Ukraine-Krieg: Selenskyj bittet um „verlässlichen Flugabwehrschirm“
- Alle Artikel zum Thema finden Sie auf unserer Themenseite zum Krieg in der Ukraine. Eine Übersichtskarte mit den aktuellen Entwicklungen aktualisieren wir täglich hier.
- Russische oder ukrainische Angaben zum Kriegsverlauf sowie zur Zahl Verletzter und Getöteter lassen sich derzeit nicht unabhängig verifizieren.
- Neben eigenen Recherchen verwenden wir auch Material der Nachrichtenagenturen dpa, AP, AFP, KNA und Reuters.
Wichtige Beiträge
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Claudia Roth verurteilt Angriffe auf ukrainische Kultur
Die Bundesregierung will laut Kulturstaatsministerin Claudia Roth weiterhin geben, „was immer möglich ist“, um der Ukraine ihre Selbstverteidigung zu ermöglichen. Dies betreffe nicht nur Waffen, sondern auch Hilfe etwa im humanitären Bereich oder bei der Rekonstruktion kultureller Einrichtungen, sagte die Grünen-Politikerin nach der Premiere des ukrainischen Dokumentarfilms Oh, Sister.Seit Beginn der Auseinandersetzungen seien mehr als 1.000 Museen, Theater, Kinos, Büchereien und Archive zerstört oder beschädigt worden. Dadurch solle die kulturelle Identität der Ukraine zerstört werden.
Es ist eine fürchterliche Waffe, die Erinnerung und Identität von Menschen in der Ukraine zu zerstören.Kulturstaatsministerin Claudia Roth
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Russlands Zentralbank meldet schrumpfende Wirtschaft
Im Jahr 2022 wird die russische Wirtschaft nach Angaben von Zentralbankchefin Elvira Nabiullina um rund drei Prozent schrumpfen. Laut Nabiullina sei der Inflationsdruck weiterhin hoch – Hintergrund seien verschlechternde Handelsbedingungen.Die Inflation habe im Jahresvergleich im Dezember 12,7 Prozent erreicht. Im vergangenen Jahr war die russische Wirtschaft noch um etwa 4,8 Prozent gewachsen. Zusätzlich warnt die Zentralbank vor steigendem Mangel an Arbeitskräften. Dies käme durch die Mobilisierung von Soldaten zustande.
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Selenskyj: Russland hat noch Raketen für mehrere Großangriffe
Trotz der nahezu wöchentlichen Angriffe auf die ukrainische Strominfrastruktur verfügt Russland nach Einschätzung des ukrainischen Präsidenten noch über genug Raketen für mehrere größere Angriffe. „Und wir verfügen über genug Willenskraft, um nach diesen Angriffen zurückzuholen, was unser ist“, sagte Wolodymyr Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache.Worauf auch immer die Raketenanbeter aus Moskau hoffen, das wird das Kräfteverhältnis in diesem Krieg nicht ändern.- Genva Savilov/AFP/Getty ImagesÜberreste einer russischen Rakete vor einem beschädigten Haus in Lyman am 14. Dezember
Der ukrainische Präsident bat westliche Länder erneut, „die Möglichkeit zu finden, uns mit einem verlässlichen Flugabwehrschirm auszustatten“.Im Herbst teilte die ukrainische Regierung mit, Russland habe rund zwei Drittel seiner Raketen bereits verbraucht. Allerdings nutzt das russische Militär für die Angriffe auch vom Iran gelieferte Drohnen, zudem halten westliche Geheimdienste Lieferungen von ballistischen Raketen aus dem Iran an Russland für möglich.
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Neue Russland-Sanktionen der EU aktiv
Das gestern beschlossene insgesamt neunte Sanktionspaket der EU ist in Kraft getreten. Betroffen sind weitere 141 Personen und 49 Einrichtungen in Russland. Unter den Sanktionierten sind unter anderem mehrere stellvertretende russische Ministerpräsidenten, Ministerinnen und Minister sowie Unternehmen aus der Rüstungs- und Automobilindustrie.Strafmaßnahmen gegen Energieminister Nikolai Schulginow wurden auf Druck Ungarns allerdings nicht verhängt. Das Land ist stark abhängig von Energielieferungen aus Russland. Auch wurden weitere Finanzsanktionen bestimmt: Drei weitere russische Banken dürfen künftig keine Transaktionen mehr in oder über die EU machen.
Zudem verbietet die EU den Export von Drohnenmotoren nach Russland sowie in Länder wie den Iran, wenn es den Verdacht gibt, dass die Motoren später in Russland landen. Wegen des Vorwurfs der Kriegspropaganda gilt für die russischen Medien NTV/NTV Mir, Rossija 1, Ren TV und den Perwy-Kanal ein Sendeverbot für alle Verbreitungswege.
