Japans Notenbank alarmiert: Steigende Reispreise und Trump-Zölle im Fokus

Der Preis für Reis in Japans Supermärkten hat sich innerhalb eines Jahres fast verdoppelt. Ein Fünf-Kilo-Sack – die gängige Losgröße für die reisliebenden Japaner – kostet inzwischen im Durchschnitt 4077 Yen (25 Euro). Auch die Preise für einige Gemüsesorten und weitere Nahrungsmittel sind zuletzt deutlich angestiegen, so dass nun sogar die japanische Notenbank vor den Risiken der Preissteigerungen warnt.
Steigende Lebensmittelpreise würden üblicherweise als Angebotsschocks betrachtet, die die Geldpolitik vernachlässigen könne, sagte Notenbankgouverneur Kazuo Ueda am Mittwoch auf der Pressekonferenz anlässlich der jüngsten Zinsentscheidung der Bank von Japan. „Aber der langanhaltende Anstieg der Reispreise bedeutet, dass das Risiko, dass diese Erhöhungen die Inflationserwartungen und die öffentliche Stimmung beeinflussen, nicht zu vernachlässigen ist. Daher müssen wir diese Risiken sorgfältig beobachten.“ Obwohl die Preissteigerungen weitgehend auf Wetter und andere Faktoren zurückzuführen seien, könnten sie über die Verbraucherstimmung und die Inflationserwartungen die zugrunde liegende Inflation beeinflussen.
Direkter könnten sich indes die angedrohten Importzölle von Donald Trump auf die japanische Volkswirtschaft auswirken. Unter anderem die großen Automobilkonzerne wie Toyota , Honda und Nissan importieren einen großen Teil ihrer in den USA verkauften Autos, entweder direkt aus Japan oder aus Werken in Mexiko und Kanada. Trumps für den 2. April angekündigten Zölle von 25 Prozent auf importierte Autos könnten sie also empfindlich treffen. Beim Umfang und beim Tempo der US-Zölle habe es im vergangenen Monat rasche Veränderungen gegeben, sagte Ueda in Tokio. „Wir werden genau beobachten, wie sich die US-Handelspolitik entwickelt, wie sie die USA und andere Volkswirtschaften beeinflusst und wie all dies Japans Wirtschafts- und Preisausblick prägt.“ Wichtige Aspekte dazu blieben aber bis über den April hinaus unklar, so dass die Unsicherheit groß sei.
Renditen auf höchstem Stand seit fast zweieinhalb Jahrzehnten
In diesem Umfeld beließ die Zentralbank die Zinsen am Mittwoch unverändert bei 0,5 Prozent. Nachdem der Notenbankrat auf seiner vorherigen Sitzung im Januar die Zinsen auf dieses seit 2008 nicht mehr dagewesene Niveau gehoben hatte, war an den Märkten allgemein mit einer Zinspause gerechnet worden. Der Yen hatte seit Beginn des Jahres erstmals seit vier schwachen Jahren wieder gegenüber dem Dollar zugelegt, hat zuletzt aber wieder an Schwung verloren. Ein Kurseinbruch am japanischen Anleihemarkt hat zudem Zweifel genährt, ob die Notenbank möglicherweise doch schon einen nächsten Schritt gehen müsse.
Die Spekulationen über weitere Zinserhöhungen hatten dazu geführt, dass die Renditen japanischer Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit fast zweieinhalb Jahrzehnten gestiegen sind. Investoren rechnen mit einer weiteren Verringerung der Renditekurve zwischen den USA und Japan. Die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen stiegen am Mittwoch auf 1,515 Prozent. Ueda betonte, dass jetzt nicht der Zeitpunkt für die Notenbank sei, sich in den Anleihemarkt einzumischen. Seine Aussagen vom Mittwoch werteten Ökonomen in Tokio zwar als Zeichen dafür, dass weitere Zinserhöhungen folgen werden. Die meisten erwarten diese aber noch nicht auf der nächsten Sitzung Anfang Mai.
„Japans Lohn- und Preisentwicklung liegen im Plan und sind möglicherweise stärker als erwartet. Aber der unsichere Ausblick in den USA und weltweit machen es schwierig, die potentiellen Auswirkungen abzuschätzen“, sagte Ueda. „Daher möchten wir die kommenden Daten Anfang April abwarten, um unsere Prognosen neu zu überdenken.“ Ueda hat dabei nicht nur die unmittelbaren Folgen für Japans Exportunternehmen im Sinn. Sollten aufgrund der Zölle die Verbraucherpreise in den USA steigen, könnte das auch die Konsumlust der Amerikaner drücken. Einige Daten deuteten schon darauf hin, sagte Ueda.
Für die Stimmung der japanischen Verbraucher sah der Notenbankgouverneur dagegen auch positive Signale. Vor allem die Lohnverhandlungen, die in Japan traditionell vor Beginn des neuen Fiskaljahres im April geführt werden, stimmten ihn zuversichtlich, dass der Zyklus von Preissteigerungen und Lohnerhöhungen planmäßig verlaufe. „Das Ergebnis der Lohnverhandlungen in der vergangenen Woche war etwas stärker als erwartet“, sagte Ueda. Anders als bislang befürchtet, würden nicht nur die Mitarbeiter in den großen Konzernen von Lohnerhöhungen profitieren, sondern inzwischen auch immer mehr jene in kleineren Unternehmen.
Source: faz.net