US-Präsident Joe Biden: „Lassen Sie es mich so klar wie möglich sagen: Ich kandidiere“

US-Präsident Joe Biden hat Gerüchte über seinen möglichen Rückzug von der Kandidatur für eine zweite Amtszeit erneut zurückgewiesen. Seinen Unterstützern würden derzeit viele Fragen gestellt, zitieren die Zeitungen Washington Post und New York Times übereinstimmend aus einem per E-Mail versandten Spendenaufruf des Präsidenten. „Ich bin sicher, dass viele von Ihnen auch Fragen haben“, schreibt Biden darin. „Also, lassen Sie es mich so klar und einfach wie möglich sagen: Ich kandidiere. Ich bin der Kandidat der Demokratischen Partei. Niemand verdrängt mich.“

Knapp eine Woche nach seinem schwachen Auftritt im TV-Duell mit seinem republikanischen Herausforderer Donald Trump traf Biden sich mit einer Gruppe von Gouverneuren
demokratisch regierter US-Bundesstaaten. Unter den Teilnehmer befanden sich auch drei Gouverneure, die als
mögliche Ersatzkandidaten gehandelt werden, sollte Biden von der
Fortsetzung seiner Kandidatur absehen: Kaliforniens Gouverneur Gavin
Newsom, Gretchen Whitmer aus Michigan sowie Andy
Beshear, der im Bundesstaat Kentucky regiert. Im Anschluss an das Treffen
bestätigten mehrere der Gouverneure ihre Unterstützung für Biden und
wiesen auf die Gefahr einer erneuten Präsidentschaft Trumps hin.

Biden ist der älteste US-Präsident in der Geschichte des Landes. Sein Auftritt im TV-Duell vor einer Woche hat die Zweifel an der Eignung des 81-Jährigen für eine zweite Amtszeit wachsen lassen. Bereits am Dienstag hatte der demokratische Abgeordnete Lloyd Doggett Biden aufgerufen, das Feld für einen anderen Demokraten zu räumen. 

Dem schloss sich der Abgeordnete Raúl Grijalva aus Arizona an. „Wenn er der Kandidat ist, werde ich ihn unterstützen, aber ich denke, dies ist eine Gelegenheit, sich woanders umzusehen“, sagte Grijalva in einem Interview mit der New York Times. In Bezug auf Biden fügte Grijalva hinzu: „Er muss die Verantwortung dafür übernehmen, diesen Sitz zu behalten – und ein Teil dieser Verantwortung besteht darin, aus diesem Rennen auszusteigen.“

Warnung vor Wahlsieg Trumps

Einen Tag später veröffentlichte auch der Demokrat Seth Moulton aus Massachusetts eine Stellungnahme, in der er Zweifel an Bidens Chancen, Trump zu besiegen, zum Ausdruck brachte. „Ich respektiere Präsident Biden zutiefst und all die großartigen Dinge, die er für Amerika getan hat, aber ich habe große Bedenken hinsichtlich seiner Fähigkeit, Donald Trump zu besiegen“, teilte Moulton mit. „Die bedauerliche Realität ist, dass der Status quo uns wahrscheinlich Präsident Trump bescheren wird.“ Er selbst vertrete bereits seit Langem die Position, dass „Amerika eine neue Generation von Führungspersönlichkeiten hervorbringen“ müsse, sagte der 45-Jährige.

Unruhe macht sich auch unter Großspendern der Demokratischen Partei breit, von deren finanziellen Zuwendungen Wahlkampagnen in den USA stark abhängig sind. Der frühere Netflix-CEO Reed Hastings, der zusammen mit seiner Frau seit 2020 einen zweistelligen Millionenbetrag an die Demokraten gespendet hat, schrieb in einer E-Mail an die New York Times, Biden solle sich zurückziehen, damit ein „energischer demokratischer Führer
Trump schlagen und für unsere Sicherheit und unseren Wohlstand sorgen
kann“.   

Falls sich Biden entgegen seiner Ankündigung doch noch zurückziehen sollte, hätten die Demokraten theoretisch bis zum 19. August Zeit, einen anderen Kandidaten zu nominieren. 

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