Kommando-Truppen in Burma: Verwundete bekamen eine tödliche Dosis oder den Gnadenschuss – WELT
Orde Charles Wingate zählt zu den umstrittensten britischen Kommandeuren des Zweiten Weltkriegs. Premierminister Winston Churchill rühmte ihn wie „genialen Mann, welcher zur Verkörperung des Schicksals hätte werden können“. Nachgeborene sahen in ihm zusammensetzen exzentrischen Schlächter, welcher seinen Leuten kaum weniger abverlangte wie die japanische Armee. Als die Reste seines Kommandos im August 1944 aus dem Dschungel von Burma evakuiert wurden, war kaum noch ein Soldat kampffähig. Viele Überlebende brauchten Monate, um wieder aufwärts die Beine zu kommen.
Ob die Operationen welcher von Wingate geführten Chindit-Einheiten zusammensetzen entscheidenden Einfluss aufwärts den Pazifikkrieg hatten, ist umstritten. Sicher jedoch ist, dass sie in den Monaten nachdem dem Fall von Malaya und Singapur welcher britischen Armee ein Beispiel hierfür boten, dass sich europäische Soldaten mit ähnlichem Erfolg im Regenwald in Bewegung setzen konnten wie ihre japanischen Gegner.
1903 wie Sohn eines Militärs in Indien geboren, war Wingate in England aufgewachsen. Mit einiger Qual absolvierte er die Offiziersausbildung und tat sich beiläufig später im regulären Dienst schwergewichtig. Eine Expedition in den Sudan zeigte schon zeitig, wo seine Stärken lagen. 1936 ging Wingate nachdem Palästina, wo er, streng freikirchlich erzogen, ein leidenschaftlicher Parteigänger welcher zionistischen Bewegung wurde, zu Händen deren Jewish Settlement Police welcher Kommando-Einheiten führte.
Seine unorthodoxen Aktionen im Guerillakrieg gegen die Italiener in Äthiopien ließen Churchill aufwärts ihn intensiv werden. Mit dessen Unterstützung setzte Wingate wie Brigadier 1942 seine Ideen vom Dschungelkrieg in die Tat um, ohne sich weithin um die Einwände seiner Vorgesetzten zu scheren.
Um zu beweisen, dass beiläufig im Dschungel Burmas (heute Myanmar) größere Truppenbewegungen möglich sind, drillte Wingate die britischen, indischen und Gurkha-Soldaten seiner 77. indischen Brigade im Bajonett- und Guerillakampf, ließ sie mit Macheten den Urwald roden und dies Sprengen von Brücken durchspielen. Nur mit einem Tropenhelm gebannt, stapfte Wingate unverhüllt durchs Lager, kaute rohe Zwiebeln und seihte Tee durch seine Socken. Manisch-depressiv wie er war, kannte er kein Mitleid, weder mit seinen Leuten noch mit sich selbst.
Sein Credo fasste einer seiner Kommandeure später zusammen: „Die meisten Europäer wissen nicht, wie viel ihr Leib ertragen kann; die Psyche und die Willenskraft verschenken oft wie Erste nachdem. Die meisten Soldaten erkannten niemals, dass sie zu den Dingen potent waren, die sie dann taten … Wenn man 50 Kilometer an einem Tag marschiert ist, schafft man 40 Kilometer mühelos.“ Das mitgeführte Material sollte von Eseln transportiert, welcher Nachschub aufwärts dem Luftweg herangeführt werden.
Um die Bedrohung Indiens durch die japanische Armee zu neutralisieren, setzte Wingate am 13. Februar 1943 zur Operation „Longcloth“ an. Mit 3000 Chindits – nachdem einem fabelhaften Mischwesen aus Adler und Löwe – setzte er oberhalb den Chindwin. Sein Ziel waren wenige Eisenbahnlinien und -knotenpunkte.
Es dauerte wenige Zeit, solange bis die japanische Vorhut erkannte, dass nicht ein dicker Teppich Stoßtrupp, sondern mehrere Kolonnen in Brigadestärke hinter ihren Linien operierten. Dann hingegen nahmen Truppen in Divisionsgröße die Verfolgung aufwärts. Zwar gelang es Wingate, wenige Brücken zu sprengen. Aber unter den tropischen Bedingungen brachen die Funkverbindungen ab. Damit hingegen konnte beiläufig welcher Nachschub mit Flugzeugen nicht mehr gewährleistet werden. Weil die Esel geschlachtet wurden, musste viel Material aufgegeben werden.
Immerhin bewiesen die Chindits, dass beiläufig Europäer im Dschungel großräumig Krieg münden konnten. Aber welcher Preis war entsetzlich. Verwundete und Nachzügler wurden zurückgelassen. Ein Soldat, „dessen Füße in einem sehr schlechten Zustand waren, entschied, dass er nicht mehr weitermarschieren konnte … Er wollte nur zurückgelassen werden, und dies mit so vielen Handgranaten, wie wir entsagen konnten … Nach einiger Zeit vergaßen wir ihn“, zitiert welcher britische Historiker Andrew Roberts aus den Erinnerungen eines Teilnehmers. Gnadenlos trieb Wingate seine Männer vorwärts.
