US-Außenhandel: US-Regierung dringt gen schnelles Angebot an streikende Hafenarbeiter

Die US-Regierung hat sich erneut in den Streit zwischen Hafenarbeitern und deren Arbeitgeber, der United States Maritime Alliance
(USMX), eingeschaltet und ein schnelles Angebot gefordert. Es sei an der Zeit, dass die USMX einen fairen Tarifvertrag für die Arbeitnehmer
aushandele, sagte die Sprecherin der US-Regierung, Karine
Jean-Pierre.

Der seit Dienstag laufende
Streik der US-Hafenarbeiter an der Ost- und Golfküste
hat bisher etwa
die Hälfte des Seetransports des Landes zum Erliegen gebracht.
Nach Expertenschätzungen könnte der Streik
die amerikanische Wirtschaft täglich etwa fünf Milliarden Dollar
kosten. Ziel der Streikenden sind höhere Löhne, über die bereits verhandelt wurde.

Betroffen von den Streiks sind die Häfen Boston, New York/New Jersey,
Philadelphia, Wilmington, North Carolina, Baltimore, Norfolk,
Charleston, Savannah, Jacksonville, Tampa, Miami, New Orleans, Mobile
und Houston. Es ist der erste große Hafenarbeiterstreik seit 47
Jahren.

Forderung: Arbeitnehmer an Gewinnen beteiligen

„Die
Reedereien haben seit der Pandemie Rekordgewinne und in einigen
Fällen einen Gewinnanstieg von über 800 Prozent erzielt“, sagte Jean-Pierre. „Es ist nur fair, dass auch die Arbeiter, die sich
während der Pandemie in Gefahr begaben, um die Häfen offen zu halten, eine deutliche Lohnerhöhung erhalten.“

Auch Arbeitsministerin Julie Su sieht die Arbeitgeber in der Pflicht. Die Arbeitgeberseite habe
sich geweigert, „ein Angebot vorzulegen, das die
Opferbereitschaft der Arbeitnehmer und ihren Beitrag zum Gewinn
ihrer Arbeitgeber widerspiegelt“, schrieb sie auf X. Die Parteien müssten jetzt verhandeln und die Arbeitnehmer am wirtschaftlichen Erfolg
beteiligen.

Regierung will nicht eingreifen

Vertreter der US-Regierung hatten
sich vor dem Streik mit Arbeitgebervertretern und Vertretern der Gewerkschaft getroffen, um eine Einigung
zu erzielen. Sie schlossen jedoch aus,
im Falle eines Scheiterns die Befugnisse der Regierung zur Beendigung
eines Streiks zu nutzen.

Die Gewerkschaft International Longshoremen’s Association
(ILA), die 45.000 Hafenarbeiter vertritt, hatte mit der USMX
über einen neuen Sechsjahresvertrag verhandelt, der vor Ablauf
der Frist am 30. September um Mitternacht endete. Die USMX schrieb: „Unser aktuelles Angebot einer
Lohnerhöhung von fast 50 Prozent übertrifft alle anderen
Tarifverträge der letzten Zeit.“ 

Der Vorsitzende der ILA, Harold
Daggett, entgegnete, die Arbeitgeber hätten weder
angemessene Gehaltserhöhungen angeboten noch den Forderungen
nach einem Stopp der Arbeitsplätze gefährdenden
Automatisierungsprojekte zugestimmt. Die Hafenarbeiterinnen und -arbeiter beladen und entladen Schiffe und sind für die Wartung der Hafentechnik zuständig, sie fürchten Jobabbau.