BDO-Buchhalterin soll Rapper-Konten geplündert nach sich ziehen

Manche Rapper pflegen ein hartes Gangsterimage, mögen es aber gar nicht, wenn man sich an ihrem eigenen Vermögen vergreift. Das zeigt ein spektakulärer Fall aus den USA, der zeigt, dass die Rollen manchmal ganz anders verteilt sind, als es die Imagefassaden vermuten lassen. Die mutmaßliche Täterin ist eine dem Klischee nach brave Buchhalterin, das Opfer ein prominenter Rapper aus New York.

Eine Mitarbeiterin des Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsunternehmens BDO soll sich unter anderem an den Konten des Rappers Joseph Cartagena, besser bekannt als Fat Joe, bedient haben, um eigene Rechnungen zu bezahlen. Die Anschuldigungen stammen aus dem Jahr 2022, vor kurzem wurde Anklage erhoben. Die beschuldigte BDO-Mitarbeiterin plädiert laut „Financial Times“ auf unschuldig – und BDO will Angelegenheiten von Mandanten und laufende Prozesse nicht kommentieren. Das Blatt berichtet aktuell über den Fall, da Promi-Kunden BDO den Rücken gekehrt haben, weil sie unzufrieden damit sind, wie das Unternehmen auf die Vorwürfe reagiert hat.

Fat Joe geht gegen BDO vor

In einer BDO-Niederlassung in Florida kümmern sich Buchhalter und Steuerberater um die Geldangelegenheiten reicher und berühmter Mandanten, darunter bekannte Sänger und Sportler. BDO-Fachleute erstellen für die Stars nicht nur Steuererklärungen, sondern begleichen auch deren Rechnungen oder Mietzahlungen. Das Geschäft lebt vom Vertrauen in die Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit der Mitarbeiter. Der Rapper Jay-Z, die Rapperin Megan Thee Stallion und weitere Stars wollen ihre Finanzen nun aber nicht mehr BDO anvertrauen.

Die Klage des Rappers Fat Joe aus dem Jahr 2022 gegen BDO, die beschuldigte Mitarbeiterin sowie deren für den prominenten Mandanten verantwortlichen Partner hat es in sich. Demnach soll die Buchhalterin über Kreditkarten und Konten von Fat Joe, seiner Frau und seiner Firma tausende von Dollar abgezweigt haben. Mit dem Geld soll sie etwa Schulgebühren beglichen haben. Daraufhin wurde die BDO-Mitarbeiterin im September wegen Betrug angeklagt. Fat Joe beschwerte sich, die Betreuung durch BDO sei so chaotisch gewesen, dass seine Hypothekenzahlungen verspätet angewiesen worden seien. Er habe seine Kontoauszüge teilweise nicht nachvollziehen können. Zudem seien seine Kreditkartenverbindlichkeiten offenbar von den Konten anderer Stars beglichen worden, darunter bekannte Baseballspieler. Die coolen Gangsterrapper sind offenbar gar nicht mehr so cool, wenn die Zahlen nicht stimmen. Das ist natürlich ihr bestes Recht, lässt aber schmunzeln, weil es im Gegensatz zu ihrem überlegenen Image steht.

Dem Image der Rapper dürfte der Fall allerdings kaum gefährlich werden. Für BDO dagegen könnte der Imageschaden umso empfindlicher ausfallen. Denn die Prüfungs- und Beratungsfirma lebt nicht nur von der fachlichen Exzellenz ihrer Mitarbeiter, die sich im Dickicht der Paragrafen auskennen, sondern auch vom Vertrauen ihrer Mandanten. Das erfordert absolute Diskretion, Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit. Mindestens einer dieser Werte hat hier erheblichen Schaden genommen.