Rebekka Salm: Kollateralschäden eines Ideals

Für unser Treffen schlägt Rebekka Salm eine Brockenstube vor, die mitten in Olten in einer ehemaligen Migros-Filiale eingemietet ist. Schließlich beginnt auch ihr neuer Roman Wie der Hase läuft in einem dieser Geschäfte für Allerlei aus zweiter Hand. „Es ist schon verrückt“, sagt die 45-Jährige zwischen prallvollen Regalen mit Kristallgläsern, Porzellantassen und Nippes. Eigentlich sei das alles bloß Gerümpel. „Aber würde man die Geschichte hinter jedem dieser Dinge kennen, bekämen sie plötzlich einen Wert.“ Salm greift zu einem Teppichklopfer, der sie an ihre Großmutter erinnert, und beginnt zu erzählen: Von der Armut der Großmutter, die als Kind im Wald Eicheln als Kaffeeersatz oder liegen gelassene Ähren auf den Feldern sammeln musste; dann von ihrem deutschen Großvater, der mit 17 Jahren in die Wehrmacht eingezogen wurde und sich später bis zum Tod eisern darüber ausgeschwiegen hatte; schließlich von sich selbst, wie sie sich als Jugendliche einen Abend lang in einen Mann mit tiefblauen Augen verliebt hatte – bis sich herausstellte, dass es sich um ihren Halbonkel handelte: „In meiner Familiengeschichte klaffen große Lücken. Aber bei welcher Familie ist das anders?“