Trump will Frauen schützen, egal „ob es ihnen gefällt oder nicht“

Wenige Tage vor der US-Präsidentenwahl gehen Kamala Harris und Donald Trump auf Stimmenfang in den hart umkämpften Bundesstaaten Nevada und Arizona. Beide traten vor ihren jubelnden Anhängern auf. Das Kopf-an-Kopf-Rennen der demokratischen Vizepräsidentin und des Republikaners um die Präsidentschaft könnte in diesen beiden Bundesstaaten entschieden werden.

Für den Wahlsieg am 5. November sind 270 Stimmen von Wahlleuten aus den Bundesstaaten nötig. Arizona hat elf Wahlleute, Nevada sechs. Die Bundesstaaten gehören mit Georgia, Michigan, North Carolina, Pennsylvania und Wisconsin zu den sieben sogenannten Swing States, in denen beide Kandidaten eine Aussicht auf den Sieg haben.

Mangelnden Respekt für Frauen

Harris suchte einen klaren Kontrast zu dem Republikaner. Trump wolle die Amerikaner spalten, sagte sie. Sie hingegen setze auf Einheit. Sie attackierte den Ex-Präsidenten wegen seines mangelnden Respekts für Frauen und deren Freiheit. Anlass war seine jüngste Äußerung, er werde Frauen beschützen, egal „ob es den Frauen gefällt oder nicht“.

Trump seinerseits versprach, er werde „den amerikanischen Traum zurückbringen“ und von einer „Invasion Amerikas“ durch Migranten. Außerdem sei niemand im Amt des Vizepräsidenten so schlecht gewesen wie Harris. Zugleich kündigte er an, den Impfgegner Robert F. Kennedy Jr. auch mit der „Gesundheit der Frauen“ zu betrauen.

Trump provoziert darüber hinaus mit einer Gewaltfantasie über Liz Cheney, eine seiner größten parteiinternen Kritikerinnen. Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Arizona schlug er vor, Cheney in eine Situation zu bringen, in der sie „mit einem Gewehr dasteht, während neun Gewehrläufe auf sie feuern“.

„Kleinen, rachsüchtiger, grausamer, instabiler Mann“

Cheney postete einen Ausschnitt des Videos und schrieb dazu: „So zerstören Diktatoren freie Nationen. Sie bedrohen diejenigen, die gegen sie sprechen, mit dem Tod.“ Trump nannte sie einen „kleinen, rachsüchtigen, grausamen, instabilen Mann“, der ein Tyrann sein wolle und rief erneut zur Wahl Harris‘ auf.

Auf der Zielgeraden im Rennen ums Weiße Haus stellen sich weitere Prominente hinter Kamala Harris. Am Donnerstag (Ortszeit) sprachen sich Basketball-Star LeBron James und mehrere „Avengers“-Darsteller für die heutige Vizepräsidentin aus. Wenn er an seine Kinder und seine Familie denke, sei die Wahl klar: „Stimmt für Kamala Harris!!!“, schrieb James von den Los Angeles Lakers auf der Onlineplattform X.

„Avengers“ für Harris

Mehrere Schauspielstars aus den „Avengers“-Comicverfilmungen versammelten sich in einer Videoschalte. Darunter waren Robert Downey Jr., (Iron-Man), Mark Ruffalo (Hulk), Scarlett Johansson (Black Widow) und Chris Evans (Captain America). „Jede Stimme zählt“, betonte Ruffalo und rief dazu auf, für die Demokratin Harris und ihren Vize-Kandidaten Tim Walz zu stimmen.

Trump forderte unterdessen in einer Klage zehn Milliarden US-Dollar (rund neun Mrd. Euro) Schadenersatz vom US-Sender CBS News. Er warf dem Medienunternehmen vor, ein Interview mit Harris zugunsten der Demokratin manipuliert zu haben. Hinter der Wahl eines Gerichtes in Texas könnte dabei das Kalkül stecken, dass der Fall einem konservativen Richter zugewiesen wird.