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Josep Borrell nennt russische Raketenangriffe Kriegsverbrechen
Der Außenbeauftragte der EU, Josep Borrell, hat die jüngsten russischen Raketenangriffe deutlich als Kriegsverbrechen verurteilt. „Diese grausamen, menschenverachtenden Angriffe zielen darauf ab, das menschliche Leid zu erhöhen“, sagte er. Die Bevölkerung, aber auch Krankenhäuser, Rettungsdienste und andere unverzichtbare Dienste sollten durch sie die Versorgung mit Elektrizität, Wärme und Wasser verlieren.Diese Bombardierungen stellen Kriegsverbrechen dar und sind barbarisch.EU-Außenbeauftragter Josep Borrell
Er bekräftige das Bestreben der EU, die Ukraine zu unterstützen: Der Staatenbund werde seine Anstrengungen für Soforthilfe intensivieren. Die Europäische Union stehe solidarisch an der Seite der Ukrainer, die angesichts des russischen Kriegs „bewundernswerte Kraft, Mut und Widerstandsfähigkeit“ zeigten. -
Ministerpräsident fordert mehr Generatoren
Nach Einschätzung des ukrainischen Regierungschefs Denys Schmyhal braucht sein Land weitere Generatoren, um den Winter zu überstehen. Er hoffe auf die Hilfe der Partner der Ukraine. Zwar hätten kleine und mittlere Unternehmen eine halbe Million Generatoren importiert – aber das reiche noch nicht. -
US-Ausrüstung zur Reparatur von ukrainischem Stromnetz eingetroffen
Eine erste Lieferung der USA mit Reparaturausrüstung für Energieinfrastruktur hat die Ukraine erreicht. Das teilte die US-Botschafterin in Kiew, Bridget Brink, auf Twitter mit. Dabei verurteilte sie den heutigen russischen Raketenangriff auf Regionen im ganzen Land.Mit mehr als 70 Raketen griff Russland am Morgen erneut das ukrainische Stromnetz an, allein auf Kiew flogen nach örtlichen Angaben 40 Geschosse. Die meisten habe die Flugabwehr abschießen können. Dennoch fiel in Teilen der Hauptstadt die Strom- und Wasserversorgung aus. Bürgermeister Vitali Klitschko rechnet laut ukrainischen Medien mit einer Reparatur bis zum Samstagmorgen.
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Ukrainischer Verteidigungsminister dankt Lambrecht für Iris-System
Die Bundesregierung hatte gestern die Lieferung weiterer Raketen für das von Deutschland in die Ukraine gelieferte Flugabwehrsystem Iris-T angekündigt – der ukrainische Verteidigungsminister bedankte sich bei seiner Amtskollegin Christine Lambrecht (SPD). „Ganz gleich, wie viele abscheuliche Raketen die russischen Terroristen auch abfeuern, wir werden uns weder einschüchtern noch ängstigen lassen“, schrieb Olexij Resnikow auf Twitter.- Boris Roessler/dpaOleksij Resnikow umarmt zu Beginn der Ukraine-Konferenz am 8. September 2022 auf der US-Airbase Ramstein die deutsche Verteidigungsministerin.
Dank Lambrecht habe die ukrainische Armee neue Fähigkeiten bei der Raketenabwehr erhalten und wisse nun, wie sie den Himmel schützen könne. -
Kroatien will ukrainische Soldaten nicht ausbilden
Kroatien lehnt eine Beteiligung an der Ausbildung von ukrainischen Soldaten ab. Ein Antrag darüber, rund 100 Soldaten auszubilden, scheiterte im Parlament: Zwar stimmten 97 der 151 Abgeordneten für das Vorhaben, nötig war jedoch eine Zwei-Drittel-Mehrheit.Gegen die Maßnahme im Rahmen des EU-Ausbildungsprogramms für Tausende Ukrainer stimmten lediglich zehn Abgeordnete. Zu den Gegnern einer Beteiligung an dem Programm zählt der kroatische Präsident Zoran Milanović. Im Gegensatz zur Regierung des Landes wertete er den Antrag als nicht verfassungskonform, da die Ukraine kein Verbündeter Kroatiens sei.
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Nato-Chef erwartet Scheitern von Putins Raketenstrategie
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat die erneuten heftigen Raketenangriffe Russlands scharf verurteilt. Dass Präsident Wladimir Putin versuche, Menschen die Versorgung mit Wasser, Strom und Heizung nehmen, stelle einen bewussten Angriff auf Zivilisten dar, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Putin versuche so, den Winter als Waffe zu nutzen und das ukrainische Volk zu brechen.- Kenzo Tribouillard/AFP/Getty ImagesNato-Generalsekretär Jens Stoltenberg
Zugleich zeigte sich Stoltenberg optimistisch, dass Putins Pläne scheitern werden. „Es wird ihm nicht gelingen, das ukrainische Volk zu beugen“, sagte er. „Die Geschichte zeigt uns, dass solche brutalen Angriffe auf Zivilisten den Widerstandswillen nicht schwächen – es ist höchstens umgekehrt.“Nach Einschätzung Stoltenbergs hat Putin zudem den großen Fehler begangen, die Entschlossenheit der Nato-Staaten zur Hilfeleistung zu unterschätzen.
