US-Regierung : US-Regierung lädt Journalisten versehentlich in Geheim-Chat ein
Der Chefredakteur des US-Magazins The Atlantic, Jeffrey Goldberg, ist nach eigenen Angaben versehentlich in einen geheimen Gruppenchat der
US-Regierung aufgenommen worden. In diesem wurden offenbar hochsensible
Militärpläne erörtert, wie er in einem Artikel schrieb. Ein Sprecher des Nationalen
Sicherheitsrates, Brian Hughes, teilte später mit, dass es sich bei dem Chatverlauf höchstwahrscheinlich um eine authentische Kommunikation handele. Er kündigte eine interne Prüfung an.
In
einem erst jetzt veröffentlichten Artikel schilderte Goldberg, wie er Mitte März über die
verschlüsselte Messenger-App Signal Teil einer Gruppe wurde, in der
offenbar führende Mitglieder der Regierung von US-Präsident Donald Trump
konkrete Angriffspläne gegen die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz im
Jemen besprachen.
Chat mit Vance und Hegseth
Goldberg
beschrieb in seinem Artikel die Details des Austausches – mit exakten Uhrzeiten, Originalzitaten und teils
informellem Ton. Unter den Gruppenmitgliedern befanden sich demnach
unter anderem Vizepräsident J.D. Vance, Verteidigungsminister Pete
Hegseth, Außenminister Marco Rubio sowie weitere Kabinettsmitglieder und
hochrangige Regierungsbeamte. Diskutiert wurden dem Bericht zufolge
sowohl die militärische Taktik als auch die politische Kommunikation
rund um den Schlag gegen die Huthis.
Zwei Stunden vor dem Start der Angriffe am 15. März erhielt
Goldberg eine Nachricht von Hegseth selbst, offenbar mit detaillierten Angaben
zu Zielen, Waffensystemen und dem zeitlichen Ablauf der Operation. Kurz
darauf begannen tatsächlich Luftschläge gegen Huthi-Stellungen im Jemen.
Die USA hatten die Miliz kurz zuvor wieder als ausländische
Terrororganisation eingestuft.
Als die ersten
Explosionen gemeldet wurden, war Goldberg eigenen Angaben zufolge
schließlich überzeugt, dass die Unterhaltung echt war.
Er verließ sie wenig später unaufgefordert. Rückfragen zu seiner
Anwesenheit gab es seinem Bericht zufolge nicht. Der Sprecher des
Nationalen Sicherheitsrates, Hughes, versuchte, die Panne umzudeuten,
und argumentierte, der Vorfall sei ein „Beleg für die intensive und
durchdachte politische Koordinierung zwischen hochrangigen
Regierungsvertretern“.
„Ich habe nie eine Lücke wie diese gesehen“
Es dürfte sich um eine der gravierendsten Sicherheitspannen in der
jüngsten US-Militärgeschichte handeln. „Ich habe
nie eine Lücke wie diese gesehen“, sagte Goldberg. Zwar sei es nicht unüblich,
dass Mitarbeiter der US-Sicherheitsbehörden über Signal miteinander
kommunizierten. Doch werde die App hauptsächlich für die Planung von
Treffen und andere logistische Angelegenheiten genutzt – und nicht für
„detaillierte und hochvertrauliche Diskussionen über eine bevorstehende
Militäraktion“. Und natürlich kenne er keinen Fall, in dem ein
Journalist „zu einer solchen Diskussion eingeladen worden ist“, sagte Goldberg.
Der Senatsfraktionschef der US-Demokraten, Chuck Schumer, forderte eine Untersuchung
zu dem Vorfall. Es handele sich um einen der erschreckendsten Verstöße
gegen die militärische Geheimhaltung, von dem er „seit sehr, sehr langer
Zeit“ gelesen habe, sagte Schumer bei einer Rede in der Kongresskammer.
Er forderte die Republikaner auf, die im Senat die Mehrheit haben, sich
ihm anzuschließen und eine Untersuchung des Sicherheitsverstoßes durch
den Kongress einzuleiten.