44 Milliarden Euro zu Händen Chinas Chipbranche

China will mit einer weiteren Runde eines großen Investitionsfonds seine Halbleiterindustrie ankurbeln. In der dritten Phase des „Großen Fonds“, der in der Vergangenheit mit Korruptionsskandalen zu kämpfen hatte, will die Volksrepublik 344 Milliarden RMB, umgerechnet knapp 44 Milliarden Euro, in die Chipindustrie stecken. Das geht aus Veröffentlichungen in Unternehmensdatenbanken hervor.

Mit dem Fonds will sich China auch gegen Versuche der USA wehren, die Volksrepublik von neuesten Computerchips abzuschneiden. Gerade für die Entwicklung von modernen Systemen in der Künstlichen Intelligenz fehlt chinesischen Unternehmen aktuell die nötige Rechenleistung. Viele Beobachter glauben allerdings, dass die US-Sanktionen die Branche in der Volksrepublik zu eigenen Innovationen antreiben. China hat sich schon vor Jahren ehrgeizige Ziele gesetzt und will bei Chips bis kommendes Jahr zu 70 Prozent autark sein. Vor allem der Techkonzern Huawei und Chinas größter Halbleiterhersteller SMIC gelten als Hoffnungsträger. Dessen Aktienkurs legte am Montag um knapp 8 Prozent zu.

Die dritte Phase des Fonds ist größer als die ersten beiden zusammen. In der ersten Phase vom Jahr 2014 an flossen laut dem Wirtschaftsmagazin „Caixin“ 130 Milliarden RMB in die Branche, in der zweiten fünf Jahre später waren es 200 Milliarden RMB. Bisher war der Fonds bei Weitem nicht nur eine Erfolgsgeschichte, viele Milliarden versickerten. Vor einigen Jahren stürzten eine Reihe von Managern über Korruptionsermittlungen.

Alle welt subventioniert Chips

China ist mit seinen Investitionen nicht allein. Regierungen auf der ganzen Welt investieren große Summen in die Halbleiterindustrie. Die USA haben mit dem „Chips and Science Act“ 39 Milliarden Dollar, rund 36 Milliarden Euro, an Zuschüssen und 75 Milliarden Dollar (69 Milliarden Euro) an Darlehen und Garantien bereitgestellt. Die EU nimmt für sich in Anspruch, eine ähnlich hohe Summe aufgebracht zu haben. In ihrem vor einem Jahr verabschiedeten „Chips Act“ sind 43 Milliarden Euro ausgewiesen. In diese Rechnung ist aber „altes Geld“ von nationalen und EU-Projekten einbezogen. An frischen Mitteln aus dem EU-Budget kommen 3,3 Milliarden Euro. Die EU-Kommission glaubt, mit diesem Geld zugleich private Investitionen „aktivieren“ zu können.

Hinzu kommen nationale Subventionen, die die EU-Kommission vor knapp einem Jahr genehmigt hat. Es handelt sich um ein Paket, mit dem 14 EU-Staaten die Industrie mit einem Gesamtbetrag von 8,1 Milliarden Euro fördern. Die Hälfte davon kommt aus Deutschland. Hier erwartet die Kommission, dass die staatliche Förderung weitere 13,7 Milliarden Euro an privaten Investitionen generiert. Industriekommissar Thierry Breton kalkuliert deshalb, zusätzlich zum Geld aus dem „Chips Act“ habe die EU weitere 22 Milliarden Euro in die „europäische Halbleiter-Lieferkette“ gesteckt.