Niger: Deutschland hält Militärstützpunkt nebensächlich nachher EU-Abzug ungeschützt

Deutschland wird sein militärisches Lufttransportzentrum in Niger auch nach dem angekündigten Ende der EU-Militärmission vorerst offen halten. „Deutschland und Niger haben eine zeitlich befristete Vereinbarung getroffen, die eine weitere Präsenz deutscher Streitkräfte in Niger ermöglicht“, teilte das Verteidigungsministerium am Dienstag mit. Derzeit sind dort rund 90 deutsche Soldaten stationiert. Die Europäische Union (EU) hatte am Montag angekündigt, die Mission in dem afrikanischen Land mit Dutzenden Soldaten zum 30. Juni zu beenden und dies mit der ernsten Lage in Niger begründet.

Am 26. Juli vergangenen Jahres hatte das Militär im Niger die Macht übernommen. Nach den Staatsstreichen in den Nachbarstaaten Mali und Burkina Faso galt Niger lange Zeit als letzter demokratischer Partner Europas und der USA in der Sahelzone im Kampf gegen Terrorismus. In der Region breiten sich seit Jahren islamistische Terrormilizen aus, die Al-Kaida und dem IS nahestehen. 2023 wurden laut Konfliktdatenorganisation Acled mindestens rund 14.000 Menschen in den drei Ländern getötet, davon mindestens ein Drittel Zivilisten.

Die Militärmachthaber drängten die ehemalige Kolonialmacht Frankreich zum Truppenabzug, stimmten dem Abzug der US-Truppen zu und vertieften die Beziehungen zu Russland.

Seit 2013 nutzt Deutschland den Stützpunkt in der Hauptstadt Niamey als Versorgungszentrum für seine Streitkräfte im Nachbarland Mali, die dort im Rahmen der UN-Friedensmission Minusma im Einsatz sind. Die letzten deutschen Soldaten werden Mali Ende 2023 verlassen.

Das Verteidigungsministerium teilte mit, das zeitlich befristete Abkommen biete die Möglichkeit, eine neue Vereinbarung zu treffen, die die Präsenz der Bundeswehr ermögliche. Welche Pläne Berlin für die weitere Nutzung des Stützpunktes in Niamey hat, blieb zunächst unklar.