Wegen Energiekrise: Möbelhäuser sollen montags schließen
Mit einer ungewöhnlichen Maßnahme reagiert der Mittelstandsverbund ZGV auf die prekäre Energieversorgung und die Aufrufe der Politik zum Sparen. So empfiehlt die Fachgruppe Möbel- und Küchenhäuser des ZGV ihren Mitgliedern einen „Green Monday“ für die Zeit von November 2022 bis März 2023.
In der kalten und dunklen Jahreszeit sollen die vom Verbund vertretenen Möbelhändler montags regelmäßig schließen, um Energie zu sparen. Der Appell richtet sich an insgesamt 12 .000 Möbelhändler, darunter 180 Möbelhäuser mit besonders großen Flächen von 25. 000 Quadratmetern und entsprechend hohem Gas- und Stromverbrauch für Heizung und Beleuchtung.
Dazu heißt es in einer Pressemitteilung des Verbands: „Durch ein Herunterfahren der Heiz- und Stromsysteme im stationären Handel von Samstagabend bis Dienstagmorgen sollen entsprechende Einsparpotentiale gehoben werden.“ Die einzelnen Möbelhäuser haben sich zu 15 Verbundgruppen zusammengeschlossen, um bei Herstellern günstiger Ware kaufen zu können. Jedes Haus ist aber ansonsten selbständig und entscheidet daher auch allein, ob es beim „Green Monday“ mitmacht. Möbelhäuser und Küchenstudios haben vor allem an den Wochenenden viel Kundschaft, sodass die Umsatzeinbußen im Fall einer Schließung an Montagen überschaubar wären.
Wie sparen Ikea, XXXLutz und Höffner?
Bisher hält sich die Begeisterung der Branche über die Idee in Grenzen. Die F.A.Z. hat einige Möbel- und Küchenhändler gefragt, diese wollen montags weiter öffnen. Sie haben allerdings andere Ideen, um Strom und Heizkosten zu sparen. Ikea ist auf dem deutschen Möbelmarkt der Branchenprimus und gehört nicht zum ZGV. Auch beim Thema Nachhaltigkeit will sich das schwedische Möbelhaus als Vorreiter darstellen. Auf Nachfrage stellt das Unternehmen gerne seinen bisherigen Maßnahmenstrauß vor. So sollen alle Gasheizungen in den Verkaufsstätten durch Wärmepumpen ersetzt werden, die Rolltreppen nur bei Bedarf in Betrieb gehen und die Dächer mit Photovoltaikanlagen bestückt werden. Die Öffnungszeiten um einen Tag in der Woche zu reduzieren gehört aber noch nicht dazu.
Auch der zweitgrößte des Marktes, XXXLutz , verweist auf die „Vielzahl an Maßnahmen zur Energieeinsparung“, die das Unternehmen schon getroffen habe. Weitere befänden sich zurzeit in der Prüfung. „Eine tageweise Schließung unserer Möbelhäuser zählt hierzu aktuell nicht“, teilt ein Sprecher der F.A.Z. mit. Auch für den Konkurrenten Höffner ist die Sache ziemlich klar. Auf die Frage, ob das Unternehmen einen „Green Monday“ in Betracht ziehe, antwortet sein Geschäftsführer Thomas Dankert kurz und knapp: „Wir haben so etwas nicht vor!“
Die Küchenstudiokette Reddy mit 80 Geschäften in Deutschland ist ebenfalls zum Energiesparen aufgerufen. Doch auch in diesem Fall entscheiden die einzelnen Händler autonom. So will Reddy im Rhein-Main-Gebiet weiter montags öffnen.
Vereinzelt gibt es aber auch Zustimmung zur Empfehlung des ZGV. So will das Möbelhaus Schaumann in Kassel beim „Green Monday“ mitmachen. Geschäftsführerin Lena Schaumann betont auf ihrer Facebook-Seite, mit diesem Schritt der Verantwortung zum Energiesparen gerecht werden zu wollen. Auf den Montag als Öffnungstag zu verzichten sei auch ein Pluspunkt für die Menschen, die im Einzelhandel regelmäßig an Samstagen arbeiteten und nun die Möglichkeit von zwei freien Tagen hintereinander hätten.
Die Hersteller von Möbeln dürfte es freuen, dass die meisten Möbelhäuser weiter auch an Montagen ihre Produkte verkaufen wollen. Sie können nicht auf Umsätze verzichten. Zwar bekommen sie ihre Materialien mittlerweile wieder verlässlich geliefert, doch dieser Luxus hat seinen Preis, denn die Kosten für Holzwerkstoffe sind um fast 50 Prozent im Vorjahresvergleich gestiegen.