Deutsche Bank beruft Laura Padovani zu Gunsten von Compliance in den Vorstand

Die Deutsche Bank erweitert den Vorstand. Wie Deutschlands größtes Kreditinstitut am frühen Sonntagabend mitteilte, schafft es ein neues Ressort für Compliance (Regeltreue) und gegen Finanzkriminalität. Dieses Ressort erhält Laura Padovani, die der Aufsichtsrat schon zum 1. Juli in den Vorstand berufen hat. Padovani stieß vor 14 Monaten von Barclays zur Deutschen Bank, zuvor hatte sie rund 20 Jahre lang für den US-Kreditkartenkonzern American Express gearbeitet und dort ein Anti-Geldwäsche-Programm entwickelt.

Die Berufung von Padovani dürfte eine Reaktion darauf sein, dass die Deutsche Bank ihre Geldwäschekontrollen nicht in den Griff bekommt. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat schon im September 2018 einen Wirtschaftsprüfer entsandt, der als ihr Sonderbeauftragter die Geldwäschebekämpfung in der Deutschen Bank kontrolliert. Im Februar 2024 verlängerte die Bafin das Mandat für diesen „Sonderaufpasser“, den die Deutsche Bank bezahlen muss, ein weiteres Mal bis Ende Oktober dieses Jahres. Derzeit hat die Bafin neben der Deutschen Bank in sieben weitere Kreditinstitute und Fintechs Sonderbeauftragte zur Kontrolle der Geldwäschebekämpfung entsandt, wie sie im Mai mitteilte. Die Deutsche Bank ist allerdings der prominenteste und wohl auch der langwierigste Fall.

„In den 14 Monaten, die sie bei uns ist, hat Laura Padovani bereits einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, unsere Kontrollen zu stärken“, ließ sich Alexander Wynaendts, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Bank, in einer Pressemitteilung am Sonntag zitieren und fügte hinzu: „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen, ihr auch auf Vorstandsebene die Verantwortung für die so wichtigen Kontrollfunktionen zu übertragen.“

Stefan Simon
Stefan SimonPicture-Alliance

Padovani war seinerzeit von Stefan Simon verpflichtet worden, der bisher im Vorstand für Compliance verantwortlich war. Der vor seiner Zeit bei der Deutschen Bank bis 2016 für die Bonner Steuerberaterkanzlei Flick Gocke Schaumburg tätige Simon soll sich künftig im Vorstand auf das Amerika-Geschäft und die Rechtsabteilung konzentrieren. Zuvor gab es Gerüchte, die Bankenaufsicht missbillige, dass Simon sowohl für das US-Geschäft als auch die Compliance verantwortlich ist.

Auch in den USA hatte die Deutsche Bank in der Vergangenheit immer wieder Schwierigkeiten mit der Bankenaufsicht, auch wegen Schwächen bei Geldwäschekontrollen. Außerdem musste sie im April wegen einer drohenden Niederlage in einem Rechtsstreit mit Postbank-Aktionären eine Rückstellung in Höhe eines üblichen Quartalsgewinns bilden. Künftig sollten mehr Kontrollprozesse direkt in die täglichen Abläufe in den Geschäftsbereichen integriert werden, hieß es am Sonntag.

Wie die Deutsche Bank weiter mitteilte, verpflichtete sie ab 1. September Nita Patel als Leiterin der Abteilung Anti-Finanzkriminalität und als Konzerngeldwäschebeauftragte. Patel war bisher tätig in Compliance-Funktionen in Finanzunternehmen wie Goldman Sachs, Nomura und Bear Stearns. Zuletzt war sie Compliance-Leiterin und Vorstandsmitglied bei der Credit Suisse. Padovanis Nachfolger als Leiter der Compliance-Abteilung der Deutschen Bank werde Graham Kent, der seit zwanzig Jahren für die Deutsche Bank arbeitet.

Source: faz.net