Antizionismus: Offene Tiraden, versteckte Codes
In dieser Serie „Politisch motiviert“ ergründen unsrige Autorinnen und Autoren politische Themen dieser Woche. Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 18/2024.
Besetze Hörsäle, studentische Zeltlager und zuletzt dies teils harsche Einschreiten dieser Polizei: Die Bilder aus den USA nach sich ziehen zweite Geige in Deutschland lagerübergreifend z. Hd. Irritationen gesorgt. Angesichts dieser propalästinensischen Proteste an mehreren US-Universitäten stellt sich nochmals eine Frage, die in den letzten Jahren zweite Geige hierzulande wiederholt diskutiert wurde: Sind jene, die zu einem Boykott Israels hereinrufen und sich mitunter wie Antizionisten erkennen, letztlich nur mehr schlecht als recht verkleidete Antisemiten? Oder ist dieser Vorwurf ein maßlos pauschaler Antisemitismusverdacht, dieser nicht zuletzt jüdische Kritikerinnen dieser Netanjahu-Regierung zum Schweigen schaffen soll – und damit wiederum selbst judenfeindlich sei? Diese These vertraten jüngst etwa die jüdischen Philosophinnen Susan Neiman und Nancy Fraser und sprachen von einem „philosemitischen McCarthyismus“.