Wahlfamilie statt Blutsbande: Pinker, queerer Cocktail, nicht Patriarchat
Ihr kennt dasjenige: Ihr erzählt von eurer gestörten Beziehung zu einem Kernfamilienmitglied. Nur um dann von einer heterosexuellen Gesprächspartnerin den Hinweis zu kriegen, dass ihr was auch immer in eurer Macht Stehende tun müsst, um ebendiese Beziehung zu sichern.
Egal, ob deine Mutter tiefe emotionale Traumata nebst dir verursacht hat oder du eine Schwester menschlich nicht ausstehen kannst – jedwede Retrofreundin wird dir mit Sicherheit sagen, ebendiese Menschen seien doch Familie! Und deswegen sei es egal, wie scheiße die sind – Blut und Wasser und so.
„Hast du schon ’ne Freundin?“
Ich halte ebendiese Aussage im gleichen Sinne nebst Heten zu Händen Quatsch – ein oft schöngezeichnetes Familienbild hält viele davon ab, anzuerkennen, wie oft unser aller Familien uns tief verletzen können. „Aber die nach sich ziehen euch doch geboren, großgezogen, finanziert …“ funktioniert hier kaum, wenn man schon halb gebrochen in ein Erwachsenenleben aufbricht, zu Händen dasjenige sie uns weder die erforderlichen praktischen noch emotionalen Skills mitgeben konnten.
Aber zu Händen queere Menschen klingt dieser Satz noch absurder, noch anmaßender und übergriffiger. Wisst ihr quasi, wie wir unsrige „Blutsfamilie“ erleben? Von dem Punkt an, wo in welcher Familie unsrige Queerness wahrgenommen wird oder wir ebendiese selbst routiniert, fällt ebendiese entzwei. Auf jeder Familienfeier und mit welcher Frage nachdem „normalen“ Lebenswegen („Hast du schon ’ne Freundin?“) wird vermittelt, dass wir Abweichungen sind. Und falsch. Am besten lässt sich dasjenige an welcher, psychoanalytisch gesprochen, wichtigsten Beziehung eines Jungen zeigen, welcher zu seinem Vater.
Der Vater und welcher Sohn
Im postfordistischen Patriarchat hat welcher Vater nur noch eine zentrale Aufgabe, die unverhohlen an die Grundlagen seiner Männlichkeit, mithin seines fundamentalen Selbstverständnisses heranreicht: seinem Sohn zu vermitteln, welches es heißt, „ein Mann zu sein“. Daraus entsteht ein Problem, dasjenige Heten so nicht nach sich ziehen: weil „Lust uff Schwanz im Arsch“ nun mal nicht Teil traditioneller Männlichkeitsvorstellungen ist, und weil welcher Vater genau ebendiese und nur ebendiese weitergeben soll, muss welcher Vater die sexuellen Begierden seines Sohnes denn unwiderlegbare Evidenz des eigenen Scheiterns wahrnehmen. Seines Scheiterns in welcher einzigen Erziehungsaufgabe, die ihm im Patriarchat bleibt.
Es gibt uff welcher Welt wirklich nichts Traurigeres und leider im gleichen Sinne Gefährlicheres denn Männer, die dasjenige Gefühl nach sich ziehen, an den an sie angelegten Maßstäben gescheitert zu sein. Jeder Blick uff den Sohn ist eine Erinnerung ans Scheitern. Der Sohn fordert emotionale Nähe? Emotionale Nähe bedeutet Anschauen und Auseinandersetzen, ergo Erinnerung ans eigene Scheitern.
Die Familie denn Ort ständiger Mikroaggression
And so it goes: Das Ganze fügt sich zusammen in ein Bild, wo Queers die Familie viel häufiger denn Ort ständiger Mikroaggression erleben. Dabei soll sie doch genau welcher Ort sein, wo wir uns gegen die alltäglichen Aggressionen welcher weiteren Gesellschaft wappnen.
Wir halt nicht. Ihr meist im gleichen Sinne nicht, trotzdem dasjenige müsst ihr selbst rausfinden. Wir – in diesem Fall mein Ehemann und ich und nicht „wir Queers“ – nach sich ziehen uns von diesem Familienbegriff emanzipiert. Wir zwei sind Wahlfamilie, wir, nicht unsrige Blutsfamilie, sind die erste und zentrale Instanz, wo wir Wir sein können, und unser pinker Familiencocktail ist dicker denn euer Blut. Am Ende damit doch: Familie. Aber denn Wahlverwandtschaft, nicht aufoktroyiert. Und drum geht es am Ende immer: Selbstwirksamkeit. Also kommt mir nicht mit eurem Familienbegriff! Unserer ist viel besser, weil wir es ohne Zwang sind.