Yehuda Bauer: Israelischer Historiker und Holocaustforscher Yehuda Bauer ist tot

Der israelische Historiker Yehuda Bauer ist tot. Er starb am Freitag mit 98 Jahren in Jerusalem, teilte die International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) mit. Bauer galt als einer der bekanntesten Holocaustforscher der Welt.

Bauer wurde 1926 in Prag geboren. Seine Familie konnte am Tag des Einmarsches der deutschen Wehrmacht am 15. März 1939 emigrieren. Bauer studierte an der Universität Cardiff Geschichte und lehrte später unter anderem an der Yale University in New Haven. Von 1996 bis 2000 leitete er das internationale Zentrum für Holocaust-Studien an der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem. Er veröffentlichte mehr als 40 Bücher über den Holocaust und das Thema Antisemitismus und beriet die IHRA, der heute 34 Mitgliedstaaten angehören.

1998 sprach der Historiker während der Gedenkstunde zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus vor dem Deutschen Bundestag. Damals sagte er, die Nazis seien eben nicht unmenschlich gewesen. „Das Fürchterliche ist, dass sie menschlich waren – wie Sie und ich“. Im selben Jahr erhielt er den Israel-Preis, die höchste Kulturauszeichnung des Staates. 2015 erschien sein letztes Buch „Wir Juden, ein widerspenstiges Volk“.

Antisemitismus werde „sichtbarer und wirkt aggressiver“

Die IHRA teilte mit, Bauer habe die Holocaust-Forschung maßgeblich geprägt. „Seine moralische Führung, sein Wissen und seine Freundschaft werden schmerzlich vermisst werden.“

Das Internationale Auschwitz Komitee würdigte ihn als einen der beeindruckendsten Erforscher des Holocaust. „Sein Forschungsinteresse und sein Engagement waren immer bestimmt durch das Wissen, dass er dem Holocaust im letzten Moment entkommen war“, sagte der Vizepräsident des Komitees, Christoph Heubner. Als Historiker und Zeitzeuge habe Bauer sich selbst und die Welt immer wieder mit „bohrenden Fragen“ konfrontiert, „von denen die wichtigste lautete: Haben wir aus der Geschichte gelernt?“

Zuletzt lebte Bauer in einem Seniorenheim in Jerusalem. 2019 sagte er im Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung, der Antisemitismus werde „sichtbarer und wirkt aggressiver“. Es sei jedoch nicht klug, von einem neuen Antisemitismus zu sprechen, denn dieser habe immer existiert; „nun wurde er durch bestimmte politische Entwicklungen neu hervorgerufen“.

Im November 2023 bezeichnete Bauer die Regierung von Benjamin Netanjahu gegenüber der Berliner Zeitung als „Katastrophe“. Auf die Frage, ob es in Nahost einmal Frieden geben werde, antwortete er: „Ich hoffe es, aber ich weiß es nicht.“