Volkswagenkrise: Ministerpräsident Weil plädiert zu Gunsten von Alternativen zu VW-Werksschließung

Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil hat in der Debatte um Einsparungen bei dem in die Krise geratenen Volkswagenkonzern für Alternativen zu möglichen Werksschließungen plädiert. Gleichzeitig erinnerte der SPD-Politiker, der auch VW-Aufsichtsrat ist, an die Bewältigung früherer Krisen. Als das Unternehmen vor drei Jahrzehnten in Schwierigkeiten geraten sei, seien die Lasten angemessen zwischen allen Beteiligten verteilt worden, sagte Weil dem NDR-Radio. „Am Ende könne so etwas auch diesmal wieder die Grundlage dafür sein, dass man sich verständigen kann“, sagte Weil. 

VW hatte während der Absatzkrise 1994 die Viertagewoche eingeführt, um den Abbau von 30.000 Arbeitsplätzen zu verhindern. Erst 2006 kehrte Deutschlands führender Autohersteller wieder zur Fünftagewoche zurück.

Aktuell hat Volkswagen aufgrund drohender Verluste in der Kernmarke angekündigt, betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen in Deutschland in Betracht zu ziehen, um Kosten zu senken. Es wäre das erste Mal in der Geschichte des Unternehmens, dass ein Werk aus diesem Grund geschlossen würde. Der Betriebsrat leistet Widerstand und wirft dem Management schwere Fehler vor. 

„Bevor ich über Werksschließungen rede, möchte ich erst mal wissen, was geht eigentlich noch, und wie ist das zu bewerten“, sagte Weil im NDR. Er habe die „klare Erwartung“, dass es nicht dazu kommen werde. VW sei ein „sehr großes Unternehmen in einem noch sehr viel größeren Konzern“ und da gebe es „immer unterschiedliche Optionen“, sagte Weil.

Das Land Niedersachsen ist mit 20 Prozent der Stimmrechte an VW beteiligt und stellt zwei Mitglieder im Aufsichtsrat, kann so auch ein Vetorecht bei wichtigen Entscheidungen ausüben. Für die SPD-geführte Landesregierung hat der Erhalt der VW-Standorte Priorität, sie muss aber auch die wirtschaftlichen Interessen des Unternehmens unterstützen. „Bei Volkswagen gab es die gute Regel, dass der Erfolg auch angemessen unter den Beteiligten aufgeteilt worden ist. Das galt in guten Zeiten, aber in der Unternehmensgeschichte gab es immer auch andere Zeiten“, sagte Ministerpräsident Weil.

Hinweis: In einer früheren Version dieses Textes hieß es, Ministerpräsident Weil habe die erneute Einführung einer Viertagewoche bei VW bereits vorgeschlagen. Dies ist aber nicht der Fall. Wir haben den Fehler korrigiert und bitten um Entschuldigung.