Vereinte Nationen: Lage im Sudan ist laut UN größte humanitäre Krise weltweit

Der fast zwei Jahre andauernde Krieg im Sudan hat nach
Angaben der Vereinten Nationen die größte humanitäre Krise der Welt ausgelöst. Nach Angaben von Shaun Hughes, dem Nothilfekoordinator des Welternährungsprogramms (WFP) für den
Sudan und die Region, leiden etwa 25 Millionen Menschen und somit rund
die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung unter extremem Hunger. „Das Ausmaß
dessen, was sich im Sudan abspielt, droht alles in den Schatten zu stellen, was
wir in den letzten Jahrzehnten gesehen haben“, sagte Hughes bei einer
Pressekonferenz.

Der militärische Konflikt im Sudan hatte im April 2023 begonnen. Damals entwickelten sich in der
Hauptstadt Khartum aus seit Langem bestehenden Spannungen zwischen den Anführern der staatlichen Armee und der paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF) offene
Kämpfe. Inzwischen hat sich die Gewalt auf weite Teile des ostafrikanischen Landes
ausgeweitet. Nach UN-Angaben wurden bereits mehr als 20.000 Menschen getötet.
Etwa acht Millionen Menschen sind innerhalb des Landes vertrieben worden, etwa
vier Millionen weitere Menschen flohen über die Grenzen in Nachbarstaaten. 

Besonders dramatisch ist laut Hughes die Lage im Lager Zamzam in der
Region Darfur, wo rund 500.000 Menschen unter schwierigsten Bedingungen
Zuflucht gefunden haben. Ebenfalls prekär sei die Lage in der Stadt El Fasher, der
Hauptstadt von Nord-Darfur. Die Stadt wird seit Mai 2024 von den RSF belagert.

Hughes warnte, dass ohne ausreichenden Zugang und
zusätzliche Hilfsmittel für das WFP und andere Organisationen im dritten Jahr
des Krieges Zehntausende weitere Menschen sterben könnten.  

Svenja Schulze fordert mehr internationalen Druck auf Kriegsparteien

Anne-Marie Schryer, Repräsentantin für Ostafrika der
Hilfsorganisation International Rescue Committee (IRC), äußerte sich besorgt angesichts der Einschnitte bei den
US-Auslandshilfen
unter Präsident Donald Trump. Die USA seien historisch ein
wichtiger Geber für den Sudan, sagte sie der Nachrichtenagentur epd. Allein im vergangenen Jahr hätten die Vereinigten Staaten rund 45 Prozent der Hilfe
finanziert. „Ein Wegfall dieser Mittel wäre verheerend.“

Zwar hätten die USA die Unterstützung für den Sudan bisher
nicht komplett eingestellt, sagte Schryer: „Aber einige Programme wurden
reduziert.“ So hätten etwa rund 60 Prozent von mehr als 1.500 Suppenküchen
schließen müssen oder stünden kurz davor. Zudem seien schätzungsweise 335
Gesundheitseinrichtungen von Kürzungen der US-Hilfen betroffen. Auch sie kritisierte, dass die
internationale Gemeinschaft dem Krieg im Sudan zu wenig Aufmerksamkeit schenke.

Ähnlich äußerte sich die geschäftsführende Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD). „Die internationale Gemeinschaft muss weiter hinschauen, ihr Engagement
fortsetzen und zugleich den Druck auf die Kriegsparteien erhöhen, an den
Verhandlungstisch zu kommen“, sagte sie der epd.

Am 15. April findet in London eine Konferenz zur Lage im Sudan statt. Deutschland wird gemeinsam mit Frankreich und der EU an dem von Großbritannien organisierten Treffen teilnehmen.