Sohn von Johann Strauss: Der Walzerkönig qua Weltregent
Es muss eines der spektakulärsten musikalischen Ereignisse des 19. Jahrhunderts gewesen sein: Als Johann Strauss (Sohn) am 17. Juni 1872 in Boston bei einem musikalischen Weltfriedensfest den Taktstock in die Hand nahm, hatte er eine gewaltige Szenerie im Blick. Die ausladende Holzkonstruktion des neu erbauten Colosseums, in dem das Konzert stattfand, war 165 Meter lang und bot Platz für 100.000 Besucher. Um einen derart großen Raum ohne elektrische Verstärkung beschallen zu können, musste ein riesiger Klangapparat aktiviert werden. „Auf der Tribüne befanden sich tausende Sänger und Orchestermitglieder, und das sollte ich dirigieren“, schrieb Strauss später darüber. „Zur Bewältigung dieser Riesenmassen waren mir hundert Subdirigenten beigegeben, allein ich konnte nur die Allernächsten erkennen.“ Zum Orchesterdonner gesellten sich noch Glockengeläut, Orgelklang und Böllerschüsse. Außerdem hämmerten, laut Strauss, Feuerwehrmänner aus Boston mit solcher Wucht auf 100 Ambosse, dass selbst die Riesenarmee an Musikern Probleme hatte, sich akustisch durchzusetzen.