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Ukraine meldet Abschuss von 60 Raketen
Dem ukrainischen Militär zufolge konnten beim heutigen Raketenangriff in zahlreichen Regionen insgesamt 60 russische Raketen abgeschossen werden. Das teilte Armeechef Walerij Saluschnyj auf Telegram mit. Russland habe insgesamt 76 Raketen abgefeuert.„Der Raketenterror und die dreisten Versuche des Gegners, die Flugabwehr Kiews zu durchdringen, werden uns nicht dazu zwingen, unsere Waffen niederzulegen“, schrieb Saluschnyj. Zuvor hatte die Militärverwaltung der Hauptstadt mitgeteilt, es seien 40 Raketen auf Kiew abgefeuert worden, 37 davon habe die Flugabwehr abfangen können.
Nach ukrainischen Angaben haben vor allem die in den vergangenen Wochen vom Westen gelieferten Abwehrsysteme wie Iris-T aus Deutschland oder Nasams aus den USA die Flugabwehr deutlich verbessert.
Saluschnyj zufolge hat sich Russland daran inzwischen jedoch angepasst: Das russische Militär habe die Zahl der Raketen pro Salve vergrößert, sagte er in einem gestern veröffentlichten Interview dem Economist. Derzeit könne man im Schnitt drei Viertel der Raketen abschießen, es seien weitere Flugabwehrsysteme nötig.
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Dmitri Medwedew wirft Nato „hybriden Krieg“ vor – und droht mit Angriffen
Russlands früherer Präsident Dmitri Medwedew hat mit Angriffen auf Nato-Länder gedroht. Streitkräfte und Objekte in Ländern, die offiziell im Krieg mit Russland stünden oder Verbündete des militärischen Gegners seien, stellten legitime Ziele für einen Angriff dar, schrieb der Vizechef des russischen Sicherheitsrates auf Telegram.„Die Führer der Nato-Staaten behaupten einstimmig, dass ihre Länder und die ganze Allianz nicht gegen Russland kämpfen“, schrieb der 57-Jährige: „Aber alle verstehen gut, dass es ganz anders ist.“ Der Nato warf er daher mit Blick auf die umfangreichen westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine vor, Russland längst den „hybriden Krieg“ erklärt zu haben.
- Valentin Yegorshin/Sputnik/ReutersDmitri Medwedew Ende Juni in St. Petersburg
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- Dimitar Dilkoff/AFP/Getty ImagesEin Mann geht am 6. Dezember durch das dunkle Kiew.
Energieversorger ruft Stromnotfall aus
Der ukrainische Energieversorger Ukrenergo hat einen Notfallmodus für das Stromnetz des Landes ausgerufen. Im ganzen Land gibt es laut dem Unternehmen wegen schwerer Schäden durch russische Angriffe Stromabschaltungen. Krankenhäuser, die Wasserversorgung und Heizkraftwerke sowie Kläranlagen sollen demnach vorrangig mit Elektrizität versorgt werden.In Kiew fielen Licht, Wasser und Heizung aus. Bürgermeister Vitali Klitschko kündigte an, dass noch mehr Einrichtungen mit autonomer Stromversorgung für den Notfall geöffnet werden sollten. Die Menschen können in solchen durch Generatoren betriebenen Punkten etwa ihre Mobiltelefone oder Powerbanks aufladen. 37 von 40 Raketen seien abgewehrt worden, teilte die Militärverwaltung der Hauptstadt mit. Es sei einer der größten Angriffe seit Kriegsbeginn gewesen.
Wegen des mittlerweile neunten großen Raketenangriffs auf Energieinfrastruktur in verschiedenen Städten werde es länger dauern als sonst, die Stromversorgung wieder herzustellen, teilte Ukrenergo mit. Russland habe etwa 70 Raketen auf ukrainische Energieanlagen abgefeuert. Durch den neuerlichen Beschuss sei das Stromdefizit im Land deutlich gewachsen: „Die größten Auswirkungen gab es in den nördlichen, südlichen und zentralen Regionen.“
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Modi spricht mit Putin über Investitionen
Russlands Präsident Wladimir Putin und Indiens Premierminister Narendra Modi haben sich nach russischen Angaben telefonisch über wechselseitige Investitionen ausgetauscht. Auch eine strategische Partnerschaft in Bereichen wie Energie, Landwirtschaft, Transport und Logistik sei Thema gewesen.Der Ukraine-Krieg sei ebenfalls angesprochen worden, teilte der Kreml mit. „Auf Bitten von Narendra Modi hat Wladimir Putin seine prinzipiellen Einschätzungen der russischen Linie in Richtung Ukraine dargelegt“, hieß es in einer Mitteilung.
Zuletzt hatte es Berichte gegeben, dass Modi Putin nach dessen atomaren Drohungen aus dem Weg gehe. Auf dem Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) im September hatte Modi Putin aufgefordert, auf den Weg des Friedens zurückzukehren.