GNTM 2024: Eine unangenehme Szene ist prototypisch zu Gunsten von die ganze Folge – WELT

Das Plus-Size-Rockergirl hat die Regeln nicht verstanden. Beim offenen Casting in Berlin steht Heidi Klum in welcher Mitte des Laufstegs, an ihr vorbei die Erlaubnis haben sie jedweder laufen, die da gekommen waren: Männer, die 1,60 Meter weit sind („Kleinen Männern gehört die Welt“, sagt einer, welcher sich wünscht, es wäre so), klassische Blondinen, Tänzer mit Rastalocken, Frauen mit grün hinter den Ohren operierter Nase, Nerds mit Brille, Dorfschönheiten, Berlin-Typen. Wen Heidi zu Gunsten von Reality-Show-tauglich erachtet, den zieht sie zur Seite, welcher darf Backstage aufwärts die nächste Runde warten.

Rockergirl wird weder von Heidi angesprochen noch zur Seite gezogen, versteht nur irgendwas falsch – und lungert daraufhin minutenlang hinter welcher 50-Jährigen herum, verlässt den Laufsteg nicht, sogar nicht aufwärts ein fröhliches „bitte sehr weitergehen!“ von Klum.

Und irgendwie ist ebendiese sehr unangenehme Szene prototypisch zu Gunsten von die ganze Folge. „Den Wunsch nachdem männlichen Models hatte ich schon lange Zeit“, sagt Klum zu Beginn und statt ihn sich mühelos privat zu gerecht werden, wird sie damit nun 18 Wochen weit zur Primetime aufwärts ProSieben herumlungern und sogar wenn man will, dass sie mühelos weggeht – man kann nicht unterschiedlich, wie doch mal hinzuschauen. Und jedweder, die im vergangenen Jahr gesagt nach sich ziehen, dass man nun wirklich, wirklich jedweder Varianten, jedweder Arten von Gewinnerin (Plus Size solange bis Transgender) gesehen habe – die nach sich ziehen nun doch wieder eine Ausrede, um „Germany‘s Next Topmodel“ einzuschalten (was selbstredend der Plan war).

Sie alle sind zum offenen Casting gekommen
Sie alle sind zum offenen Casting gekommen
Quelle: ProSieben/Richard Hübner

Diese 19. Staffel, sie ist die erste, in der Männer mitmachen dürfen, also Männer, die sich als Männer definieren und da wird es eigentlich schon wieder kompliziert. Es werde „zwei Gewinner*innen“ geben, blendet man genauso gegendert ein und irgendwie gerät damit alles durcheinander. Hat man sich nicht in den vergangenen Jahren riesengroß „Diversity“ auf alle Fähnchen geschrieben, hat Transgender-Models gefeatured – und nun sollen es doch wieder nur zwei ganz klassische Geschlechter sein? Und dann sind sich die Männer darin ja auch selbst wieder nicht sicher, diskutieren Backstage, ob sie nun „maskulin“ laufen oder wie die Frauen und ob der Name „Topmodel“ denn nicht eher „feminin einzuordnen“ sei.

Die Männer scheinen übrigens überdurchschnittlich oft schon längst (halb-)professionell zu modeln während die Frauen (noch) richtige Tätigkeiten innehaben wie Hausverwalterin, Bauingenieurswesen-Studentin, Dachdeckerin oder „Ich mache Mittagessen für meinen Bruder während er Youtube-Videos dreht und er bezahlt mich dafür“. Anders als bei den Frauen sind keine kleineren oder dickeren Männer in der engeren Auswahl, das höchste der Gefühle ist eine Brille.

Und einer hat das Memo „Wer Model werden will, trägt schwarz“ nicht bekommen
Und einer hat das Memo „Wer Model werden will, trägt schwarz“ nicht bekommen
Quelle: ProSieben/Richard Hübner

Ansonsten sind direkt in Folge eins die klassischen Narrative angelegt: das Mädchen, das aus Syrien geflüchtet ist und nun vier Millionen Follower auf TikTok hat, der Ex-Soldat, der bei der Bundeswehr gemobbt wurde, das Mädchen aus Nigeria, das auf dem Laufsteg vom Tod ihres Vaters erzählen muss. „Das tut mir leid“, sagt Heidi und fragt direkt anschließend: „Und, habt Ihr schon Kontakt zu den männlichen Models?“. Dragqueen Felix versucht sein Schicksal zu dramatisieren, indem er traurig erzählt, dass er aus „einer Kleinstadt“ komme, „sie heißt Passau“. Wer keine gute Geschichte mitbringt, hat schlechtere Karten, aber das ist alles nichts Neues.

Grace ist eh schon hauptberuflich Influencerin, was erhofft sie sich von der Show?
Grace ist eh schon hauptberuflich Influencerin, was erhofft sie sich von der Show?
Quelle: ProSieben/Richard Hübner

Neu ist noch, dass es am Ende zwei Gewinner-Cover geben wird, also erstmals darf ein Mann aufs Cover von „Harper‘s Bazaar“, was verkündet wird, als hätte es den Stellenwert der Mondlandung. Ihren Signature-Satz will Klum sich allerdings nicht nehmen lassen und jeweils zu den Frauen und Männern sagen: „Nur eine(r) von Euch kann Germany‘s Next Topmodel werden“.

Was man sonst noch gelernt hat: Männer-Perlenketten sind aktuell ein großer Trend. Heidi Klum hat schon mal ein Dach gedeckt. Mit 20.000 Followern verdient man „locker vierstellig“. Es gibt Extensions für Vokuhila-Frisuren für Männer. Man kann in Südfrankreich „Luxus“ studieren.

In welcher anderen Sendung hätte man das erfahren können?

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Source: welt.de