Commerzbank-Belegschaft wehrt sich gegen drohende Entgegennahme

Die drohende Übernahme der Commerzbank durch die italienische Bank Unicredit sorgt auf politischer Ebene derzeit für Aufruhr. Am Dienstag äußerten jetzt auch Teile der Belegschaft ihren Unmut über das Fusionsangebot. Um auf die aktuellen Ereignisse einzugehen, hat ihre Arbeitnehmervertretung kurzfristig eine Kundgebung veranstaltet. Mehr als 100 Mitarbeiter haben sich dafür vor dem Frankfurter Commerzbank Tower versammelt.

„Stoppt die Horror-Fusion“ und „Allein sind wir besser dran“ ist auf einzelnen Schildern zu lesen. Das Vorgehen des Unicredit-Chefs Andrea Orcel sei unseriös, unangemessen und „in einer Aggressivität vorgetragen, die uns klarmacht, dass alles, was er seit Freitag gesagt hat, schlicht gelogen ist“, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Stefan Wittman, der auch im Aufsichtsrat der Commerzbank sitzt.

Noch ein paar Tage zuvor hatte sich Orcel gegen eine feindliche Übernahme ausgesprochen. Am Montag wurde bekannt, dass sich die Unicredit über Derivate die Option gesichert habe, ihren Anteil an der Commerzbank auf 21 Prozent zu erhöhen. Damit wäre die italienische Großbank ihr größter Anteilseigner.

„Eine Übernahme würde die Commerzbank zerstören“

„Eine Übernahme würde die Commerzbank zerstören“, warnte Wittmann. „Diese Auseinandersetzung ist erst zu Ende, wenn auch das letzte Argument ausgetauscht ist, und bis dahin ist es ein sehr, sehr weiter weg.“ Die Bundesregierung forderte er auf, ihre Anteile an der Commerzbank längerfristig zu halten und die Bank bei der Suche nach anderen Investoren zu unterstützen. „Jeder, der ein Interesse hat die Bank weiterzuentwickeln und selbstständig zu halten, ist willkommen“, sagte er.

Dass die Bundesregierung bei einem besseren Angebot der Unicredit einknickt, glaubt Wittmann nicht. Die Commerzbank könne zu einem Teil der kritischen Infrastruktur werden. Die „mit Staatsanleihen vollgesogene Unicredit“ könne im Falle einer politischen Krise in Italien schnell ins Wanken geraten. Das bedrohe den deutschen Mittelstand, von dem ein erheblicher Teil Kunde der Commerzbank sei.

„Natürlich macht man so eine Fusion nicht, wenn man nichts ändern möchte“, sagt Betriebsrat Markus Zittlau. Dementsprechend sorgten sich viele in der Belegschaft aktuell um die Zukunftssicherheit ihrer Jobs. Am Beispiel der Hypovereinsbank, die seit 2005 Tochterbank der Unicredit ist, werde klar, dass die Eigenständigkeit der Commerzbank im Falle einer Fusion leiden würde. „Entscheidungen werden dann in Mailand getroffen“, sagt Zittlau.

Die anwesenden Mitarbeiter beschäftigt vor allem die Ungewissheit. „Man hört zwar viel über den Flurfunk“, sagte eine Mitarbeiterin. Viel bekomme man aber nicht mit. Sie sei herausgekommen, um zu erfahren, wie es nun weitergeht. Konkrete Sorgen um ihren Job habe sie allerdings nicht. „Noch ist nichts unterschrieben. Wir warten, bis die Tinte trocken ist.“

Im Prinzip finde er es gut, wenn sich europäische Banken zusammentun, um auf dem internationalen Markt besser abzuschneiden, sagt Commerzbank-Mitarbeiter Martin Miller. Bei der Unicredit habe er jedoch seine Zweifel. Mit der Hypovereinsbank besitze sie bereits eine größere deutsche Bank. „Für uns ist das eine nationale Fusion unter dem Dach eines italienischen Mutterkonzerns“, sagt Miller.

Im Falle der Unicredit stehe nicht der Wachstumsgedanke, sondern die Einsparung von Kosten im Vordergrund, indem durch die Fusion Infrastruktur geteilt und reduziert werde. Dass er seinen Job verlieren könnte, bereite ihm keine Sorge. In seiner Zeit bei der Commerzbank habe er schon viele Transformationen und Veränderungen erlebt.