Strom: Dieser völlig neue Super-Stromspeicher bringt VW gleich zwei Vorteile – WELT

Der Volkswagen-Konzern steigt im großen Stil in den Strommarkt ein. Dazu plant das Unternehmen den Aufbau eines Batterie-Großspeichers in Norddeutschland, der im kommenden Jahr ans Netz gehen soll. Das Projekt sei so groß geplant, dass der Strom aus dem Speicher die Kapazität eines Gaskraftwerks ersetzen könne, hieß es bei der Vorstellung in Berlin.

Schon lange ist unter Experten klar, dass solche Speicher eine wichtige Rolle spielen werden im Übergang von fossiler zu erneuerbarer Energie. Strom aus Wind und Sonne fällt oft dann an, wenn er nicht verbraucht werden kann. Die Preise an der Strombörse sinken dann in den negativen Bereich. Umgekehrt müssen bei Flaute oder nachts teure Gaskraftwerke angeschaltet werden, die den Strompreis deutlich in die Höhe treiben.

Allein aus diesem Preisunterschied ergibt sich ein Geschäftsmodell für große Speicher, die Energie einlagern, wenn sie billig ist, und ins Netz abgeben, wenn das Angebot knapp und teuer wird. Sie helfen auch dabei, das wechselhafte Stromaufkommen aus wetterabhängigen Anlagen auszugleichen.

Lesen Sie auch
Red electric powered car drives on city highway while night - streaking street lights and signs.
Abzug von Investitionen

Bisher gebe es in Deutschland Batteriespeicher mit einer Kapazität von einer Gigawattstunde (GWh), sagte VW-Vorstand Thomas Schmall bei der Präsentation. Mit dem eigenen „Power Center“ werde man diese Kapazität verdoppeln. Bis 2030 müssten nach einer Fraunhofer-Studie Stromspeicher mit einer Kapazität von 100 GWh in Deutschland aufgebaut werden. Auch viele Konzerne aus der Energiebranche planen, solche Speicher aufzubauen. VW ist nach eigenen Angaben auf der Suche nach möglichen Partnern.

Zu Beginn soll der VW-Speicher eine Kapazität von 700 Megawattstunden haben, was laut Unternehmen einer Leistung von 350 Megawatt entspricht. Er soll dann weiter ausgebaut werden, auf bis zu einer GWh. Auch weitere Anlagen in Europa sind wohl möglich. Der erste Spatenstich sei in sechs bis acht Wochen vorgesehen, sagte Schmall. Mehr Details zu dem Projekt nannte er noch nicht.

Für Volkswagen ergäben sich aus diesem neuen Geschäft Synergien, sagte der Vorstand, der im Konzern auch für den Aufbau der Batteriezellfabriken verantwortlich ist. Damit meint er einerseits den zweiten Absatzkanal für die Batterien aus eigener Produktion, andererseits die Lade-Tochter Elli, unter deren Regie die stationären Speicher betrieben werden sollen. Zum Start wird VW im „Power Center“ Batterien einsetzen, die vom chinesischen Partner Gotion geliefert werden. Mit dem Hochlauf der neuen Fabrik in Salzgitter werden die Speicher dann von dort kommen.

Alte Batterien aus E-Autos könnten genutzt werden

Eine Synergie dabei: In Phasen schwächerer Nachfrage nach E-Autos müssen die Zellfabriken ihre Produktion nicht verringern, sondern können Batterien an die stationären Stromspeicher liefern. In Zukunft wird man auch gebrauchte Batterien aus alten Fahrzeugen in solchen zentralen Speichern einsetzen können.

In der Strategie von Elli-Chef Giovanni Palazzo ist der Großspeicher ein entscheidender Baustein, um das Unternehmen zu einem umfassenden Energieanbieter auszubauen – und um das Geschäft profitabel zu machen. Bisher bietet Elli VW-Kunden im Wesentlichen eine Ladekarte an, die ihnen den Zugang zu 700.000 Ladepunkten in Europa eröffnet. Nun soll ein flexibler Stromtarif dazukommen, mit dem das Unternehmen Niedrigpreise an der Börse an die Kunden weitergibt – sofern sie ihr Auto im richtigen Zeitraum laden.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte von Drittanbietern
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Im vergangenen Jahr hatte Elli eine Handelslizenz für die Strombörse EPEX erhalten. Durch den eigenen Speicher kann das Unternehmen diese Lizenz künftig für sogenannte Arbitrage-Geschäfte nutzen, also an den Preisunterschieden verdienen. Für die Kunden erweitert sich das Produktangebot durch eine neue Kooperation mit dem norwegischen Solardach-Anbieter Otovo. Die neue Wallbox von Elli lässt sich mit der Solaranlage verbinden, sodass der Stromüberschuss vom eigenen Dach in die Batterie des Autos geleitet wird.

Das E-Auto werde durch solche Erweiterungen zum Teil eines neuen „Ökosystems“, sagte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management auf der VW-Veranstaltung. Dadurch entstehe ein Mehrwert, ähnlich wie beim Smartphone: Das sei im Vergleich zum Nokia-Handy nicht das bessere Telefon, aber insgesamt das attraktivere Produkt.

Source: welt.de