Tenor Julian Prégardien: „Was Bach geschaffen hat, ist fast nicht mehr menschlich“

DIE ZEIT: Herr Prégardien, stellen Sie sich vor: Sie sitzen hinauf jener Podium. Der Eingangschor jener Johannes-Passion geht los. Die Musik schwillt langsam an und legt sich wie zwei würgende Hände um dasjenige Publikum. Nach einer Minute drei messerscharfe Rufe des Chors: „Herr! Herr! Herr!“ Was spüren Sie, wenn Sie jene unheimliche Musik lauschen?

Julian Prégardien: Wenn ich jene Musik höre, sehe ich eine Szene aus dem ersten Fluch jener Karibik vor mir: Ein Pirat ist hinauf den Meeresgrund gesunken und läuft dort weiter. Wann immer ihn dasjenige Mondlicht trifft, verwandelt er sich in ein Skelett. Er ist tot und nicht tot. Der verklärte Jesus jener Johannes-Passion kommt mir vor wie dieser Pirat. Er trägt eine Dornenkrone, ein Heer von Gläubigen schreitet im Dunkeln hinter ihm her, er reißt sie mit. Sie rufen ihn an: „Herr! Herr! Herr!“ Das ist martialisch und mächtig.