Volkswagen: Stephan Weil verlangt Klärung unter VW solange bis Weihnachten

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil mahnt zu Klarheit über die Zukunft des Volkswagen-Konzerns noch in diesem Jahr. Bis Weihnachten müsse es eine Klärung geben, sagte der SPD-Politiker in der ZDF-Sendung Markus Lanz. Die derzeitige Situation sei unglaublich belastend für viele Leute. „Das muss ein Ende haben“, forderte Weil. Am Mittwoch hatte Volkswagen einen erheblichen Gewinneinbruch um mehr als 60 Prozent gemeldet.

Volkswagen hatte bei der zweiten Tarifrunde in Wolfsburg erstmals konkrete Details zu seinen Sparplänen genannt. Dazu gehört die Forderung, die Tariflöhne um zehn Prozent zu senken. Die IG Metall verlangt dagegen sieben Prozent Gehaltserhöhungen. Betriebsratschefin Daniela Cavallo hatte am Montag Pläne von VW öffentlich gemacht, mindestens drei Werke in Deutschland zu schließen und Zehntausende Arbeitsplätze abzubauen.

„Bessere Alternativen als Werkschließungen“

Weil, der für das Land Niedersachsen im Aufsichtsrat von VW sitzt, sagte, er habe die sehr klare und ernst gemeinte Erwartung, dass es bessere Alternativen gebe als Werkschließungen. Wo man Industrien einmal abziehe, kämen sie nicht wieder. Wenn die Autoindustrie wieder bessere Zeiten erlebe, werde sie bestimmte Kapazitäten benötigen.

Zu den Tarifforderungen der Gewerkschaft wollte sich Weil nicht konkret äußern. Als Politiker müsse er sich hier heraushalten. Der Ministerpräsident sprach aber von einer schweren Last und Verantwortung der Beteiligten. Am Ende müsse ein Unternehmen wettbewerbsfähig sein, mahnte Weil.

Das Land Niedersachsen hält 20 Prozent der Stimmrechte im VW-Konzern. Ministerpräsident Weil und seine Stellvertreterin Julia Willie Hamburg (Grüne) sitzen für das Land im Aufsichtsrat. Zusammen mit den Arbeitnehmervertretern haben sie dort die Mehrheit, bei wichtigen Entscheidungen hat das Land ein Vetorecht.

Ökonom: VW hat kein wettbewerbsfähiges E-Auto für den Massenmarkt

Derweil äußern sich Experten kritisch zur Unternehmensstrategie des größten Autoherstellers Europas. Der Chef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Moritz Schularick, sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung, das Kernproblem von VW sei, „dass es dem Konzern nicht gelingt, ein wettbewerbsfähiges E-Auto für den Massenmarkt zu bauen.“ Die Extrazölle der EU gegen E-Autos aus China, die der Ökonom zwar grundsätzlich begrüßte, werden Volkswagen seiner Einschätzung nach nicht aus der Krise helfen.

Chinesische Hersteller wie BYD würden auch trotz der zusätzlichen Zölle günstiger bleiben als VW. Schularick zufolge ist für den Konzern viel entscheidender, wie sich die E-Mobilität in Deutschland entwickeln wird.