Wolfgang Streeck: „Der Kapitalismus muss domestiziert werden“
Wir leben in Zeiten, die uns einiges Kopfzerbrechen bereiten. Deshalb fragen wir in der Serie „Worüber denken Sie gerade nach?“ führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Stimmen des öffentlichen Lebens, was sie gegenwärtig bedenkenswert finden. Die Fragen stellen Maja Beckers, Andrea Böhm, Christiane Grefe, Nils Markwardt, Peter Neumann, Elisabeth von Thadden, Lars Weisbrod oder Xifan Yang. Heute antwortet der Soziologe Wolfgang Streeck.
ZEIT ONLINE: Worüber denken Sie gerade nach,
Herr Streeck?
Wolfgang Streeck: Jemand wie ich, der
jahrzehntelang zur politischen Ökonomie gearbeitet hat, kann gar nicht anders,
als heute zu bemerken, dass der Blick auf Gesellschaften lange Zeit verkürzt
war, weil man zu oft ausgeblendet hat, dass es sich um nationale Gesellschaften
handelt. Die Geschichte des demokratischen Kapitalismus lässt sich zum Beispiel
nur verstehen, wenn man die Zusammenhänge zwischen nationalen
Einzelgesellschaften und der Weltgesellschaft beleuchtet.