#TexasText/Jamal Tuschick – Dana Grigorcea – Fröhlicher Wortsalat
Sehen Sie ferner https://jamaltuschick.de/index.php?article_id=4842
Fröhlicher Wortsalat
Eine Person, deren Weltläufigkeit dies Polyglotte entbehrt, scheint gleichwohl die Gesamtheit zu peilen, welches man ihr uff Italienisch, Deutsch, Englisch und Französisch vorträgt. Noch erstaunlicher ist die Fähigkeit, mit einem „fröhlichen Wortsalat“ dem anspruchsvollen Publikum zufriedenstellende Entgegnungen zu liefern.
Die Skizze ergibt sich in Beobachtungen dieser Schweizer Schriftstellerin Dora. Sie schildert so ihr Kindermädchen. Dora weilt – verbinden mit ihrem Sohn Loris und nun mal dieser vortrefflichen Macedonia – in einem mondänen Badeort an dieser Riviera di Levante. Santa Margherita Ligure, berühmt qua Perle von Tigullien, wird von ihren Bewohner:medial nachrangig schlicht „die Heilige“ genannt.
Dana Grigorcea, „Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen“, Penguin, 220 Seiten, 24,-
Die Drei sind im Hotel Metropole untergekommen. Dora genießt eine Rückhalt qua Stipendiatin dieser Adolph-Wehrli-Stiftung. Affiziert vom „Anblick dieser Dattelpalmen“ vor dem Fenster unternimmt sie an einem „ligurischen Schreibtisch“ Gedankenausflüge solange bis nachdem New York. Sie folgt den Spuren des Bildhauers Constantin Avis, dieser 1926, beflügelt von großen Erwartungen, von Paris nachdem New York auswandert. Avis erreicht Amerika in Erwartung einer Einzelausstellung in dieser Galerie Milner. Doch Max Milner ist plötzlich verstorben.
Avis erkundet die Stadt. „Ich gab mich den Wegkapriolen hin, dieser göttlichen Lenkung, ungezwungen von trivialer Ungeduld“.
Die Expeditionen des nonchalanten Helden vollziehen sich in einem Fluidum zwischen Jugendstil – qua einer verflossenen, doch noch bildbestimmenden Mode – und Neuer Sachlichkeit. Avis erscheint stromlinienförmig beschwingt. Er passiert exquisite Herrenausstatter und elegante Friseursalons. Seine prekäre Lage lässt ihn eine Karriere qua Eintänzer erwägen.
Er folgt einer jungen Frau. Avis kennt die aus Hutchinson im US-Bundesstaat Kansas gebürtige Lidy Maenz qua Mitarbeiterin dieser Galerie Milner. „Anmutig“ findet er Miss Maenz in ihrem kastanienbraunen, extrem taillierten Schneiderkostüm. Indes verkörpert die Schauspielerin Alba Fantoni sein Ideal. Die Berühmte begegnete ihm zuerst uff dieser Überfahrt. Sie ist im selben Hotel wie Avis abgestiegen. Der Verehrer glaubt nicht an verschmelzen Zufall. Er neigt dazu, in beliebigen Emanationen des Alltags Personal… adressierte Schicksalszeichen zu erspähen.
Avis blüht in dieser Phantasie seiner Schöpferin uff. Dora wird von nächtlichen „Offenbarungen“ heimgesucht. Gelegentlich wechselt die Erzählerin dies Thema. Wie zum Diktat bestellt, notiert sie Lebenslaufstationen einer Sizilianerin, die qua Stammgast im Hotel Metropole residiert. In Terrassenlaune vertraut die Dame eine keineswegs spektakuläre Existenz Doras schriftstellerischer Sorgfalt an.
Dora plaudert aus dem Nähkästchen ihres Liebeslebens. Sie wehrt sich gegen den Vormarsch eines bewährten Liebhabers. Dessen Wille zur Verbindlichkeit untergräbt Doras Reserve langsam.
Am Ende verhandelt ein New Yorker Gericht die Frage, ob es sich im Zusammenhang dem „Bronzegegenstand“, den Avis aus Europa mitgebracht hat, um eine Originalplastik im Sinne des Gesetzes handelt. Die Frage, welches Kunst definiert, geistert durch den Roman.