Israel tötet Hisbollah-Chef: Es wird hingerichtet ohne Prozess und Urteil
Ein Freund fragte mich vor Tagen, was sagt das eigentlich über uns und die hiesige Gesellschaft, dass die Massaker in Gaza und im Libanon so auffallend ungerührt zur Kenntnis genommen werden. Man hört und sieht nichts oder wenig, was auf Anteilnahme schließen ließe. Man bleibt kalten Blutes und das unerschütterlich. Ein bedauerndes Achselzucken ist noch das beste, was sich im Repertoire der Reaktionen auftreiben lässt.
Aber wo bleibt der Protest, wo der Aufschrei?
Kanzler Olaf Scholz hat zumindest bei einem Telefonat mit dem libanesischen Premierminister Nabschib Miqati sein Mitgefühl zum Ausdruck gebracht. Das Mindeste, was angebracht war, nach dem Israel am 23. September 2024 mit 568 getöteten Zivilisten, den blutigsten Tag seit mehr als 50 Jahren erleben musste.
Aber wo bleibt der Protest, wo der Aufschrei. Warum werden schwerverletzte Libanesen und Palästinenser nicht längst in deutschen Hospitälern versorgt, weshalb nicht wenigstens Kinder ausgeflogen und behandelt, um deren Schmerzen zu lindern und deren Überleben zu sichern? Wäre Israel durch solcherart Hilfe als Zeichen von „Mitgefühl“ schon unzumutbar brüskiert? Und die deutsche Staatsräson in Gefahr? Hat diese Hilfe deshalb zu unterbleiben? Oder geht auch von Kindern Terrorgefahr aus – so gelähmt, wie sie sind, so verbrannt und verstümmelt.
Es erscheint risikoärmer, um nicht zu sagen: ohne jedes Risiko, anstandslos die israelische Lesart zu übernehmen, dass die Hamas in Gaza und die Hisbollah im Libanon zusammen mit der sie umgebenden Bevölkerung dazu bestimmt sind, auch unsere Feinde und es wert zu sein, getötet zu werden. Das Recht und das Vermögen dazu ist dem Stärkeren und durch westliche Militärtechnik Privilegierten zugestanden. Diese vollendeten Tatsachen, an denen auch dank deutscher Waffenlieferungen nicht gerüttelt werden kann, sind seit Jahrzehnten der Grund dafür, dass der Konflikt um das Existenzrecht der Palästinenser zu einer einzigen und ewigen humanitären Katastrophe wurde. Kein Zustand eines Volkes weltweit ist so trost- und hoffnungslos wie die Lage der Palästinenser.
Es muss ignorant oder blind sein, wem das nicht auffällt, auch wenn in der medialen Darstellung des Konflikts Begriffe wie: missachtete UN-Resolutionen, Genfer Konvention, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Siedler-Terror, besetzte Gebiete, enteignete und vertriebene Palästinenser, gezieltes Töten usw. selten oder nie vorkommen. Und wenn doch, dann der Vorwurf des Antisemitismus nicht weit entfernt ist.
Israel nimmt sich seit einem Jahr das Recht, Ziele für seine Militärmaschinerie zu finden, solange es sie gibt. Und es gibt sie zuhauf. Derzeit besonders mit den Kolonnen der aus dem Südlibanon Fliehenden, die in ihren Autos selbstredend nicht ein paar Habseligkeiten, sondern Raketen und Abschussrampen befördern. Mit Beiruter Wohnhäusern, die in Wirklichkeit Kommandostäbe der Hisbollah sind, was die dort getöteten Zivilisten zweifelsfrei beweisen. Mit den Gaza-Kliniken, in denen die Hamas nistet, was die verstorbenen Patienten beweisen, denen überhaupt nicht oder zu spät geholfen wurde.
Folgen jetzt vergleichbare Schläge gegen die iranische Führung?
Zu einem Ziel ist nun auch Hassan Nasrallah geworden, der Generalsekretär der Hisbollah, der von Isarel in einem Augenblick liquidiert wurde, der für eine ganze Region gefährlicher kaum sein kann. Eine Steigerung gäbe es jetzt nur noch durch vergleichbare Schläge gegen die iranische Führung, den geistlichen Führer Ayatollah Chamenei und den Präsidenten Massud Peseschkian. Die Demütigung des Gegners soll grenzenlos sein.
Wenn sie noch mehr als bisher schon dem Iran gilt, zieht so etwas wie ein letztes Gefecht herauf, das Benjamin Netanjahu nicht fürchten muss, solange er notfalls auf den militärischen Beistand der USA rechnen kann. Die Vorkehrungen dafür sind seit Monaten getroffen, allein durch die vor der israelischen und libanesischen Küste kreuzenden Marineeinheiten. Durch einen intensivierten Waffentransfer sowieso. Nur der israelischen Kriegsführung auch diesem Aufmarsch begegnet die Welt mit Fassungslosigkeit und Ohnmacht.