Mietwagen im Urlaub eintragen: Wo versteckte Nebenkosten lauern – WELT

100 Euro in Florida, 120 Euro in Rom, 180 Euro auf Mallorca: Für so wenig Geld kann man in diesem Sommer eine ganze Woche lang einen Mietwagen buchen – in der Hauptsaison! Die Preise der Autovermieter sind auf Talfahrt – im Schnitt geht es im Vergleich zum Vorjahr fast 20 Prozent bergab. Und wo ist der Pferdefuß? Er liegt in zahlreichen versteckten Nebenkosten. Neben dem Preis gilt es bereits in den Buchungsportalen genau auf die Leistungen zu sehen. Wir sagen, worauf man achten muss, und geben Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Besser zu Hause buchen oder vor Ort?

Mietwagenpreise sind heute nicht mehr fix, sondern wechseln von Tag zu Tag – ähnlich wie die Preise für Flugtickets und Hotelzimmer. Fast immer geht der Preis zum Schluss nach oben. Besser bucht man also schon vorab im Internet oder Reisebüro. So kommt man nicht nur günstiger weg als bei der Buchung vor Ort. Man verschwendet auch keine wertvolle Urlaubszeit mit der Besorgung eines Leihwagens.

Und falls Probleme auftauchen, steht ein Ansprechpartner in der Heimat zur Verfügung. Wer später doch noch ein günstigeres Angebot findet, kann den Vertrag über die Portale meist bis 24 Stunden vor Mietbeginn stornieren.

Haben bekannte Autovermieter bessere Autos?

Eher nicht. In der Praxis konkurrieren heute die klassischen Mietwagenfirmen wie Avis, Europcar, Hertz und Sixt mit freien Vermittlern (Mietwagencheck, Sunny Cars) und den Reiseveranstaltern (TUI Cars, Dertour).

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Im Internet gelistet werden alle Anbieter häufig von Vergleichsportalen wie billiger-mietwagen.de und check24.de. Und am Ende holt man sich sein Auto in vielen Fällen beim selben lokalen Unternehmen ab.

Ist es dann egal, wo man bucht?

Nein, natürlich nicht. Zwar landet man oft über mehrere Anbieter beim gleichen Auto. Aber die Preise sind durchaus unterschiedlich. Und zusätzlich haben viele Broker bei Kaution, Tankregelung und dem Aufpreis für einen zweiten Fahrer Sonderkonditionen ausgehandelt. Oft übernehmen sie auch die Selbstbeteiligung bei Vollkasko- und Diebstahlschäden. Wenn es also kracht, ist der Kunde zwar vor Ort die Kaution los, bekommt das Geld aber zu Hause wieder.

Tipp: Auf jeden Fall ist der Übernahmeort des Fahrzeugs zu beachten. Gerade die besonders günstigen Anbieter sparen sich oft das Büro am Flughafen und fahren ihre Kunden per Bus-Shuttle zu einer Mietwagenstation im Gewerbegebiet – das kostet Zeit.

Braucht man eine Kreditkarte?

Ja, unbedingt. Es gibt nur sehr wenige Angebote ohne Kreditkarte, und die sind in der Regel unverschämt teuer. Debitkarten sind übrigens nur sehr eingeschränkt verwendbar. Die eigentliche Zahlung lässt sich oft auch per Überweisung erledigen.

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Teure Überraschungen

Wichtig wird die Kreditkarte dann trotzdem vor Ort – als Kaution. Und die hat es durchaus in sich. 1500 Euro sind keine Seltenheit und werden für die Dauer der Miete auf der Kreditkarte geblockt. Wenn dann noch Hotelaufenthalte oder Flüge zu bezahlen sind, reicht der Verfügungsrahmen manchmal nicht mehr aus.

Was ist bei Versicherungen zu beachten?

Mehr Sicherheit für mehr Geld: Das gilt vor allem bei der Haftpflichtdeckungssumme. Die ist in Europa kein Problem, wohl aber in der Türkei und noch stärker in den USA: Die türkische Mindestdeckung liegt mit rund 17.000 Euro pro Sachschadensfall deutlich unter der deutschen, hierzulande ist man mit mindestens 7,5 Millionen Euro versichert.

Im US-Bundesstaat Florida liegt das gesetzliche Minimum gar bei lächerlichen 5000 Euro. Lokale Anbieter wie Fox Rent a Car haben im günstigsten Basispaket auch nur dieses Minimum abgedeckt. Bei deutschen Vermittlern kann man in der Regel ausreichende Haftpflichtversicherungen dazubuchen.

Lohnen sich Rundum-sorglos-Pakete?

Für die Nerven auf jeden Fall. Immer mehr Anbieter haben All-inclusive-Vollkasko-Tarife ohne Stolperfallen im Angebot. Sunny Cars offeriert sogar ausschließlich Alles-inklusive-Pakete. Preislich ist das aber nicht immer ein Schnäppchen. Bisweilen kostet allein der Aufpreis für so ein sanftes Ruhekissen mehr als die gesamte Wochenmiete.

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Tipp: Oft decken die eigene deutsche Kfz-Versicherung oder der Schutzbrief auch Mietwagenrisiken ab, dann reicht ein günstigeres Angebot. Viele private Kfz-Versicherungen enthalten zum Beispiel eine sogenannte Mallorca-Police, die Kfz-Haftpflicht mit der hohen deutschen Deckungssumme gilt dann auch für den Mietwagen – meistens allerdings nur in Europa.

