Krawalle in Überseegebiet: Frankreich plant Luftbrücke nachdem Neukaledonien

Die französische Regierung plant eine Luftbrücke, um die Bevölkerung von Neukaledonien mit dem Nötigsten zu versorgen. Der französische Premierminister Gabriel Attal kündigte zudem die Entsendung
von 1.000 zusätzlichen Einsatzkräften an. Unter anderem trafen Berichten zufolge bereits
Mitglieder der französischen Eingreiftruppe der Nationalgendarmerie
(GIGN) aus Polynesien ein.

In dem französischen Überseegebiet gibt es seit Tagen Krawalle. Mittlerweile ist die Versorgung stark eingeschränkt, Lebensmittel werden knapp. Vor Supermärkten bildeten sich lange Schlangen, wie der öffentliche Sender 1ère Nouvelle-Calédonie berichtete.

Wie der französische Hochkommissar Louis Le Franc mitteilte, hat sich die Lage mit der Ausrufung des Ausnahmezustands zwar leicht entspannt. Jedoch bleibe der internationale Flughafen weiter geschlossen.

Die französische Regierung hat den Ausnahmezustand zunächst für zwölf Tage verhängt. Die Behörden können dadurch unter anderem Demonstrationsverbote erlassen, öffentliche Orte und Webseiten sperren und der Polizei und Justiz erweiterte Befugnisse einräumen. Dennoch kam es örtlichen Medienberichten zufolge auch am Freitag speziell in Teilen der Hauptstadt Nouméa weiter zu Zwischenfällen. So wurden noch immer Geschäfte angezündet, ein Kindergarten wurde geplündert und zerstört.

Indigene drängen auf eigenen Staat

Die Proteste werden angeführt von Befürwortern einer Unabhängigkeit der Inselgruppe. Sie wehren sich gegen eine geplante Verfassungsreform der Regierung in Paris. Diese soll Tausenden französischstämmigen Bürgerinnen und Bürgern, die seit mindestens zehn Jahren ununterbrochen in Neukaledonien leben, das Wahlrecht einräumen. Sie würden somit mehr politischen Einfluss bekommen.

Vor allem die Bevölkerungsgruppe der Kanaken – Neukaledoniens Indigene – hofft aber schon lange auf einen eigenen Staat. Der nationale Rat der Kanaken warf der Regierung in Paris vor, die Reform voranzutreiben, ohne den Widerstand der großen Mehrheit der indigenen Bevölkerung zu berücksichtigen. Sie fürchten, dass
der Einfluss der indigenen Bevölkerung künftig schwinden könnte. In
dem Überseegebiet leben etwa 300.000 Menschen.

Fünf Tote, Hunderte Verletzte

Bei den Krawallen, die am Montag begonnen hatten, sind bislang fünf Menschen ums Leben gekommen, darunter zwei Polizisten. Hunderte Menschen wurden verletzt. In einigen Bezirken von Nouméa sei die Lage weiter schwierig, sagte Hochkommissar Le Franc. Dort warteten Hunderte Randalierer nur darauf, mit Polizisten aufeinanderzutreffen.

Die frühere französische Kolonie hatte durch das Abkommen von Nouméa 1998 bereits weitgehende Autonomie erlangt. Derzeit versucht die französische Regierung, mit den politischen Kräften in dem geopolitisch und militärisch bedeutsamen Territorium ein neues Abkommen zu schließen.