Gelbwesten, Corona und Le Pen: Wo ist mein solidarisches Frankreich geblieben?

Sand in den Sandalen, braun gebrannte Haut, aus den Lautsprechern dröhnte der Sommerhit Tomber la chemise von Zebda, und wir, die eher nüchternen Berlinerinnen, tauschten bisous mit unseren französischen Sommerflirts, die wir im Zeltlager an der Atlantikküste kennengelernt hatten. Es war wenige Jahre nach dem Mauerfall, es war eine Zeit, in der mir Europa vorkam wie eine riesige Spielwiese. Ein Wochenende in Amsterdam mit obligatorischem Besuch im Coffeeshop, ein paar Tage in Napoli, eine Woche in Schottland. Über den Dächern von Berlin-Prenzlauer Berg öffneten wir zum Jahreswechsel 2002 nicht nur Sektflaschen, sondern auch unser Starter-Pack mit den ersten Euro-Münzen.

Plötzlich empfand ich die deutsche Einheit, die für meine Eltern und vie