Der Streit hatte sich Anfang Oktober an einem Interview mit Harris in der Politik-Sendung „60 Minutes“ entzündet, in dem sie zum Thema Israel befragt worden war. CBS strahlte daraufhin zwei verschiedene Ausschnitte ihrer Antwort an zwei aufeinanderfolgenden Tagen aus. Diese Segmentierung führte bei Trumps Anhängern zu Vorwürfen, CBS habe Harris absichtlich in einem vorteilhafteren Licht dargestellt.

Trumps Anwälte forderten die Herausgabe des vollständigen Interview-Transkripts, was CBS ablehnte. Der Sender wies die Manipulationsvorwürfe zurück und erklärte, dass das Verfahren üblich sei, um den zeitlichen Rahmen der jeweiligen Sendung einzuhalten.

Die Erfolgsaussichten der Klage gelten als gering, vielmehr dürfte es sich um einen politischen Schachzug kurz vor der Präsidentschaftswahl handeln. US-Gerichte haben Medien in der Vergangenheit mehrfach umfassende redaktionelle Freiheiten zugesprochen. Diese sind durch die Pressefreiheit, den ersten Zusatz der US-Verfassung, explizit und besonders stark abgesichert.

Gezielte Falschinformation

Auf X, das dem Trump-Unterstützer Elon Musk gehört, machte ein Video die Runde, in dem ein angeblicher Migrant aus Haiti behauptete, er habe mehrfach im Bundesstaat Georgia abgestimmt. Der für Wahlen in dem Swing State zuständige Brad Raffensperger betonte, das stimme nicht und das Video sei ein Beispiel für gezielte Falschinformation, „wahrscheinlich“ aus dem Ausland. Raffensperger forderte X und Musk auf, den Clip zu entfernen. Musk hatte nach dem Kauf von X, vormals Twitter, das Vorgehen gegen Falschinformationen stark gelockert.

Trumps Vize-Kandidat J.D. Vance sorgte mit Äußerungen in einem Interview des populären Podcasters Joe Rogan ebenfalls für Kontroversen. Er behauptete unter anderem, junge Leute ließen ihr Geschlecht ändern, weil es für Transgender-Menschen einfacher sei, an amerikanischen Elite-Universitäten aufgenommen zu werden. Dagegen würde es ihn nicht wundern, wenn Trump und er mehr „normale Schwulen-Stimmen“ gewinnen würden. Auch kritisierte er, dass einige Frauen Abtreibungen „zelebrierten“.

„Kinderlose Katzen-Frauen“

Vance geriet kurz nach seiner Nominierung im Sommer wegen früherer frauenfeindlicher Aussagen über kinderlose Frauen in die Kritik. In einem Interview 2021 hatte der dreifache Vater führende demokratische Politikerinnen als „kinderlose Katzen-Frauen“ bezeichnet. Später beklagte Vance, er sei missverstanden worden.

Wie schon vor vier Jahren schürt Trump kurz vor der Präsidentschaftswahl bei seinen Anhängern die Erwartung, dass ihm ein Sieg nur durch Betrug genommen werden kann. Er führe in jedem der sieben umkämpften Bundesstaaten, die die Wahl entscheiden werden, behauptete Trump bei einem Auftritt in Arizona.

„Das Einzige, was uns stoppen kann, ist Betrug“, sagte der Ex-Präsident. Man habe bereits verschiedene Betrugsversuche aufgedeckt, behauptete Trump bei der Unterhaltung mit dem rechten Moderator Tucker Carlson in einer Halle vor Anhängern.

Dutzende Klagen scheiterten

Auch vor der Wahl 2020, die der damalige Amtsinhaber gegen den Demokraten Joe Biden verlor, äußerte sich Trump immer wieder ähnlich. Nach dem Wahltag behauptete er, dass der Sieg ihm durch großangelegten Wahlbetrug der Demokraten genommen worden sei.

Dutzende Klagen des Trump-Wahlkampfteams scheiterten jedoch vor Gerichten. Es gab nie Hinweise auf Unregelmäßigkeiten, die den Ausgang der Abstimmung verändert hätten. Trump behauptet das aber weiterhin. Seine Äußerungen führten Anfang 2021 zum Sturm auf das Kapitol, den Sitz des US-Kongresses in Washington stürmten.