Ukraine: Putin-Vertrauter soll russische Kriegsführung kritisiert haben
- Alle Artikel zum Thema finden Sie auf unserer Themenseite zum Krieg in der Ukraine. Eine Übersichtskarte mit den aktuellen Entwicklungen aktualisieren wir täglich hier.
- Russische oder ukrainische Angaben zum Kriegsverlauf sowie zur Zahl Verletzter und Getöteter lassen sich derzeit nicht unabhängig verifizieren.
- Neben eigenen Recherchen verwenden wir auch Material der Nachrichtenagenturen dpa, AP, AFP, KNA und Reuters.
Wichtige Beiträge
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Vertrauter Putins kritisiert offenbar russische Kriegsführung
Im engen Kreis des russischen Präsidenten herrscht offenbar Uneinigkeit über den Verlauf des Ukraine-Kriegs: Wie die Washington Post unter Berufung auf US-Geheimdienste berichtet, soll ein Vertrauter Wladimir Putins den Präsidenten mit Fehlern bei der Kriegsführung konfrontiert sowie Missmanagement bei der russischen Militärführung angesprochen haben.
Die Zeitung zitiert einen „westlichen Geheimdienstmitarbeiter mit den Worten:
Seit Beginn der Besatzung haben wir eine wachsende Besorgnis in Putins innerem Kreis beobachtet. Unsere Einschätzungen deuten darauf hin, dass sie besonders beunruhigt sind über die jüngsten russischen Verluste, den falschen Kurs und die erheblichen militärischen Mängel.Selbst der Sprecher des Kreml, Dmitri Peskow, räumte demnach Meinungsverschiedenheiten ein. Indes: Dies sei „alles Teil des üblichen Arbeitsprozesses“, sagte er. -
Präsidenten Russlands und der Türkei telefonieren miteinander
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat in einem Telefonat mit Russlands Staatschef Wladimir Putin bekräftigt, eine friedliche Beilegung des Krieges in der Ukraine unterstützen zu wollen. Das teilte das Präsidialamt in Ankara mit.
In dem Telefonat sei es zudem um eine Verbesserung der bilateralen Beziehungen gegangen.Der Türkei werden gute Beziehungen sowohl zu Russland als auch zur Ukraine nachgesagt. Wie die anderen Nato-Mitgliedstaaten unterstützt die Türkei die Ukraine unter anderem mit Waffen und fordert von Russland einen Abzug seiner Truppen aus dem Land. Zugleich bezeichnete Erdoğan den russischen Präsidenten auch noch nach Gesprächen in den zurückliegenden Monaten als „Freund“. Unter Vermittlung der Türkei sowie der Vereinten Nationen kam das Getreideabkommen zustande, in dessen Rahmen seit Anfang August wieder Getreide auf dem Seeweg aus der Ukraine exportiert wird.
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UN gehen von 140.000 Hilfsbedürftigen in Region um Charkiw aus
In den jüngst zurückeroberten Gebieten um die ostukrainische Stadt Charkiw sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen rund 140.000 Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Den meisten von ihnen fehle es an Zugang zu Nahrungsmitteln, Wasser, Gas, Strom und medizinischer Versorgung, sagte ein Sprecher des UN-Nothilfebüros (OCHA) in Genf. Zum Überleben seien sie auf dringende Hilfe angewiesen.
- Yasuyoshi Chiba/AFP/Getty ImagesVictor will den Ukrainerinnen und Ukrainern durch seine Musik helfen.
Seit Mitte September, kurz nach der Befreiung von russischer Besatzung, versorgten UN-Konvois die Menschen vor Ort. Bislang hätten so über 73.000 Menschen unterstützt werden können – unter anderem mit Nahrungsmitteln, Hygieneprodukten, Küchenutensilien, Solarlampen und Decken.Märkte und Geschäfte sind den Angaben des Sprechers zufolge vielerorts zerstört oder geschlossen. In der Stadt Isjum etwa seien von ursprünglich 46.000 Einwohnerinnen und Einwohnern noch etwa 8.000 bis 9.000 Menschen vor Ort. In einigen Teilen werde außerdem noch gekämpft: In Kupjansk, mit seinen noch rund 4.000 verbliebenen Einwohnerinnen, verließen viele ihre Bunker fast nur, um Lebensmittel abzuholen oder Evakuierungsbusse zu erreichen, die die Behörden vor Ort eingerichtet haben.
