Amazon investiert 10 Milliarden Euro in Standort Deutschland

Amazon investiert 10 Milliarden Euro in sein Geschäft in Deutschland. Der wesentliche Teil der Mittel fließt in neue Rechenzentren-Kapazitäten für die Cloud-Angebote des amerikanischen Internetkonzerns. Zudem sind darin drei Logistikzentren enthalten. Das geht aus einer Mitteilung des Unternehmens hervor, die der F.A.Z. vorliegt.

„Seit über 25 Jahren investiert Amazon in den Standort Deutschland – wir sind hier fest verwurzelt“, sagt Amazon-Deutschlandchef Rocco Bräuniger. Durch die nun angekündigten Investitionen entstünden in Deutschland bis zum Jahresende 4000 neue Arbeitsplätze. Insgesamt beschäftige Amazon hierzulande dann erstmals mehr als 40.000 festangestellte Mitarbeiter. Das neue Logistikzentrum im nordrhein-westfälischen Horn-Bad Meinberg nehme im Spätsommer die Arbeit auf, das ebenfalls in dieser Auflistung enthaltene Logistikzentrum in Erfurt startete unlängst, das im niedersächsischen Großenkneten schon im August des vergangenen Jahres.

Im Rahmen der Ankündigung reiste der Amazon-Vorstandsvorsitzende Andy Jassy nach Berlin. Dort traf er auch mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zusammen.

Amazon ist nicht allein

Auf Investionen in die Logistikinfrastruktur, zwei neue Firmenzentralen in München und Berlin sowie ein Forschungslabor ebenfalls in der deutschen Hauptstadt entfallen nach Angaben von Amazon 1,2 Milliarden Euro aus der nun vorlegten Investitionsauflistung. Der überwiegende Teil fließt indes in die wichtige Cloud-Sparte Amazon Web Services (AWS), mit der Amazon mehr Gewinn erzielt als mit dem traditionellen Onlinehandelsgeschäft. Die Rechenzentren-Infrastruktur im Rhein-Main-Gebiet werde weiterentwickelt – dort hinein sollen bis zum Jahr 2026 zusammengerechnet 8,8 Milliarden Euro fließen.

Amazon geht von einem weiter wachsenden Bedarf an seinen Cloud-Angeboten zumal infolge des Fortschritts in der Künstlichen Intelligenz aus. „Deutschland ist das Herzstück unserer gesamteuropäischen Innovationen“, sagt der für das Cloud-Geschäft in Deutschland und Zentraleuropa verantwortliche Amazon-Manager Stefan Höchbauer. „Um der wachsenden Nachfrage nach unseren Diensten gerecht zu werden, investieren wir massiv in Deutschlands digitale Infrastruktur.“

Amazon hatte unlängst außerdem bekannt gemacht, eine spezielle Cloud-Infrastruktur für Europa aufbauen zu wollen, die „souverän“ sein soll, und dafür ein Investitionsvolumen in Höhe von 7,8 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Damit reagiert das Unternehmen auch auf Kritik aus der deutschen Wirtschaft und Politik, die immer wieder die Sorge äußern, dass Daten nach Amerika transferiert und dort verarbeitet werden – und sich wünschen, dass dies in Europa geschieht. Der erste Teil dieser „AWS European Sovereign Cloud“ werde in Brandenburg wohl gegen Ende des kommenden Jahres fertig sein.

Nach eigenen Angaben hat Amazon seit dem Jahr 2010 zusammengerechnet mehr als 77 Milliarden Euro in das Deutschlandgeschäft gesteckt. Mittlerweile gibt es hierzulande 21 Amazon-Logistikzentren, hinzu kommen noch einmal 10 Sortierzentren und über 60 Verteilzentren. Amazon betreibt zudem einen Online-Marktplatz, auf dem Tausende kleine und mittelgroße deutsche Unternehmen ihre Waren verkaufen. Und schließlich forscht und entwickelt Amazon in Aachen, Berlin, Dresden und Tübingen etwa an KI und Robotik.

Zugleich ist Amazon nicht der einzige amerikanische Tech-Konzern, der auf Deutschland setzt. Google baut sein Geschäft weiter aus, Apple und IBM betreiben große Standorte, Microsoft ebenfalls. Microsoft wiederum kündigt im Frühjahr seinerseits eine Milliardeninvesition an – und will dafür Cloud-Infrastruktur im Rhein-Main-Gebiet und in Nordrhein-Westfalen aufbauen. Amazon, Microsoft und Google sind die drei dominierenden Cloud-Anbieter und befinden sich auf diesem Gebiet in Konkurrenz zueinander.