Südkorea: Südkoreas entmachteter Präsident Yoon aus Haft geschasst
Der wegen eines Umsturzversuchs und Machtmissbrauchs angeklagte südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol ist aus dem Gefängnis entlassen worden. Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachteten, wie er die Haftanstalt in Seoul verließ und sich vor wartenden Anhängern verbeugte. Yoon hatte im Dezember infolge eines Haushaltsstreits das Kriegsrecht ausgerufen und damit eine politische Krise ausgelöst. Das Parlament setzte ihn darauf hin ab, über seine Amtsenthebung wird jedoch final das Verfassungsgericht entscheiden, voraussichtlich Mitte März.
Nach seiner Freilassung fuhr er im Fahrzeugkonvoi zur Präsidentenresidenz. Über seine Anwälte ließ er mitteilen: „Ich verneige mich in Dankbarkeit vor dem Volk dieser Nation.“ Der Haftbefehl gegen ihn war am Freitag von einem Gericht aufgehoben worden. Yoon kam frei, nachdem die Staatsanwaltschaft darauf verzichtet hatte, Berufung einzulegen.
Inhaftiert worden war Yoon Mitte Januar. Er muss sich nicht nur in einem Amtserhebungsverfahren verantworten, sondern wurde auch strafrechtlich angeklagt. Wird er schuldig gesprochen, könnte ihn eine langjährige Haftstrafe erwarten. Er hatte im Dezember das Kriegsrecht ausgerufen, weil er sich durch „staatsfeindliche Opposition“ in seiner Amtsausführung behindert sah. Keine sechs Stunden später wurde er durch das Parlament und durch öffentlichen Druck gezwungen, das Kriegsrecht wieder aufzuheben.
Yoon selbst verweigerte nachfolgend mehrfach Vorladungen der Antikorruptionsbehörde, die ihn zur Ausrufung des Kriegsrechts befragen wollte. So wurde letztlich auch ein Haftbefehl gegen ihn erwirkt, der jedoch mehrfach nicht umgesetzt werden konnte, weil präsidiale Sicherheitskräfte die Präsidentenresidenz abriegelten. Tausende Koreaner gingen daraufhin in Seoul auf die Straße, viele für, manche gegen Präsident Yoon. Es ist die schwerste innenpolitische Krise Südkoreas seit Jahrzehnten.