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Ukrainisches Militär will über 20 russische Drohnen abgeschossen haben
Eigenen Angaben zufolge hat das ukrainische Militär binnen 24 Stunden mehr als 20 russische Drohnen abgeschossen. Ein Großteil davon seien im Iran produzierte Kamikazedrohnen gewesen, teilte das Militär mit. Ihr Zweck sei es, mit Sprengstoff gefüllt in ihr Ziel einzuschlagen.
In jüngster Zeit setzten die russischen Streitkräfte offenbar zunehmend die billigeren, einfacher gebauten iranischen Drohnen ein. Das geht aus Angaben der Militärexperten und -expertinnen des Institute for the Study of War (ISW) hervor.
Zudem meldete Olexander Staruch, der Gouverneur von Saporischschja, einen Angriff mit zwei solcher Drohnen. Den Kriegsverlauf dürften diese Waffen nach Einschätzung des ISW nicht grundlegend verändern.
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Recep Tayyip Erdoğan droht erneut mit Nato-Blockade Schwedens
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat erneut gedroht, den Nato-Beitritt von Schweden zu blockieren. „Solange Terrororganisationen auf den Straßen Schwedens demonstrieren und solange Terroristen im schwedischen Parlament sind, wird es keine positive Einstellung der Türkei gegenüber Schweden geben“, sagte Erdoğan während des Treffens europäischer Länderchefs in Prag.
Der türkische Staatschef spielte damit auf Vorwürfe an, denen zufolge schwedische Politiker mit Mitgliedern der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei (PKK) und Anhängern der Gülen-Bewegung sympathisieren und deren Aktivitäten nicht ausreichend verfolgen.
- Michal Cizek/AFP/Getty ImagesRecep Tayyip Erdoğan
Schweden und das benachbarte Finnland hatten infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine bereits Mitte Mai die Nato-Mitgliedschaft beantragt. Aufgenommen werden können sie allerdings nur, wenn alle der derzeit 30 Nato-Mitglieder die Beitrittsprotokolle ratifizieren. Ende Juni hatte es zunächst so ausgesehen, als sei der Streit über die angebliche Unterstützung von Schweden und Finnland für „Terrororganisationen“ beigelegt. Die Türkei stellt sich nun allerdings auf den Standpunkt, dass vor allem Schweden damals getroffene Absprachen noch nicht erfüllt habe.Die Türkei ist neben Ungarn mittlerweile das einzige Land, das die Beitrittsprotokolle für Schweden und Finnland noch nicht ratifiziert hat. Aus Ungarn gibt es bislang allerdings keine Drohungen, das Verfahren nicht abzuschließen.
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EU-Gipfel berät auch über Ukraine-Hilfe
Beim heutigen Gipfel in Prag beraten die Staats- und Regierungschefs auch über die Auszahlung bereits zugesagter Finanzhilfen in Höhe von drei Milliarden Euro an die Ukraine. Außerdem dürfte es um die weitere militärische Hilfe gehen. Das EU-Parlament hat die Staaten diese Woche aufgefordert, ihre militärische Unterstützung stark aufzustocken, „insbesondere in den von der ukrainischen Regierung geforderten Bereichen“.
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Joe Biden warnt vor nuklearer Katastrophe
- Mandel Ngan/AFP/Getty ImagesUS-Präsident Joe Biden
Angesichts der russischen Drohungen zu einem möglichen Einsatz von Atomwaffen im Ukraine-Krieg hat US-Präsident Joe Biden vor der Gefahr einer „Apokalypse“ gewarnt. Das Risiko einer atomaren Konfrontation mit katastrophalen Folgen halte er nach Drohungen aus dem Kreml für so groß wie seit 60 Jahren nicht mehr. Die Welt habe seit der Kuba-Krise im Jahr 1962 nicht mehr vor der Aussicht auf ein „Armageddon“ gestanden, sagte Biden während einer Veranstaltung der Demokraten in New York.Russlands Präsident Wladimir Putin mache „keine Witze“, wenn er mit dem Einsatz von Atomwaffen drohe, um seine Invasion in der Ukraine fortzusetzen. Putin hatte in der Vergangenheit wiederholt einen Einsatz von Atomwaffen angedroht. Fachleuten zufolge würde es sich dabei höchstwahrscheinlich um relativ kleine und taktische Schläge handeln. Biden warnte jedoch, dass ein taktischer Schlag dennoch das Risiko berge, einen größeren Flächenbrand auszulösen.
