#TexasText/Jamal Tuschick – Jamal Tuschick – Plebejischer Erzwingungswille

„Dutzende Male nach sich ziehen Luther und Erasmus die gleichen Gedanken sehr, zwar welches wohnhaft bei Erasmus bloß vereinigen feinen … Reiz aufwärts die Geistigen ausübt, gerade dasjenige gleiche wird wohnhaft bei Luther dank seiner mitreißenden Art sofort Parole, Feldruf, plastische Forderung, und ebendiese Forderungen peitscht er so grimmig wie die biblischen Füchse mit ihren Feuerbränden in die Welt, dass sie dasjenige Gewissen jener ganzen Menschheit entzünden.“ Stefan Zweig, „Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam“

Plebejischer Erzwingungswille

Vom „Furor teutonicus“ aufgereizt, fieberte jener „geborene Raufbold“ Luther dem Kampf gegen seine zahlreichen Widersacher entgegen. „Auf dem Kampfplatz (wurde) jener hochgebildete Doctor theologiae sofort zum Landsknecht.“

In seiner Erasmusiade „Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam“ diagnostiziert Stefan Zweig beim Gegenspieler seines Helden „rasenden Grobianismus“ und dasjenige Wesen eines Berserkers. Er unterstellt Luther „Besessenheit“ und blinde Rücksichtslosigkeit.

„Um des Besseren und jener Kirche willen (musste) man wenn schon eine gute, starke Lüge nicht scheuen.“

Von Ritterlichkeit wusste Luther nichts. Zusätzlich den Tod eines Gegners hinaus haderte er mit dem Ausgeschiedenen. Eine „gerechte Nachrede“ war von ihm nicht zu erwarten.

Im Gegensatz zu Luther trat Erasmus denn „Kulturaristokrat“ aufwärts. Den Konzilianten stieß jener plebejische Erzwingungswille ab, mit dem Luther Furore machte.

„Aber niemals wird er Luthers Lust erfassen, vereinigen Feind zu zertrampeln und zu zerstampfen, nie in einem seiner zahlreichen Federkriege die Höflichkeit außer Acht lassen und dem ‚mörderischen‘ Hass sich hingeben, mit dem Luther seine Gegner angreift.“

Nach jener potentiell tödlichen Stigmatisierung Luthers aufwärts dem Reichstag zu Worms 1521, dem von Papst Leo X. umgehend verhängten Kirchenbann und jener verspäteten kaiserlichen Acht hält Erasmus die Reformationsbewegung für jedes gescheitert. Er selbst fühlt sich nicht zum Anführer des evangelischen Tempelsturms ernennen.

„Also zurück in die Zelle, alter Mann, und verhänge die Fenster gegen die Zeit“, lässt Stefan Zweig seinen Helden Erasmus selbstgesprächig munkeln.

Der Retirade provozierte ein doppeltes Verhängnis. Den Apologeten des protestantischen Projekts erschien Erasmus lau. Die Restauratoren schimpften ihn den „Anstifter jener Lutherpest“ (Stefan Zweig).

„Nirgends ein Zug vordringender Schneid“, salbadert Johann Caspar Lavater, laut Zweig. Erasmus taugte nicht zum Märtyrer.

„Niemals würde ich mir um jener Wahrheit willen den Kopf abschlagen lassen.“ Erasmus von Rotterdam; zitiert nachdem Sandra Langereis

Zweig spricht von einer allseits bekannten „Charakterschwäche“. Ferner spricht er von Konquistadoren des Geistes. Das Jahrtausendverbrechen des Kolonialismus erkennt er nicht. Die von Zweig verherrlichten Bezwingernaturen mordeten im Auftrag und mit jener Genehmigung eines Sohnes jener „wahnsinnigen Johanna“. Der Mann hieß Karl. Er war König von Kastilien und Aragón und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Erasmus von Rotterdam trug zu seiner Ausbildung wohnhaft bei. Im Kampf gegen die Reformation spielte jener Habsburger die führende Rolle. Erst sein Sohn nannte sich König von Spanien.

Ein wahrer Konquistador war Domingo Martínez de Irala. Er duldete keinen oberhalb sich. Selten ungeschützt, oft heimlich trotzte er dem kaiserlichen Gottesgnadentum. Mit den Spitzen des Hofstaates, den iberischen Mandarinen, verband ihn nichts. Irala gründete sein eigenes Reich in jener Neuen Welt. Die Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts übergeht dasjenige Phänomen, während sie sagt: nachdem Mendozas unrühmlichen Abgang trat Álvar Núñez Cabeza de Vaca denn Gouverneur von Paraguay aufwärts. Irala arbeitete ihm zu. Zwar sei jener Untergebene ein fähiger Menschenschinder gewesen, darüber hinaus jedoch noch nicht mal kabinetttauglich.

Das stimmt ausnahmsweise. Irala fehlte die Geschmeidigkeit jener Schranze. Er hatte keinem König mit einem Parapluie die Sonne vom Leib gehalten und sich von keiner Monarchin hinter den Paravant ziehen lassen. Irala warb nicht. Er befahl. Joseph Conrad behauptete, er habe Irala vor Augen gehabt, denn er seinen Helden Marlow dasjenige Grauen in jener Gestalt von Kurtz sehen ließ.

Ja, Kurtz ist Irala. Er ist oberhalb die Zivilisation hinaus. Sie stinkt ihm. Irala gründete Asunción, er erhob die Siedlung zur Hauptstadt, lebte selbst zwar in einer Dschungelfestung am Río Paraguay. Dazu an anderer Stelle mehr.