Selbstbehalt ja oder nein?

Unbedingt zu beachten ist – auch bei Rundum-Sorglos-Paketen – die Selbstbeteiligung. Das ist die Summe, die man trotz Versicherung zum Beispiel bei Kratzern im Lack selbst zahlen muss. Der Betrag schwankt je nach Land und Anbieter zwischen 150 und mehr als 1500 Euro. Ein Anbieter auf dem Markt (Sunny Cars) erstattet grundsätzlich bei jeder Automiete die Selbstbeteiligung im Schadenfall. Anderswo kostet der Ausschluss des Selbstbehalts zusätzliches Geld.

Tipp: Auch der Selbstbehalt wird bisweilen schon von der eigenen Autoversicherung oder dem Schutzbrief gedeckt.

Ist bei All-inclusive immer alles enthalten?

Leider nein. Auch „alles“ ist noch auslegungsfähig: Schäden an Glas, Reifen und Unterboden werden bei einigen Anbietern gern ausgeschlossen. Und Schlüsselverlust ohnehin. Tipp: Achten Sie darauf, dass alle gebuchten Leistungen und gezahlten Versicherungen im Mietvertrag ausdrücklich vermerkt sind.

Welche Gebühren gibt es sonst noch?

Viele – manche lassen sich aber leicht umgehen: Als Navi verwendet man das eigene Handy, den Kindersitz bringt man selbst mit (das spart jeweils 6 bis 20 Euro pro Tag). Wer einen zweiten Fahrer braucht, der findet mit einigem Suchen außer den üblichen 8 bis 10 Euro Aufpreis pro Tag auch Angebote von 3 Euro und (wieder bei Sunny Cars) teilweise auch Inklusivangebote. Startet der Flieger außerhalb der Öffnungszeiten der Mietstation, werden leicht noch mal 30 bis 45 Euro fällig.

Hat man sich auf eine Reinigungspauschale eingelassen, dann kommen für das einmalige Fahren durch eine Waschstraße noch mal bis zu 40 Euro dazu. Und unter Servicepauschale verstehen die Mietstationen schlicht: Es gibt zwar nicht mehr Leistung, es kostet aber noch einmal Geld.

Welche Dokumente braucht man vor Ort?

Zunächst natürlich die Mietbestätigung, den sogenannten Voucher. Hat man den vergessen, geht es in der Regel auch nur mit dem Ausweis. Ein echtes Problem bekommt dagegen, wer den Führerschein oder die Kreditkarte daheim gelassen hat. Beide müssen noch gültig sein und auf den Namen des Hauptfahrers lauten.

Was ist beim Empfang des Autos zu beachten?

Eigentlich wurde alles schon zu Hause bezahlt. Trotzdem versuchen die lokalen Vermietstationen vor Ort mit aller Wucht, noch ein paar Euro zusätzlich zu verdienen. Gern werden Zusatzleistungen, die im gebuchten Paket bereits inkludiert sind, erneut verkauft. Wer kein Auto ohne den Abschluss weiterer Versicherungen bekommt, ruft am besten sein Buchungsportal oder Reisebüro an.

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Ein beliebter Trick ist auch der Jungfahrerzuschlag: Mal greift er unter 21, mal unter 26 Jahren. Junge Urlauber sollten deshalb schon bei der Buchung ganz genau nachhaken. Und natürlich gilt: Beim Erhalt des Autos kontrolliert man peinlich genau Beulen in der Karosserie und Kratzer im Lack. Beides lässt man sich im Übergabeprotokoll bestätigen und fotografiert die Schäden.

Muss man das Auto vollgetankt zurückgeben?

Das ist die fairste Lösung. Zahlreiche örtliche Vermietstationen bessern sich aber die niedrigen Mietwagenpreise durch die sogenannte Voll/Leer-Regelung auf. Da ist dann zwar die Miete billig, aber im Kleingedruckten steht, dass man das Auto leer zurückgeben soll und dafür eine „Betankungspauschale“ von bis zu 140 Euro für einen Kleinwagen zu berappen hat. Da sind dann schnell wieder 70 oder 100 Euro für nichts bezahlt.

Entkommen kann man diesem Nepp nur durch genaues Studium der AGB – vor der Buchung. Einige Vergleichsportale erlauben es mittlerweile auch, auf ihrer Suchmaske im Internet nur nach Angeboten mit der fairen Voll-/Voll-Regelung zu suchen.

Worauf ist bei der Abgabe des Autos zu achten?

Wird das Auto am Ende der Reise zurückgegeben, so lässt man sich als Kunde von der Vermietstation schriftlich den ordnungsgemäßen Zustand des Fahrzeugs bestätigen. Im Protokoll ebenfalls festgehalten werden Kilometer- und Tankfüllstand.

Nicht eingehen sollte man auf das Angebot von Mitarbeitern, das Auto einfach nur abzustellen und den Schlüssel in einen Briefkasten zu werfen. Wenn das unumgänglich ist, dokumentiert man zumindest durch Fotos, dass das Auto zum Abgabezeitpunkt keine Beulen hatte und vollgetankt war.

Source: welt.de