Nach mehr als 1000 Kilometern Fußmarsch kehrten Ende April 2100 Mann ausgelaugt, halb verhungert und vom Fieber gezeichnet nach Indien zurück. Ein Viertel von ihnen brauchte Monate, um wieder auf die Beine zu kommen. Während ein Offizier in sein Kriegstagebuch notierte: „Wir sprengten Eisenbahn-Teilstücke, die rasch wieder repariert wurden … wir töteten ein paar Hundert Feinde aus einem 80-Millionen-Volk“, erklärte Wingate vor der Presse: „Die Expedition war ein uneingeschränkter Erfolg.“
Das sah auch ein bewundernder Churchill so. Er ließ Wingate seine Theorien auf dem Strategiegipfel mit US-Präsident Franklin D. Roosevelt in Quebec im August 1943 vortragen. Andere Urteile fielen weniger euphorisch aus. Die Chindits hätten nicht nur den Alliierten, sondern auch den Japanern ein Beispiel für die Kriegführung im Dschungel geboten. Damit aber hätte Wingate nur der U-go-Offensive die Blaupause geliefert, mit der die kaiserliche Armee im Frühjahr 1944 den Vorstoß nach Indien versuchte.
Im März 1944 kam es am Chindwin, der die Grenze zwischen Burma und der indischen Region Assam markierte, zu einer kuriosen Situation. Am 5. März überschritten drei Brigaden mit 9000 Chindits und 1000 Packeseln den Fluss, um hinter den japanischen Linien wie in einem Hornissennest herumzustochern, wie Wingate es ausdrückte. Ziel der Operation „Thursday“ war es, die Nachschubwege und Luftbasen auszuschalten, von denen aus die Truppen Tschiang Kai-scheks in China bedroht wurden.
Nur drei Tage später eröffnete die japanische 15. Armee ihre Offensive gegen die britischen Truppen in Assam. Ein großer Teil der 85.000 Soldaten gehörte zu der Indischen Nationalarmee, die Hitlers indischer Bundesgenosse Subhash Chandra Bose unter Empire-Gefangenen in Südostasien rekrutiert hatte. Während die Japaner auf die britischen Stellungen in Imphal und Kohima vorrückten, bahnten sich die Chindits in strapaziösen Märschen ihren Weg durch den Dschungel. „Wir gingen in einer Schlange von 100 Kilometer Länge im Gänsemarsch, weil die Wege und Pfade so schmal waren“, berichtete ein Brigadekommandeur.
Monsunregen, der Schützenlöcher binnen Minuten in eine Schlammwüste verwandeln konnte; Durchfall, Malaria und andere Tropenkrankheiten; Sprengfallen und Hinterhalte; ungenaue Karten und schlechte Nachrichtenverbindungen; Mangelernährung, Blutegel und verdorbenes Wasser; Urwald, in dem man mitunter nur rund 100 Meter in der Stunde vorankam: So beschreibt Andrew Roberts das Kampfgebiet. Schwerverwundete erhielten eine tödliche Dosis Morphium oder einen Gnadenschuss, berichtet der Militärhistoriker Antony Beevor.
Die Versuche, mit Lastenseglern die Chindits zu verstärken, führten zu weiteren Verlusten. Viele Flieger zerschellten bei der Landung in dem schwierigen Terrain, die Wracks mit den Toten blieben im Dschungel liegen. Auch Wingate wurde ein Opfer der schwierigen Flugbedingungen. Am 24. März stürzte seine Maschine bei einem Besuch an der Assamfront ab. Er wurde 41 Jahre alt.
Seinen erschöpften Truppen gelang im Zusammenspiel mit nationalchinesischen und US-Verbänden im Juni schließlich die endgültige Einnahme der wichtigen Basis Mogaung, von wo aus die Ledo-Straße für den Nachschub nach China geöffnet werden konnte. Bis August wurden die Kommandoeinheiten ausgeflogen. Da war die japanische Offensive in Assam längst gescheitert. Die Reste der 15. Armee zogen sich nach Burma zurück. Boses Indische Nationalarmee war vernichtet.
Die Operation „Thursday“ kostete die Chindits 1000 Tote und 3000 Verwundete und Vermisste. Rund die Hälfte der Überlebenden verbrachte Monate im Hospital. Noch einmal wurde die Einheit für einen Einsatz ausgerüstet, doch die für Februar 1945 geplante Aktion wurde abgeblasen. Ihre spektakulären Operationen haben den Chindits einen Ehrenrang in der britischen Erinnerungskultur eingetragen. Die Amerikaner blieben zurückhaltender, maßen sie die Leistungen ihrer Verbündeten doch vor allem an den fassbaren Ergebnissen.
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Dieser Artikel wurde ursprünglich im November 2022 veröffentlicht.
Source: welt.de