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Strack-Zimmermann fordert in Kiew Panzerlieferung an UkraineBei ihrem Besuch in Kiew hat die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag erneut die Lieferung von Kampf- und Schützenpanzern an das Land gefordert.Der Wille, das eigene Land zu verteidigen, ist ungebrochen. Aber die Ukraine braucht weiterhin Unterstützung von uns, um über den Winter zu kommen. Das betrifft allen voran Munition, aber auch die Lieferung von Schützen- oder Kampfpanzern, um russische Stellungen zurückzudrängen.
Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann
Die FDP-Politikerin war gestern in der Ukraine eingetroffen. Sie gehört in den Reihen der Ampel-Koalition zu jenen, die wiederholt und vehement eine verstärkte militärische Unterstützung für die Ukraine bis hin zur Lieferung von Kampfpanzern gefordert hatten.Die FDP-Politikerin sagte, der Dank der Ukraine gegenüber Deutschland sei groß. Das von Deutschland – „wenn auch spät“ – geschickte Material wirke und sei „eine riesengroße Unterstützung“ für die von Russland angegriffene Ukraine.
- Kay Nietfeld/dpaMarie-Agnes Strack-Zimmermann
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Zwei Russen fliehen vor Einberufung auf Boot nach Alaska
Wenige Wochen nach der von Russlands Präsident Wladimir Putin angeordneten Teilmobilmachung sind zwei Russen mit einem kleinen Boot über das Meer nach Alaska geflohen. Sie hätten Asyl in den USA beantragt, teilten zwei Senatoren des US-Bundesstaats mit. Die beiden Russen waren demnach auf der Sankt-Lorenz-Insel angekommen, die etwa 65 Kilometer von der russischen Küste entfernt liegt.
Ein Sprecher des US-Heimatschutzministeriums sagte, ihre Fälle würden „gemäß der geltenden US-Einwanderungsgesetze geprüft“. Der Vorfall zeige, dass „das russische Volk Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht mitmachen will“, erklärte der Senator Dan Sullivan.
Russlands Präsident Putin hatte am 21. September eine Teilmobilmachung von 300.000 Reservisten zur Verstärkung der russischen Truppen in der Ukraine angeordnet. Das hatte unter anderem zu einem Ansturm auf Tickets für Auslandsflüge geführt, da Männer im wehrfähigen Alter das Land verlassen wollten. -
Besatzer in Cherson und TV-Moderator kritisieren „Generäle und Minister“
In Russland wächst offenbar die Kritik an der Militärführung. Der stellvertretende Leiter der von der russischen Besatzungsmacht eingesetzten Verwaltung von Cherson, Kirill Stremoussow, hat den „Generälen und Ministern“ in Moskau vorgeworfen, die Probleme an der Front nicht zu verstehen.
Der Moderator im russischen Staatsfernsehen Wladimir Solowjow, der sonst immer zur russischen Regierung hält, fragt auf seinem Livestreamkanal: „Bitte erklären Sie mir, was für eine geniale Idee der Generalstab jetzt hat. Glauben Sie, die Zeit ist auf unserer Seite?“
Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj über den Rückzug Tausender russischer Soldaten nach dem Zusammenbruch der Frontlinie zunächst im Nordosten, dann seit Wochenbeginn auch im Süden berichtet.
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Ukraine: Mehr als sechs Tote bei Raketenangriffen in Saporischschja
Nach zwei russischen Raketenangriffen auf mehr als 40 Wohnhäuser in der südukrainischen Stadt Saporischschja ist die Zahl der Toten nach ukrainischen Angaben auf mindestens sieben gestiegen. Mindestens fünf Menschen würden vermisst, sagte der Gouverneur der Gebietsverwaltung von Saporischschja, Olexandr Staruch. Mehr als 20 Menschen seien aus den mehrstöckigen Gebäuden gerettet worden, darunter ein dreijähriges Mädchen, das in eine Klinik gebracht wurde.
Staruch schrieb bei Telegram, dass die russische Armee Flugabwehrraketen vom Typ S-300 eingesetzt habe. Berichten zufolge soll Russland die eigentlich als Abwehrwaffen konzipierten Systeme in Raketen für Bodenangriffe umgewandelt haben, weil sie nicht genügend andere, geeignetere Waffen hätten.
Die Region Saporischschja ist eine von vier ukrainischen Regionen, die der russische Präsident Wladimir Putin am Mittwoch mit seiner Unterschrift völkerrechtswidrig annektierte. Dort befindet sich auch das größte Atomkraftwerk Europas, das ebenfalls von Russland besetzt ist. Die Gebietshauptstadt Saporischschja steht dagegen unter ukrainischer Kontrolle.