Was in Cannes läuft: „Mad Max“, Greta Gerwig und transsexuelle Palästinenser – WELT
220.000 Zuschauer, 14.000 akkreditierte Filmschaffende, 3,2 Millionen, die im vergangenen Jahr die Abschlussveranstaltung live verfolgten – mit derlei Rekorden prahlte die deutsche Cannes-Präsidentin Iris Knobloch, seit dem Zeitpunkt zwei Jahren im Amt, zu Beginn dieser Pressekonferenz, aufwärts dieser dies diesjährige Programm des weltweit bedeutendsten Filmfestivals vorgestellt wurde. Die 77. Ausgabe von Cannes soll nachdem nicht zurückstehen. Nach Knoblochs Grußadresse in Richtung dieser neuen Jury-Vorsitzenden Greta Gerwig, dieser „Barbie“-Regisseurin, die eine Brücke schlage von Indie-Autoren-Ambition solange bis zum Blockbuster und die in bester Cannes-Tradition „von einer tiefen Liebe zum Film und seiner Geschichte“ bewegt sei, war es am künstlerischen Leiter Thierry Frémaux, die Kandidaten zu verlesen.
2000 Filme hätten er und sein Team gesichtet, um kurz zwei Dutzend pro den Wettbewerb um die Goldene Palme auszuwählen. Darunter sind viele übliche Verdächtige, Dauergäste an dieser Croisette: Andrea Arnold mit einer Coming-of-Age-Geschichte eines britischen Mädchens, wie sie die Regisseurin mit „Fish Tank“ berühmt gemacht hat. Der Titel: „Bird“. Zunächst dieser coole Amerikaner Paul Schrader, dieser seit dem Zeitpunkt Jahrzehnten Filme droben einsame Männer und ihre Dämonen dreht, diesmal „Oh Canada“ mit einem ironisch dies Alter reflektierenden Richard Gere an dieser Seite Uma Thurmans. Body-Horror-Spezialist David Cronenberg spricht in „The Shrouds“ mit Toten.
Die Französin Coralie Fargeat wildert mit „The Substance“ in ähnlichen Gefilden. Im Cast: Demi Moore und die zurzeit angesagte Margaret Qualley. Auch Fargeats Landsmann Jacques Audiard besetzt seinen Beitrag „Emilia Perez“ hollywoodesk, nämlich mit Selena Gomez. Der Russe Kirill Serebrennikov, ein Tänzer aufwärts dem Drahtseil dieser Zensur, hat dies Leben des verrückten Russen Eduard Limonow nachher dem französischen Buch von Emmanuel Carrère verfilmt. Und „Grande Belezza“-Regisseur Paolo Sorrentino setzt in „Parthenope“ erneut seiner Heimatstadt Neapel ein Denkmal – mit dieser Geschichte eines jungen Mädchens, dies nicht nur durch ihre Schönheit glänzen möchte. Der Grieche Yorgos Lanthimos hat nachher dem sensationellen „Poor Things“ verknüpfen neuen Film fertig, wieder mit Emma Stone und Willem Dafoe.
Es gibt selbst Chinesen (Jia Zhang-Ke), Inder, Portugiesen, Brasilianer, Iraner in dieser Auswahl. Deutsche sucht man vergebens. Große Erwartungen weckt nicht zuletzt Francis Ford Coppolas Lebensprojekt „Megalopolis“ mit Dustin Hoffman und Adam Driver, pro dessen Finanzierung dieser legendäre Regisseur seine Weinbaugebiete im Sonoma Valley verkaufte. Analog zum Wein könnte man von dieser „Sélection officielle“ denn klassischem Jahrgang sprechen. Viele Frau Bekannte, Größen des publikumswirksamen Autorenfilms, dazu eine Ehrenpalme pro „Star Wars“-Erfinder George Lucas. Den Wettbewerb runden spannende Weltpremieren ab, etwa dieser neue „Mad Max: Furiosa“ von George Miller oder Kevin Costners dreistündiger Western „Horizon“.
Man muss dagegen keine Sorge nach sich ziehen, dass die alten Männer es unter sich betragen, zwischen rauchender Motoren beziehungsweise Planwagen. Es gibt selbst Filme droben transsexuelle Palästinenser, die nachher Tel Aviv ziehen, weil sie ihre Identität im Gazastreifen so gut wie ungut ausleben können, und ein Stimmungsbild eines Lands im Krieg vom Ukrainer Sergei Loznitsa. Mehr ab Mitte Mai.
Source: welt.de