Stuttgart 21: Die Verlierer vom Verschiebebahnhof

Natürlich hat der Zug, den man nehmen muss, um diesen Text zu schreiben, Verspätung. Als man dann doch irgendwann im Bahnhof einrollt, sieben Stunden Fahrt in den Knochen, ist man schon ganz weich gekocht – also im selben Gemütszustand wie die Stuttgarter, seit sich DIE Baustelle durch ihre Stadt fräst. Man würde jetzt gerne schnell in die Innenstadt, hat Termine einzuhalten – vergisst aber, dass der Bahn das völlig egal ist. Aus dem Stuttgarter Baustellenbahnhof kann man nicht einfach so raus. Stadt und Bahnsteige trennt etwas, das manche Stuttgarter „Hamsterrad“ nennen: eine gefühlt einen Kilometer lange Röhre, die über die Baustelle drüber geht, und die schon viele Reisende den Zug gekostet hat. In der Rushhour (also immer) schieben sich hier die Massen durch. Pendler haben sich längst E-Scooter angeschafft, auf denen sie, schon im Zoom-Call hängend, müde Urlauber und erschöpfte Eltern an den Rand drängen. Grüße an Darwin. Wer aus dieser Presswurst wieder rauskommt, ist ein anderer Mensch.