China und Deutschland: „Wir brauchen in allen Bereichen mehr China-Wissen“

Nadine Godehardt ist Wissenschaftlerin in jener Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin und forscht zu Chinas Aufstieg in jener Weltpolitik.

ZEIT ONLINE: Frau Godehardt, Bundeskanzler Scholz ist zum zweiten Mal in seiner Amtszeit in China. Zuletzt ist die Beziehung Deutschlands zur Volksrepublik spürbar schwieriger geworden. Welche Signale möglich sein von Scholz‘ aktuellem Besuch aus?

Nadine Godehardt: Der Bundeskanzler signalisiert ohne Rest durch zwei teilbar wieder eine gewisse Offenheit z. Hd. Gespräche. Auch dass Scholz wieder eine große Wirtschaftsdelegation mitgenommen hat, spricht die Sprache jener Zusammenarbeit: Es gibt zwar Schwierigkeiten mit China, lautet die Botschaft, allerdings wir zu tun sein den Kontakt aufrechterhalten. Was die deutsche Innenpolitik betrifft, zeigt jener Scholz-Besuch, dass nicht ganz Akteure beim Thema China mit einer Stimme sprechen. Das Kanzleramt gezwungen verdongeln vielmehr kooperativen, allerdings nicht naiven Ansatz.


Nadine Godehardt

ZEIT ONLINE: Und welche Signale nehmen Sie von jener chinesischen Spitze in Peking wahr?

Godehardt: China möchte sich Europa wieder mehr annähern. Dafür spricht wenn schon, dass Xi Jinping kommende Woche nachdem Frankreich reisen wird, um Emmanuel Macron zu treffen. Europa bleibt ein wichtiger Absatzmarkt z. Hd. China. Wir nach sich ziehen ohne Rest durch zwei teilbar ein zeitliches Fenster solange bis zu den US-Wahlen, in dem China eine Charmeoffensive im Unterschied zu Europa kutschieren will …

ZEIT ONLINE: Die im vergangenen Sommer veröffentlichte China-Strategie jener Bundesregierung will die Risiken jener Beziehungen zur Volksrepublik minimieren. Wie geht dasjenige De-Risking von China seither vorwärts?

Godehardt: Das Konzept des De-Riskings ist ja klar wie Alternative zur Idee jener Entkopplung entstanden. Wir können uns von China nicht reibungslos trennen wie von Russland. Unsere Wirtschaft ist mit China spürbar komplexer verflochten. Aber welche Risiken minimiert man, welche nicht? Das ist letztlich eine Frage jener Prioritäten, im Zusammenhang jener es in jener deutschen Diskussion ans Eingemachte geht. Zum Besten von eine schnelle Energietransformation erfordern wir entweder Produkte aus China oder wir zu tun sein fertig sein, spürbar mehr hierfür zu zahlen. Da gibt es noch viel zu läutern. Die China-Strategie hat hinaus jeden Fall dazu geführt, dass jener Berliner Betrieb sich sehr intensiv mit China auseinandersetzt. In jener Praxis wird De-Risking von Kanzleramt, Ministerien und den Unternehmen schon sehr unterschiedlich interpretiert.

ZEIT ONLINE: Sie sind Co-Autorin einer neuen Studie jener Friedrich-Ebert-Stiftung, die die Beziehungen untersucht hat, die deutsche Städte und Kommunen zu China unterhalten. „Operative China-Politik passiert in den Kommunen“, schreiben Sie. Wie meinen Sie dasjenige?

Godehardt: Chinesische Investitionen finden in den Kommunen statt und werden oft durch die kommunale Wirtschaftsförderung unterstützt. In Duisburg oder Düsseldorf sind viele chinesische Unternehmen schon seit dem Zeitpunkt Jahrzehnten beheimatet. In Regionen wie Mitteldeutschland, in Thüringen etwa, sind chinesische Investoren erst in den vergangenen Jahren eingeschaltet geworden. E-Busse von BYD kutschieren schon seit dem Zeitpunkt einigen Jahren im Ruhrgebiet. Die Diskussionen um den Cosco-Einstieg in ein Terminal des Hamburger Hafens hat wenn schon verdeutlicht, welche Bedeutung lokale Standortpolitik hat, vor allem im Kontrast zu den vielmehr abstrakten Debatten in Berlin. Aus kommunaler Sicht gibt es bislang keine praxisnahe Orientierung aus Berlin z. Hd. den Umgang mit dem China-Dilemma, deswegen jener Distanzierung von China im Zusammenhang gleichzeitiger Kooperation mit China.

