Teuerungsrate: Inflation in der Türkei steigt auf 85,51 Prozent
In der Türkei verteuert sich das Leben für die Verbraucher rasant. Im Oktober stieg die Inflation nach Angaben des nationalen Statistikamts auf einen Höchstwert von 85,51 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Vormonat hatte die Teuerung 83,4 Prozent betragen. Zum Vergleich: Deutschland hatte im Oktober einen Anstieg der Verbraucherpreise um 10,4 Prozent erlebt.
Der jetzige Anstieg ist der höchste seit 1997 – damals lag die Inflation bei 85,67 Prozent. Unabhängige Experten zweifeln die offiziellen Zahlen aber an und sehen die Teuerungsrate in Wahrheit mehr als doppelt so hoch.
Erdoğan setzt auf sinkende Zinsen
In der Türkei hatte der Anstieg der Verbraucherpreise mit Beginn der Jahrtausendwende begonnen. In den vergangenen Monaten verstärkte die Zentralbank die Entwicklung noch durch eine unorthodoxe Geldpolitik. Sie senkte den Leitzins nach einer fast achtmonatigen Pause im August, September und im Oktober ab. Jetzt liegt er bei 10,5 Prozent.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan ist offenbar nicht der Meinung, dass Zentralbanken bei hoher Inflation die Zinsen anheben
sollten. Die türkische Zentralbank ist eigentlich unabhängig von der Regierung
– doch seit 2019 hat Erdoğan drei Chefs des Instituts entlassen. Kürzlich
kündigte er an, die Zinsen würden weiter sinken, „solange ich an der Macht
bin“.
Damit setzt Erdoğan wenige Monate vor der Präsidentschaftswahl wirtschaftspolitisch
auf Wachstum. Die Inflation zwingt Bürger und Unternehmen zu erhöhtem Konsum,
weil ihr Geld ansonsten massiv an Wert verliert.