Indien: Parlamentswahlen in Indien enden

In Indien ist die Parlamentswahl nach mehr als sechs Wochen zu Ende gegangen. Die letzten Wahllokale schlossen um 18 Uhr Ortszeit (14.30 Uhr MESZ). Zum Abschluss der größten demokratischen Abstimmung der Welt waren unter
anderem die Bürger in Varanasi, dem Wahlkreis von Regierungschef
Narendra Modi
, zur Stimmabgabe aufgerufen. Umfragen zufolge dürfte sich Modi eine dritte
Amtszeit sichern und würde damit weitere fünf Jahre regieren. Mit einem endgültigen Ergebnis wird jedoch erst am 4. Juni gerechnet. 

Modis Partei BJP setzt auf einen stark hindunationalistischen Kurs. Kritiker
und die Opposition fürchten, dass die BJP im Falle einer Wiederwahl
versuchen könnte, die Verfassung zu ändern, um diesen Kurs weiter zu
festigen. Abzuwarten bleibt, ob die Partei ihre hierfür notwendige Mehrheit im
Parlament weiter ausbauen kann. Modi wäre erst der zweite Regierungschef seines Landes mit einer dritten Amtszeit – nach dem ersten indischen Premier Jawaharlal Nehru.

Insgesamt waren seit Mitte April etwa eine
Milliarde Wahlberechtigte aufgerufen,
über die
Besetzung des mehr als 500 Sitze zählenden Unterhauses des nationalen
Parlaments abzustimmen. Um den enormen logistischen Aufwand im
bevölkerungsreichsten Land der Welt zu bewältigen, fand die Abstimmung
in sieben Phasen statt. Mehr als 8.000 Kandidaten waren angetreten. 

Im Vergleich zur letzten Abstimmung vor fünf Jahren zeichnet sich eine geringere Wahlbeteiligung ab. Dies könnte unter anderem an der
Hitzewelle im Norden Indiens liegen. Die
Behörden im nordöstlichen Bundesstaat Bihar teilten am Freitag mit, dass
zehn Wahlhelfer am Vortag an einem Hitzschlag gestorben seien. In
Varanasi wurden für Samstag Höchsttemperaturen von 44 Grad Celsius
vorhergesagt.

Regierungschef Modi verwies im Wahlkampf auf seine Erfolge

Regierungschef Modi
präsentierte sich im Wahlkampf als starker Mann und verwies auf das
robuste Wirtschaftswachstum, das Investoren anlockt. Der Subkontinent
ist unter ihm zur fünftgrößten Wirtschaftsmacht der Welt aufgestiegen.
Unter Modi gelang Indien als viertem Land die
Landung auf dem Mond. Er investiert zudem viel in moderne Infrastruktur
wie Straßen, Schnellzüge und Flughäfen. Aber das Wachstum ist nicht
gleichmäßig verteilt. Modis Kritiker wiesen im Wahlkampf auf die hohe
Arbeitslosigkeit und Inflation hin.

Der 73-jährige Modi und seine Partei wollen ihre Macht ausbauen, mit dem Ziel, Indien
zu einem Staat vorwiegend für die hinduistische Mehrheit zu machen, die
80 Prozent der Bevölkerung stellt. Die rund 200 Millionen Muslime und
andere religiöse Minderheiten werden laut Beobachtern zunehmend zu
Bürgern zweiter Klasse. Modis Versprechen ist eine radikale Abkehr von
der Vision des indischen Gründervaters Mahatma Gandhi, der sich einst
für die Trennung von Staat und Religion und Harmonie unter den
Religionen aussprach.