Eine echte Zeitenwende wird in vorhergehender Konsequenz vor allem sehr viel Geld kosten.

Nadine Godehardt

ZEIT ONLINE: Was bedeutet dasjenige z. Hd. eine neue China-Strategie?

Godehardt: Kommunen entscheiden oftmals autark via ihre Beziehungen zu China. Dabei fehlen oft Informationen oder Ansprechpartner, eine „Hotline“, die in den oftmals sehr konkreten Situationen weiterhelfen kann. Eine neue China-Strategie muss via allgemeines Problembewusstsein und Schlagworte wie De-Risking rausgehen, von denen keiner wirklich weiß, welches sie heißen sollen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass wir eine Chance verpassen, wirklich welches strukturell zu verändern.

ZEIT ONLINE: Was würde eine echte Zeitenwende in jener China-Politik bedeuten?

Godehardt: Eine echte Zeitenwende wird in vorhergehender Konsequenz vor allem sehr viel Geld kosten. Wir nach sich ziehen in Deutschland bspw. immer noch nicht unumkehrbar geklärt, wie und zu welcher Zeit Huawei und ZTE aus dem 5G-Netz undurchführbar werden. Auch dasjenige ist eine Kostenfrage. Wenn wir die Zeitenwende wirklich verbissen nehmen, muss die Politik jener Wählerschaft im Unterschied zu lukulent kommunizieren, dass dasjenige eine grundlegende Veränderung des deutschen Wirtschaftsmodells bedeutet. An irgendwer Stelle müsste man den Leuten wenn schon sagen, warum es nicht gut ist, stets die billigsten Produkte zu kaufen. Eine Logik, die letztlich Teil des liberalen Fortschrittsgedanken war und mit jener wir erwachsen geworden sind – immer mehr, immer schneller, immer billiger. Das ist wenn schon eine soziale Frage. Wir ganz nach sich ziehen China in unserem Alltag. Kleidung, Handys, Computer, Haushaltsgeräte. Welche Auswirkung werden De-Risking-Maßnahmen hinaus die Inflation nach sich ziehen, weil Produkte im Zuge dessen teurer werden? Was bedeutet dasjenige weitergedacht z. Hd. die Sozialsysteme? All dasjenige kann man bislang nicht vorhersagen.

ZEIT ONLINE: Ein Ziel jener China-Strategie jener Bundesregierung ist wenn schon jener Ausbau jener China-Kompetenz in Deutschland. Wie müsste dasjenige aussehen?

Godehardt: Es wäre sehr klug, China-Kompetenz in jener Breite zu fördern, sowohl an Schulen wie wenn schon an Universitäten. Das ist allerdings nicht die Gesamtheit. Zentral ist wenn schon ein politisches Signal. Es gibt kaum ein Ministerium mehr, dasjenige heute nicht mit China zu tun hat. Wir bräuchten mehr Menschen in jener Bundesregierung, die darin geschult werden, wie man sich im Unterschied zu chinesischen Institutionen und Gesprächspartnern verhält. Gezielte, institutionalisierte Trainings z. Hd. den Umgang mit China, wenn schon z. Hd. den Bundestag. Das schon vorhandene Wissen muss hier viel stärker archiviert werden, um im Sinne eines institutionellen Gedächtnisses wenn schon zukünftig zur Verfügung zu stillstehen. Deutsche Botschaften im Ausland könnten – homolog wie es die Briten zeugen – Personen an den Botschaften installieren, die in erster Linie die Position und die Forschungslandschaft ihres Gastlandes zu China im Blick nach sich ziehen. Dies könnte wenn schon in Absprache mit europäischen Partnern geschehen.

Wir erfordern deswegen in allen Bereichen mehr China-Wissen. Wer glaubt, es reicht jetzt mit China, ist in meinen Augen hinaus dem Holzweg. Das ist erst jener Anfang. Chinas weitere Entwicklung wird die Weltpolitik jener nächsten Jahrzehnte genauso wie die nächste Weltordnung entscheidend stempeln.