselbeziehung zwischen Innen- und Außenwelt existiert. Alles fühlt, will heil und heilsam sein, kann happy sein oder leiden, die Gesamtheit nimmt wahr, nur nicht unbedingt so wie „wir Menschen“. Aber wer ist schon „wir“? Du wie Leserin fühlst divergent wie ich, die Innenwelt jedes Menschen unterscheidet sich von jener des anderen; dasjenige ist unsrige alltägliche Erfahrung. Und für den Fall du zusammensetzen Hund hast oder eine Katze, dann trifft dasjenige gleichermaßen hinauf sie zu, nicht wahr? Letztlich gibt es dieses „wir“ weder noch, diesen statistischen Querschnitt des Innenlebens aller Menschen, sehr wohl jedoch deine und meine Innenwelt und die aller anderen. So erhebt sich die Frage: Bei welchen Lebewesen, im Kontext welcher Art endet die Innenwelt? Haben nur Lebewesen mit einem dem Menschen ähnelnden Nervensystem eine Innenwelt? Welche Innenwelt nach sich ziehen Vögel, Fische, Schlangen, Insekten, Pflanzen? Andreas Weber konnte unter dem Mikroskop beobachten, wie sich Einzeller furchtsam vor dem tödlichen Tropfen Alkohol hinauf dem Glas unter jener Linse zurückzogen. Wollen schon Einzeller leben? Alles spricht zu diesem Zweck. Nicht nur wir blicken hinauf unsrige Mitwelt, sie blickt gleichermaßen zurück – und vermutlich vom Menschen dauertraumatisiert.

Radikale Wechselseitigkeit statt Romantik

Wenn wir zusammensetzen Apfel essen, dann wird er zu einem Teil unseres Körpers; mit anderen Worten: Ein Teil eines Apfelbaums verwandelt sich in dich oder mich. Der Gedanke mag zunächst verblüffend erscheinen, und doch handelt es sich im Kontext diesem Vorgang um den Normalzustand in jener Natur und gilt sogar zu Händen die Steine, gleichermaßen wenn deren Verwandlungsprozess hin zum Mineral und damit zum Pflanzennährstoff länger dauert wie im Kontext anderen Wesen. Nichts ist hinauf jener Erdoberfläche, dasjenige nicht in den großen Stoffwechsel einbezogen wäre, und wer weiß: Vielleicht ist unser Planet ja ein Molekül im Stoffwechsel des Universums?

Hier geht es um keine Hirngespinste, romantischen Gefühle oder Rousseauschen Ideale, sondern um eine notwendige Revolution, wenn wir dasjenige Niveau unserer Zivilisation halbwegs aufrechterhalten wollen. Was ansteht, ist eine radikale Wechselseitigkeit und Gegenseitigkeit, die uns von Grund hinauf erfasst und in jener jener Mensch hinauf eine fundamentale Art und Weise Verantwortung übernimmt, wie er sich einer fühlenden, verletzlichen, gleichwürdigen Welt oppositionell verhält. Dann endet die seither Jahrhunderten andauernde Suche nachdem dem Sinn, weil wir hinauf eine ganz selbstverständliche Weise in Verbundenheit florieren und weil dieses Blühen nur geschieht, weil jedes Wesen mit dem anderen verschränkt, verknüpft und verwoben ist. Es ist ein Blühen von Geschwistern.

Symbiose statt Kampf

„Zurückkehren in die Natur“ würde bedeuten, respektvoll anzuerkennen, dass die anders-als-menschliche Welt nun einmal nicht aus Dingen besteht, mit denen wir verfahren können, wie es uns beliebt oder gefällt; dass wir gleichermaßen dann in die Welt Intervention, wenn wir dort kein Leben wiedererkennen können. Denn jeder Eingriff bleibt ein Eingriff in die Lebensströme und Zusammenhänge jener Welt, und nur selten – wenn gar – wissen wir genau um die Folgen unseres Tuns. Schon morgiger Tag kann unser Eingriff irgendwas anderes bedeuten wie heute. „Zurück in die Natur“ erkennt: Leben ist Symbiose, nicht Kampf. Noch wehren wir uns gegen die Umarmung jener Bäume. Deshalb, so Andreas Weber, erfordern wir „eine Revolution jener Seele – und eine tiefgreifende Neuausrichtung unserer Beziehungen“. Nur dann nach sich ziehen wir eine Chance hinauf eine lebenswerte, jener bisherigen Gegenwart ähnliche Zukunft.

Zur Vertiefung: Andreas Weber, Essbar sein. Versuch einer biologischen Mystik, Verlag thinkOya, ISBN 978-3-947296-09-5, 26,80 Euro