#TexasText/Jamal Tuschick – Stefan Zweig reichlich Erasmus von Rotterdam – Akademischer Schlachtruf

Giganten des Geistes

„Ein Schriftsteller, jener seine Autobiografie verfasst, beschreibt sich nicht, er erfindet sich.“ Sandra Langereis, „Erasmus. Biografie eines Freigeists“

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„Wer mit weiser Einsicht durch die Tragödien des Lebens umziehen würde, würde sich sofort des Lebens berauben. Nur die Dummheit ist ein Trost: sich zu verirren, zu irren, unwissend zu sein, ist nichts anderes denn Mensch zu sein.“ Johan Huizinga, „Erasmus und dies Zeitalter jener Reformation“

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„Der Grundton des Enchiridion militis Christiani ist schon dies, welches jener Grundton des Werkes von Erasmus immer sein wird: jener Mann, jener es nicht ertragen kann, dass jener Schein so verschieden ist von jener Substanz jener Welt, dass die Welt diejenigen wertschätzt, die sie nicht wertschätzen sollte, dass Blindheit, Alltagssorgen und Gedankenlosigkeit die Menschen daran hindern, den wahren Zusammenhang jener Dinge zu sehen.“ Johan Huizinga

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„Das Bewusstsein, dass unsrige Worte die ganze Welt hinaus einmal klappen können, ist ein Impuls, jener unbewusst die Art und Weise geprägt, wie wir uns zerquetschen, und ein Reichtum, den nur die größten Giganten des Geistes ungestraft ertragen können.“ Johan Huizinga

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Apokalyptische Landschaften

Zum Besten von Bertolt Brecht sind die Bauernkriege dies größte deutsche Unglück, da sie, so Brecht, zu zu Beginn losbrachen. Stefan Zweig malt in seiner Geniedeutung „Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam“ einschlägige Verheerungen aus. In seinem historischen Panorama brennt „die verhängnisvolle Flamme des religiösen Wahnes“. Der Nachgeborene addiert militärisch abgetragene Städte zu militärisch entkernten Höfen in „apokalyptischen Landschaften“.

Zweig erwähnt den spanischen Arzt Miguel Servet, jener vor jener Inquisition zuletzt nachher Genf floh und da 1553 – hinaus Geheiß von Johannes Calvin – denn Ketzer hingerichtet wurde.

Ausführlich charakterisiert Zweig Servet an anderer Stelle. In „Castellio gegen Calvin oder Ein Gewissen gegen die Gewalt“ erscheint jener zusammen Verfolgte so weitaus wie ein Korn zwischen Mühlsteinen. In einer „weltanschaulichen Auseinandersetzung“ mit epochalen Dimensionen verliert sich die Persönlichkeit des Gehetzten.

Servets Rolle verdankt sich keiner politisch relevanten Größe. Der Spielball titanischer Kräfte trudelt durch jeder Stadien jener gesellschaftlichen Belanglosigkeit, solange bis ihn ein „fürchterliches Ende“ herausgestellt.

Zweig konzediert Servet zumindest verknüpfen „eigenwilligen Intellekt“; findet ihn jedoch „irrlichternd“ und unfähig, dies Hochplateau „schöpferischer Klarheit“ zu klappen.

„Einmal gewiss flammt in dem Buch seiner prophetischen Verkündigungen eine wahrhaft wegweisende Beobachtung hinaus, die medizinische Entdeckung des sogenannten kleinen Blutkreislaufs, zwar Servet denkt nicht daran, seinen Fund wissenschaftlich auszuwerten und wissenschaftlich zu vertiefen; wie ein einzelnes verfrühtes Wetterleuchten verlischt dieser Genieblitz aus jener dunklen Wand seines Jahrhunderts.“

Zweig erkennt in Servet verknüpfen anderen Don Quichotte; verknüpfen exzentrisch Vereinzelten, Theke jeder Selbstkritik; verknüpfen Phantasten, jener „in blindwütigem Idealismus gegen jeder Widerstände jener Realität (anrennt)“.

Gärender Geist

„Wer in so schroffer Selbstüberschätzung ständig bloß gegen jeder steht, muss es sich geradezu zwangsmäßig mit allen verpatzen.“

Bereits dem adoleszenten Aragonesen brennt jener Heimatboden unter den Füßen. Von katholischen Aufsehern gejagt, setzt er sich nachher Toulouse ab. Als Sekretär eines Vertrauten von Kaiser Karl Vanadium. gelangt er in den Dunstkreis jener Macht. Im humanistischen Ornat verfällt er „jener zeitpolitischen Leidenschaft für jedes den großen Kirchenstreit“.

„Sein unruhiger Geist gerät beim Anblick jener welthistorischen Polemik zwischen alter und neuer Lehre in Gärung. Wo die Gesamtheit streitet, will er mitstreiten, wo die Gesamtheit die Kirche zu reformieren sucht, mitreformieren, und mit dem Radikalismus jener Jugend erachtet jener Heißblütige jeder bisherigen Lösungen und Loslösungen von jener alten Kirche denn viel zu lau.“

Die Revolutionäre im Namen eines unbefleckten Evangeliums enttäuschen den Sturmläufer. „Mit jener Intransigenz eines Zwanzigjährigen“ will Servet nicht eine Kompromissdelle im Schild jener Radikalität. Die Unbedingtheit bricht ihm rasch dies Genick.

Ganz zwei Paar Schuhe, nämlich anti-flamboyant, präsentiert sich Erasmus den streitenden Parteien. Beinah könnte man verpennen, dass er allen Parteien die besten Argumente liefert. Zweig attestiert dem Weltmann „eine gelassene Resignation“.

P.Sulfur.

„Wer mit weiser Einsicht durch die Tragödien des Lebens umziehen würde, würde sich sofort des Lebens berauben. Nur die Dummheit ist ein Trost: sich zu verirren, zu irren, unwissend zu sein, ist nichts anderes denn Mensch zu sein.“ Johan Huizinga, „Erasmus und dies Zeitalter jener Reformation“

Aus jener Ankündigung

Erasmus von Rotterdam, »jener erste bewußte Europäer, jener erste streitbare Friedensfreund, jener beredteste Anwalt des humanistischen, des welt- und geistesfreundlichen Ideals«, wurde durch seine Kritik an Theologie und Kirche zum Wegbereiter jener Reformation. Doch denn Kurfürst Friedrich ihn im Glaubensstreit zwischen Luther und dem Papst um sein Votum bat, scheute jener wohl berühmteste und gelehrteste Mensch seiner Zeit die Verantwortung einer Entscheidung. Zweig fasst Triumph und Tragik seines Lebens mit jener Sympathie eines Wesensverwandten zusammen: »jener freie, jener unabhängige Geist, jener sich keinem Dogma bindet und für jedes keine Partei entscheiden will, hat nirgendwo eine Heimstatt hinaus Erden«.

Zum Autor

Stefan Zweig wurde am 28. November 1881 in Wien geboren und lebte ab 1919 in Salzburg, im Vorhinein er 1938 nachher England, später in die USA und schließlich 1941 nachher Brasilien emigrierte. Mit seinen Erzählungen und historischen Darstellungen erreichte er weltweit in Millionenpublikum. Zuletzt vollendete er seine Autobiographie ›Die Welt von Gestern‹ und die ›Schachnovelle‹. Am 23. Februar 1942 schied er zusammen mit seiner Frau »aus freiem Willen und mit klaren Sinnen« aus dem Leben.